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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 3.1969

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Nr. 2
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Kohút, Leo: Kryštalizácia bauhauzovských estetických princípov v typografii
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Junghanns, Kurt: Das Bauhaus und die Kathedrale der Zukunft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31181#0283

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Zum Kristallisierungsprozess der esthätischen Prinzipien der Bauhaus-TypograAe

Die Bauhaus-Typografie ist von den charakteristischen Merkmalen einer Lehranstalt gekennzeichnet, welche das
Experiment zur methodologischen Grundlage für die handwerkliche und künstlerische Erziehung gemacht hat.
Doch so wie in den anderen Kunstfächern, strebte das Bauhaue auch in der Typografie zu keinem besonderen
Stilausdruck.
Wie unterschiedlich man die Funktion der Typografie auffasste, geht bereits von der verschiedentlichen
Benennung hervor, mit welcher die Theoretiker im und ausserhalb des Bauhauses die funktionelle Typografie
bezeichneten. Manche nannten sie, analogisch zur gleichnamigen Richtung des Neuen Sachlichkeit in der bildenden
Kunst, die ,,sachliche Typografie". Oft wurde sie, im Zusammenhang mit dem Elementarismus von Doesburg als
,.elementare Typografie" bezeichnet, weil man doch die Groteskschrift, das abstrakte Ornament und elementare
geometrische Elemente bevorzugte. Tschichold nannte sie im Gegensatz zur klassischen Typografie, einfach, die
,,neue Typografie".
Ein Pionier und Theoretiker der funktionellen Typografie war im Bauhaus Moholy-Nagy (1895—1946). Zusammen
mit Gropius war er für die Herausgabe der Bauhausbücher verantwortlich. Vom Jahre 1925 bis 1931 sind von den
geplanten 50 Bänden 14 erschienen, davon wurden 12 von Nagy auch gestaltet, zwei davon hat er geschrieben.
Die Ergebnisse seiner langjährigen Experimente auf dem Gebiete der Typografie hat Nagy nach 1925 in der Studie
,,Zeitgemässe Typografie, Ziele, Praxis, Kritik" zusammengefasst. Nagy setzt sich für eine Typografie und
Gestaltung ein, welche sich auf zeitgemässe Technik und Geschmack stützen soll. Sehr viel Erwartungen setzte
Nagy auf die Entfaltung der Reproduktionstechnik, sie soll die Voraussetzungen für eine neue, auf die optischen
Erlebnisse basierende Typografie, schaffen.
Die funktionalistischen Prinzipien der Bauhaus-Typografie haben sich in der Dessauer Zeit herauskristallisiert.
Damals war die grafische Werkstätte in Händen von Herbert Bayer, der sich vorallem intensiv mit dem Schriften-
Problem befasste und selbst einige entworfen hat, so z. B. die Universal-Grotesk. Die Hauptzüge der Typografie,
die mit der Dessauerperiode verbunden sind, lassen sich folgend zusammenfassen:
1. Orientierung auf elementare Schrift- und Ornamentformen,
2. Betonung des Entwurfes und der Konstruktion der Drucksorten,
3. Gebrauch von normalisierten Papierformaten.
Interessant waren die Auswirkungen der funktionellen Typografie auf die Druckkultur ausserhalb des Bauhauses.
Zum bedeutendsten Theoretiker und Praktiker des Funktionalismus in der Typografie, wurde Jan Tschichold.
Seine Arbeiten aus den 20. und 30. Jahren hatten weltweite Bedeutung und wirkten sich entscheidend auch auf
die avantgardistische Kunst in der Tschechoslowakei aus. Tschichold hatte direkten Einfluss auch auf die
Kunstgewerbeschule in Bratislava und der bedeutendste Vertreter eines Funktionalismus Tschicholder Richtung
war hier der Architekt Zdeněk Rossmann.

Kurt Junghanns
Das Bauhaus und die Kathedrale der Zukunft

Die Geschichte des Bauhauses kennt eine Anfangs-
etappe, die allgemein als die expressionistische
Phase seiner Entwicklung bezeichnet wird. Als
die Hauptzeugnisse dieser Etappe werden das
Haus Sommerfeld von 1921 und das Denkmal
für die Märzgefallenen von Walter Gropius immer
wieder genannt.
Die expressionistische Richtung war in der
deutschen Architektur bekanntlich nur kurze
Zeit wirksam. Am Bauhaus ging sie schon 1921/
1922 zu Ende. Zweifellos hat das Bauhaus damals

auch die geringste Ausstrahlung auf die allgemeine
schöpferische Entwicklung gehabt. Erst die Über-
windung des Expressionismus öAnete das Tor
zu einem realistischen und für die neue Form-
gebung wichtigem Schaffen.
Trotzdem ist die Anfangsetappe nicht bedeu-
tungslos. Sie gehört zum Wesen des Bauhauses,
auch wenn sie zu dem einheitlichen Bild der
späteren Phasen scheinbar in Widerspruch steht
und die Auffassungen darüber heute noch recht
zwiespältig sind. Demi sie brachte das hervor,

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