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Arnold, Friedrich
Die Physiologische Anstalt der Universität Heidelberg von 1853 bis 1858 — Heidelberg, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.15146#0111

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werden, so schwindet doch die Reizbarkeit früher als an der atmos-
phärischen Luft unter übrigens gleichen Verhältnissen.

Da nun aber die Gliedermusken und das Herz des Frosches
sowohl im Vacuum wie auch in indifferenten Gasen längere Zeit
auf Reize zucken und sie noch reizbar bleiben. wenn man nach
einer Evacuation bis auf l'/2"' Wasserstoff oder Stickstoff in den
Recipientcn leitet, ja selbst wenn man das indifferente Gas wieder
auspumpt und zum zweiten Male Wasserstoff oder Stickstoff ein-
strömen lässt. so kann man mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass
mit der Entfernung des Sauerstoffs nicht nothwendig vollkommne
Reizlosigkeit der Muskeln eintritt. Mit Bestimmtheit lässt sich diese
Meinung nicht aussprechen, weil die Möglichkeit nicht in Abrede
gestellt werden kann, dass selbst nach wiederholter Evacuation in
der die Muskelsubstanz durchdringenden Feuchtigkeit Sauerstoff
diffundirt ist.

Durch die Versuche von Alex. v. Humboldt, G. Liebig und
Castell ist bewiesen, dass die Muskeln in einer 0 haltigen Atmos-
phäre länger leben und reizbar bleiben, als in einer 0 freien und
dass sie während ihrer Zuckungsfähigkeit Sauerstoff aufnehmen und
Kohlensäure abgeben. Es ist aber durch dieselben nicht dargethan,
dass die Reizbarkeit nothwendig erlischt, sobald sie den vorhan-
denen Sauerstoff in der Form der Kohlensäure ausgeschieden haben.
Bestätigt sich bei ferneren Versuchen die von mir gemachte Beob-
achtung, derzufolge die Reizbarkeit der Muskeln der hinteren Ex-
tremität eines Frosches in einer Wasserstoffatmosphäre zu einer
Zeit noch fortbesteht, in der die Muskeln keine bemerkbare Menge
von Kohlensäure an dieselbe abgeben, so müssen wir annehmen,
dass die Muskeln. im Falle sie feucht erhalten werden, auch ohne
Sauerstoff kurze Zeit reizbar bleiben. Hierdurch erleidet der Lehr-
satz, dass der Sauerstoff eine wesentliche Bedingung für die Mus-
kelreizbarkeit; ist, keine Beeinträchtigung, sondern er wäre nur ge-
nauer dahin auszudrücken, dass der Sauerstoff zur Constitution und
zur Restitution der contractilen Fasern unentbehrlich ist, dass aber
eine kurze Zeit die Muskeln auch ohne Sauerstoff für Reize ein-
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