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— 55 —

UEBER KIRCHEN.

Eine Gottheit, die das Weltall zu seiner Vollendung schuf, und seinen
Kreislauf regiert , schuf auch in jedem seiner Geschöpfe ein besseres
Selbst, die Ehrfurcht für eine Gottheit.

Der Wilde betet in seiner Wüste in der freien Natur seinen Schöpfer
an, Ihm vertraut er allein sein Leben in der wilden Einsamkeit an.

Die Griechen, Römer etc. verehrten in jeder guten Eigenschaft eine
besondere Gottheit. Wir Christen knieen vor dem Schöpfer aller Wesen,
in den Personen der vereinigten Gottheit. Allen gibt ein höheres Bewust-
seyn, das innere Gefühl seines bessern Selbst's die Seele, den Trost einem
allmächtigen Vater uns anzuvertrauen; durch ihn finden wir Ruhe im
Leiden, durch ihn führt die Schickung uns Freuden zu, für die wir
ihm anbetungsvoll danken. Jedes bessere Gefühl im Menschen leitet
auf diesen Richtungspunkt eine Gottheit anzubeten , und die Religion,
die im Menschen selbst lag, führt uns allgemein zum unendlichen Zweck,
einer frohen Zukunft im ewigen Leben entgegen zu sehen.

Alles dieses vereinigt jeder Mensch, allgemein stehen wir mit unsern
Wünschen vor dem Richter aller Handlungen ; was gibt's also wohl
Edleres und Beruhigenderes, als in Verbindung und Gemeinschaft unsern
Schöpfer und Wohlthäter anzurufen?

Diese so wahren und richtigen Grundideen müssen besonders den Bau-
meister bei Erbauung eines Tempels leiten. Durch Einfachheit und etile
Einfalt kann er zur allgemeinen frommen Anbetung und Annäherung des
Allmächtigen stimmen. Durch unnöthig verschwendete Pracht zieht er
die Aufmerksamkeit und stille Andacht von sich; die Religion selbst spricht
sich so einfach für Jeden aus, so muss desgleichen auch ein Gotteshaus
alicemein zur Feier und Andacht beitragen.
 
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