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vorzubcreiten. der Graf kam seiner Instruction ge-
treulich nach und der Prinz, welcher ohnedem von
einem wilden Naturell war, ward dadurch so ein-
genommen, daß er sich einem gewissen Stolze er-
gab, den er bey verschiednen Gelegenheiten selbst
gegen seinen sanftmüthigen Bruder blicken ließ.
Llotar brachte gemeiniglich, von dem geheimen
Kummer gequält, feine Nachte sehr unruhig zu, er
erwachte also auch immer sehr früh und alsdenn ver-
wechselte er gern die Einsamkeit semes Lagers mit
derjenigen, die der frühe Morgen über den Schloß-
garten verbreitete. Man war es schon seit langer
Zeit gewohnt, daher getraute sich niemand ihn auf
diesen Spatziergängen zu begleiten Einsmals folgte
er auch diesem Triebe und war in seinen Gedanken
vertieft einige lange Aleen hinabgegangen, dre zu ei-
ner Grotte führten, worinn er ein wenig auszuru-
hen gedachte. Er war unvermerkt an den Eingang
derselben gekommen, als er mit grossen Erstaunen
seinen Bruder darinn fand, welcher die Prinzeßinn
Büichild auf das zärtlichste umarmte. Dieser An-
blick goß Erstaunen, Verdruß und Eifersucht in sei-
ne Seele. Die Prinzeßin, welche ihn am ersten ge-
wahr ward entriß sich sogleich und entflöhe von
Schaam und Verdruß durchdrungen ohne ein Wort
zu reden: Lhilderlch aber fuhr hastig auf und sagt:
Wer führt euch, Unglücklichen, hieher? —
Mein
vorzubcreiten. der Graf kam seiner Instruction ge-
treulich nach und der Prinz, welcher ohnedem von
einem wilden Naturell war, ward dadurch so ein-
genommen, daß er sich einem gewissen Stolze er-
gab, den er bey verschiednen Gelegenheiten selbst
gegen seinen sanftmüthigen Bruder blicken ließ.
Llotar brachte gemeiniglich, von dem geheimen
Kummer gequält, feine Nachte sehr unruhig zu, er
erwachte also auch immer sehr früh und alsdenn ver-
wechselte er gern die Einsamkeit semes Lagers mit
derjenigen, die der frühe Morgen über den Schloß-
garten verbreitete. Man war es schon seit langer
Zeit gewohnt, daher getraute sich niemand ihn auf
diesen Spatziergängen zu begleiten Einsmals folgte
er auch diesem Triebe und war in seinen Gedanken
vertieft einige lange Aleen hinabgegangen, dre zu ei-
ner Grotte führten, worinn er ein wenig auszuru-
hen gedachte. Er war unvermerkt an den Eingang
derselben gekommen, als er mit grossen Erstaunen
seinen Bruder darinn fand, welcher die Prinzeßinn
Büichild auf das zärtlichste umarmte. Dieser An-
blick goß Erstaunen, Verdruß und Eifersucht in sei-
ne Seele. Die Prinzeßin, welche ihn am ersten ge-
wahr ward entriß sich sogleich und entflöhe von
Schaam und Verdruß durchdrungen ohne ein Wort
zu reden: Lhilderlch aber fuhr hastig auf und sagt:
Wer führt euch, Unglücklichen, hieher? —
Mein