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„Man nimmt durchgängig und mit Recht an, dafs der markige Theil der Retina inwendig
mit einer serösen Haut überzogen ist. Der Ursprung und die Endigung dieser Haut
werden aber sehr verschieden angegeben. Ich habe mich überzeugt, dafs dieselbe bei
allen Wirbelthieren zugegen ist, bei allen aus der Insertion des Sehnerven entspringt und
bei allen sich an der hinteren Fläche der Strahlenplatte endigt." — Nirgends habe ich
eine solche Membran unter der Retina erwähnt gefunden, sondern, meines Wissens, steht
so ziemlich allgemein die Annahme fest, dafs innen mit der Markschichte zunächst und
innig die Gefäfs- oder Zellschichte verbunden sey. Einige Anatomen nennen die innere
Schichte Arachnoidea, bemerken aber dabei, dafs sie fibro-vasculärer Natur sey/1

Der Ansicht der meisten Anatomen steht die Behauptung von Wardrop 27) ent-
gegen, dafs die äufsere der Chorioidea zunächst liegende Fläche sehr gefäfsreich, die
innere an die Hyaloidea glänzende markig sey. Die erste soll Nerven vom ganglion
ophthalmicum bekommen, die zweite einzig aus Marksubstanz bestehen. — Mehrere
glückliche Injectionen der Gefäfse des Auges haben mich vollkommen überzeugt, dafs
die Arterien und Venen an der inneren und nicht äufseren Fläche der Markhaut Netze
bilden, und diese sehr leicht von innen, schwer aber von aufsen in ihrer wahren Form
erkannt werden.

Es ist von grofser Wichtigkeit, die ursprüngliche Structur der Netzhaut zu erforschen,
und diefs nicht allein in so fern, als dieselbe das edelste und bedeutungsvollste Gebilde
des Auges ist, sondern auch, weil in ihr die Endigung eines Nerven sich uns am erkenn-^
barsten und deutlichsten darstellt. Man hat sich daher schon seit den frühesten Zeiten
damit beschäftigt, den Bau dieser Haut nicht blos beim Menschen, sondern auch bei
Thieren zu erkennen, und ist auf verschiedenen Wegen zu sehr verschiedenen Resultaten
gelangt. So wie ältere Zergliederer sich über diesen Gegenstand in ihren Ansichten darin
von einander unterscheiden, dafs sie die Retina entweder ,blos als eine Ausbreitung des
markigen Theils des Sehnerven, oder als ein Gewebe von Nervenfasern, deren Gröfse
sie verschiedentlich bestimmten, oder endlich als eine Sammlung von sehr kleinen Kügel-
chen , die in keiner bestimmten Ordnung gelegen seyen und sich nicht zu Fasern anein-
ander reihten, betrachteten; eben so sind die Meinungen in unserer Zeit in der Art
getheilt, dafs die Einen jener, die Anderen dieser Ansicht huldigen, und Viele, besonders
auf vergleichend - anatomische Untersuchungen sich stützend, behaupten, die Markhaut
habe einen fibrösen Bau, der nur wegen der grofsen Weichheit und Brüchigkeit dieser
Membran nicht erkannt werde.

Fontana 2S) ist es hauptsächlich , welcher uns über die Natur der Netzhaut sehr schöne

27) A. n. O. Gnp. 41.

28) Ucbcr das Viperngift. S. 375. ff.
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