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haut erkannt und ihren Charakter durch mehrere Abbildungen versinnlicht; allein seine
Beobachtungen sind theils gar nicht beachtet worden, theils hat man gegen sie Zweifel
erhoben, weil sie unter dem Mikroskop gemacht wurden, wodurch Mascagni sich
schon zu mehreren irrigen Behauptungen bestimmen liefs. Wir müssen daher Fohmakk's
Fleifs und Geschicklichkeit im Einspritzen der Lymphgefäfse den wichtigen Aufschluß
danken, den wir über die Natur der durchsichtigen Augenhaut erhalten haben. Unter
den vielen und schönen Beobachtungen, durch die dieser gewandte und geübte Zerglie-
derer die Lehre vom Saugadersystem, besonders dessen Verhalten und Anordnung in
verschiedenen Organen des Körpers bereichert hat, ist diese Entdeckung ohne Zweifel
eine der herrlichsten und glänzendsten.

Einige Anatomen und Ophthalmologen haben die Hornhaut zu den einfachen Ge-
weben gerechnet und sich besonders bemüht, ihre Aehnlichkeit mit der Epidermis
nachzuweisen. Die Gründe, welche sie für ihre Ansicht aufstellten, sind ohngefähr
folgende : 1) Die Hornhaut besitzt keine Nerven und zeigt keine Empfindlichkeit im ge-
sunden und kranken Zustande. 2) Zu keiner Zeit des Lebens kann man in ihr Blutgefäfse
sichtbar machen, und selbst bei Krankheiten derselben hat man niemals, so lange sie
nicht in eine andere Substanz verwandelt wird, Gefäfse wahrgenommen. 3) Weder die fein-
sten Injectionen, noch mikroskopische Untersuchungen können in der Hornhaut solche lym-
phatische oder seröse Gefäfse nachweisen, wie man sie hie und da annimmt. 4) Es entstehen
in der Hornhaut Eiterpusteln und Geschwüre ohne Röthe. Fremde Körper, selbst wenn
sie lange in der Hornhaut stecken , erregen keine Entzündung und unmittelbar auch
meistens keine Eiterung, sondern nur, wenn sie die Conjunctiva reizen. 5) Gefäfse, welche
man zuweilen in der Hornhaut zu sehen glaubt, gehören der Conjunctiva an, welche auf-
schwillt und dadurch so dick wird, dafs man Gefäfse in ihr leicht für solche der Cornea
hält. 6) Sie besitzt, wie die Epidermis ein bedeutendes- Reproductionsvermögen; denn
sie ersetzt sich wieder und oft sehr vollkommen, wenn sie auch in einem bedeutenden
Grade verletzt ist. T) Wunden der Hornhaut heilen, ohne dafs die Durchsichtigkeit
leidet. 8) Sie besitzt einen hohen Grad von Elasticität, wie die Oberhaut. 9) Sie be-
steht wie sie aus mehreren Lamellen. 10) Sie ist denselben Abnormitäten, Excrescenzen
u. s. w. ausgesetzt.

Alle diese Grüude, einige abgerechnet, die, wie wir nachher zeigen werden, irrig
sind , beweisen offenbar nur, dafs die Hornhaut im normalen Zustand keine Blutgefäfse
hat, nicht aber, dafs sie ein einfaches epidermisartiges Gewebe ist. — Dagegen hat
man 38) viele andere Erscheinungen und Thatsachen angeführt, die die Verschiedenheit

38) Hildebrandt's Anatomie, von Weber. B. I. S. 227.
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