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Arndt, Paul
Studien zur Vasenkunde — Leipzig, 1887

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https://doi.org/10.11588/diglit.33498#0179
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wiederholt. Aber auch anf ita,lischen Yasengemälden hegegnen
wir vereinzelt Reminisc&nzen an Werke der hohen Kunst, wie
in dem Bilde, das man mit einer Metope des Parthenon in Ver-
bindung gebracht hat (Michaelis, Parthenon p. 139). Geniigt in-
dess das seltene Vorkommen derartiger Beispiele, um daraus den
attischen Ursprung der Vasen zu postulieren? Gewiss nicht! Wir
wissen zwar nichts von Reproduktionsverfahren der Alten, die
eine Verbreitung berühmter Kunstwerke in alle Weltgegenden
ermöglicht hätten; aber die Existenz gewisser Vorlagebücher oder
Modellfiguren und -Pinakes, wie sie Strube (s. §. 73) für die süd-
russischen Vasen, Brunn fiir die etruskischen Urnen wahrschein-
lich gemacht hat und die wir auch fiir die unteritalischen Vasen
kaurn werden ableugnen können, würde diese Erscheinungen in
vollkommen genügender Weise erklären. Hier ist noch ein
Punkt, wo, ivie ich glaube, künftige Forschung mit Erfolg ein-
setzen kann.
In ähnlicher Weise werden sich noch manche andere Be-
denklichkeiten, welche z. B. die Typik einzelner Gcstah.cn und
Scenen oder die litterarische Entwicklung der Sagenstoffe betretl'en,
erledigen las^en. Wir haben es eben bei den Vasengemälden
nicht mit den vereinzelten Arbeiten eines imitierenden Hand-
werkers zu thun, sondern mit den Produkten grosser, ausgedehn-
ter Gefässfabriken, welche mit den vorziiglichsten Mitteln zur
Imitation, künstlerischen Vorlagen, schriftlichen Anweisungen
ausgestattet sein mochten. Warum soll es im Altertum anders
wie in der Gegenwart gewescn sein, welche Arbeiten der Ivlein-
kunst im Renaissance- und Barockstil in grössten Mengen ver-
fertigt, die das feinere Auge aber doch sofort als Nachahmungen
erkennt? Und die Meissner Porzellanmanufaktur fabriciert heute
wie vor 100 Jahren ihre zierlichen Rococohgürchen, nur damals
naiv, heute bewusst. Ich fand unlängst in einer Dresdner Zei-
tung die Nachfrage der ))8ächsischen Porzellanfabrik zu Pot-
schappel« nach 4 Watteaumalern, 3 Blumenmalern und 2 Mythologie-
malern, und ebenso mochte es im Altertum sein. In der ))kam-
panischen Vasenfabrik zu Nolaff arbeitete Exekias als ))Mythologie-
maler« im älteren Stile, Euphronios als ))Mythologiemalei(f im
jüngeren, Hierons Specialität waren die Liebesbilder, Duris bril-
lierte in Palästra- und anderen Genrcscenen. Der eine zog, wie
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