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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1.1967

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II.
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Chadraba, Rudolf: Zwei Welten im Bilde: zu den antiken Grundlagen dualistischer Komposition
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https://doi.org/10.11588/diglit.51369#0091

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klasmus) und einer gleichwertigen Triumphierung
über den Gegensatz mit denselben prächtigen,
kostspieligen Mitteln — was dem Feind genützt
hat, wird uns jetzt zur Macht oder zur Abwehr
nützen. Das magische Grundverhalten gegenüber
dem Kunstwerke läßt sich dabei nicht verkennen.
Auch nicht dort, wo der Gegensatz nachgeahmt
und darüber noch vermehrt, durch eine Mehr-
leistung überwunden werden soll.
Ich möchte dafür eine Gruppe eigengewählter
historischer Beispiele anführen, die zugleich zu
dem Problem „Antithese im Bilde“ hinüber-
leiten. Riccardo Finzi schreibt von den Antonio
Allegri zugeschriebenen Fresken im alten Palazzo


2. Karl ZI'. und Anna von Schweidnitz, Wandmalerei
■mit Intarsie, Burg Karlstein, um 1357.

bei Principi di Correggio, im großen Saal:3 die
Witwe des Grafen Borso da Correggio, Francesca
von Brandenburg, ließ den Bau vor 1504 errichten.
Ein Fries von Rankenornamenten unter einem
Gesims laufend zeigt die Köpfe des Grafen und
der Francesca im Profil zueinander gekehrt,
groteskenartig in das Motiv eingeflochten, unter
dem Kopf des Grafen erscheint an einer Stelle
ein cartello mit Initialen Q. C. N., was Finzi als
Quiscontra nos? Wer gegen uns? (wenn der Kaiser
mit uns ist) deutet. Ein anderes cartello trägt die
Inschrift S. P. Q. R., ein drittes das Datum der
Freske 1508. Auch das S. P. Q. R. deutet an eine
Beziehung zur Kaisertradition, zum Römischen
Reich. Wenn wir die Brandenburgische Herkunft
der Auftraggeberin in Betracht ziehen, werden wir
mit umso größerer Berechtigung die auf der
Wand gemalte (Abb. 1) Supraporta der Hl. Katha-
rinenkapelle der Burg Karlstein, mit dem Doppel-
porträt eines Kaisers und einer Kaiserin damit
vergleichen. Der einzige Unterschied in der
Stellung der Figuren besteht im Dreiviertelprofil
der Kaiserin von Karlstein. Karl IV. und Kaiserin
Anna von Schweidnitz ließen hier um 1360 den
Figuren ihre eigene Züge einprägen, obwohl an
ein direktes Porträt selbstverstädlich nicht zu
denken wäre, das Bild ist ein direktes Gegenüber
des Altars. Der ikonographische Typ ist hier
die Exaltatio Sanctae Crucis, Erhöhung des hl.
Kreuzes durch Kaiser Konstantin und seine
Mutter die hl. Helena. Unwiderlegbar be-
wiesen ist uns die Bedeutung dadurch, daß
dieselbe weibliche Figur, nur spiegelverkehrt in
der Initiale E als Elena (Helena), das hl. Kreuz
haltend, im Antifonar von Vorau cod. 259 (um
1360, also gleichzeitig) erscheint.4 Die Sache ist
jedoch noch komplizierter. Seitdem in der Hagia
Sophia Kaiser Konstantin und die hl. Helena
das Kreuz erhebend frontal im Mosaik abgebildet
wurde, hat sich der Typ nicht nur in fast alle
byzantinischen und byzantinoslavischen Kirchen

3. Anna von Schweidnitz als hl. Helena, Initiale des
Antifonars von Vorau, Klosterbibliothek Vorau, um
1360, cod. 259.

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