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Bei den Griechen tind Römern geschah Ersteres durch Einkerkerung in
öffentlichen Gefangnisshäusern oder durch Verurtheilung auf einige Zeit
unter strenger Aufsicht zur Arheit in Bergwerken, in Steinbrüchen, in den
Katakomben, zum Buzolane-Graben oder beim Schiffbau angehalten zu werden.

Letzteres geschah durch die Beraubung des Lebens oder durch ewige
Verweisung des Landes.

Die Ruhe und Sicherheit des Staats und seiner Individuen erfordert
auch heut zu Tage die strengste Unterdrückung des physischen und geistigen
Wirkens einer ganz verdorbenen Menschenklasse, aber nur zu hart sind
jetzt oft noch die Mittel, wo zuweilen Misselhäter, die ihre ganze Lebzeit
in feste Verwahrung gebracht, mit den minder boshaften, als irre geführten
Menschen auf einige Zeit zusammen eingekerkert werden, durch deren
verderblichen Umgang Letztere statt gebessert, im Laster oft unterrichtet
werden.

Eine Separation von solchen Menschen muss dalier eine der wichtigsten
Bestimmungen and Anordnungen eines öffentlichen Zuchthauses seyn.

Untersucht man aber noch genau die innere Einrichtung — man darf
sagen — unserer meisten Zuchthäuser, so findet man Schauer erweckende,
ungesunde Klüfte, wo man kaum noch lebend scheinende Menschen erblickt,
die zur Besserung hier aufbewahrt werden sollen, und grösstenteils diese
geistige Prüfungszeit mit dem Verlust ihrer Gesundheit, ihres physischen
Wohls einbüssen müssen.

Betrachtet man noch ferner die Lage von solchen Verbrechern, die ihre
ganze Lebzeit hier im elendesten Zustande einer abwelkenden Pflanze
zubringen müssen, so kann man ohne Wehmuth nicht den tiefen Eindruck
verbergen, dass man diesen Menschen lieber den Tod, als ein solches
Leben, wo sie ihrer kränklichen Lage halber kaum mehr arbeiten können,
wünschen möchte.

Was ein Geistlicher einst vor seinem Könige in Frankreich in folgender
Rede erwähnte, passte in vieler Hinsicht gewiss noch auf manche
Zuchthäuser.

Er sagt nämlich (in Howard über Zuchthäuser, Pag. 208):
«Die Beschaffenheit der Gefängnisse in Ihrem Reiche muss dem Un-
empfindlichsten, der sie besucht, Thränen auspressen. Ein Ort der

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