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der Inconsequenz beschuldigen und behaupten, dafs er sich keine klare, und im Einzelnen
übereinstimmende Vorstellung von dieser vermeintlichen serosa oculi gemacht hat.

Uebrigens haben wir hiervon genug gehandelt, und eigentlich mehr als es die Sache
verdient; denn die nach Jacob benannte Haut existirt im lebenden Auge nicht, ist im
todten keine seröse Membran, sondern eine Schleimschichte, welche die Retina bedeckt,
ein Niederschlag aus dem schwarzen Pigment. Zu dieser Ueberzeugung gelangte ich,
ob ich gleich früher der Meinung war, dafs eine seröse Haut zwischen der Retina und
Chorioidea vorhanden sey, durch vielfache und verschiedenartige Nachsuchungen. In
frischen Thier- und Menschenaugen war es mir nie möglich, dieselbe aufzufinden,
obgleich ich sie immer in Augen, die einige Tage alt waren oder mehrere Stunden in
Wasser gelegen, deutlich wahrnahm. Seröse Membranen lassen sich nun aber, wenn sie
auch noch so fein sind, im frischen Zustand leicht darstellen und als solche erkennen.
Ferner hat die Schleimschichte der Retina zu wenig Consistenz, als dafs man sie für
eine Membran erklären könnte; denn im Wasser läfst sie sich sehr leicht zertheilen,
was doch bei der zartesten serosa nicht statt findet. Endlich bietet sie unter dem
Mikroskop und an injicirteu Augen betrachtet, keine besondere Structur dar: man nimmt
in ihr keine Blutgefäfse , keine Saugadern wahr, sondern sie zeigt sich hier ganz wie
der Schleim des schwarzen Pigments, den man in macerirten Augen leicht vom Färbstoff
getrennt untersuchen kann, aus höchst kleinen Kügelchen zusammengesetzt. Diese
Gründe sind mit Berücksichtigung des oben bemerkten Verhaltens des schwarzen Schleims
zu Wasser hinreichend, um uns zu überzeugen, dafs es keine JACOß'sche Haut, keine
besondere seröse Membran zwischen Gefäfs- und Nervenhaut gibt, sondern dafs das , was
man seit Jacob als solche angesehen hat, nichts anders als ein Niederschlag des Pigments,
eine Schleirnschichte auf der Retina ist. Diese Schichte hat man übrigens schon vor
Jacob gekannt, und es zeugt wahrlich von grofser Unkenntnifs in der Geschichte der
Anatomie des Auges, von einer tadelnswerthen Unbekanntschaft mit den Leistungen
unserer Vorfahren, wenn wir die Schleimschichte der Markhaut nach einem Manne
benennen, welcher sie nicht einmal so richtig in ihrem Wesen erkannte, als ein älterer
Zergliederer, nämlich Walteb. Wenn gleich Hovius 30) mit seiner innersten Lamelle der
Chorioidea, die er m. papulosa nennt, diese Schichte zu meinen scheint, so läfst sich
doch darüber nicht entscheiden, weil seine Angabe zu unbestimmt ist. Der alte Walter 40)
aber hat in seiner vorzüglichen Schrift über die Venen des Auges dieselbe bei Gelegenheit
wo er die Untersuchung des Auges eines Negers mittheilt, sehr richtig mit folgenden wenigeu
Worten bezeichnet: Facies interna chorioideae membranae a foramine, per quod retina

39) Tractatus de huraorum motu in oculia. p. 34.

40) De venia oculi etc. p. 22.

F. Arnold, Anat. u. physiol. Untersuchungen. 9
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