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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 5.1971

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Saučin, Ladislav: Die slowakische Kunst der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.51699#0020
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manifestierte (Bildnis der Frau Blasy, 1863; Bild-
nis der Hermina Probstner-Prihradná, 1873).
Wichtig sind natürlich auch die anderen Schaf-
fenszweige Boemm’s. Auch in ihnen wird das Licht
als wesentlichstes Kompositionsmittel angewandt.
In seiner zugespitztesten Form kommt es nicht
nur im historischen Gemälde Matúš Čák aus Trenčín
(1850-Jahre) zur Geltung, sondern auch in interes-
santen kleinformatigen Werk Am Dunaj ec. Die
Genre-Szene wird durch ein kontrastes Fortissimo
und einer plastischen Analyse der abgebildeten
felsigen Gegend erfasst. Romantisch pointiert ist
auch ein weiteres Werk Boemm’s, das Aquarell
Starý Smokovec mit Slavkovspitze (um 1859).
Július Gundelfinger (1833-1891) ist eine
Persönlichkeit eigentlich eher eines Romanschrift-
stellers, als eines Kunsthistorikers wert. Die äus-
seren Begebenheiten und psychologischen Grund-
lagen seines ungezügelten und donquichothaften
Lebens sind nämlich in ihrer Wesensart von grös-
serer Einmaligkeit und Bedeutung als sein Kunst-
werk. Von einer kleinadeligen Grundbesitzer-Fa-
milie stammend, war Gundelfingers Laufbahn für
eine militärische Karriere vorbestimmt. Die Kadet-
ten- und Offizierszeit verbrachte er in Böhmen.
Erst nachher begann er entgegen den Willen seiner

Familie mit einem Privatstudium der Malerei
(Wien bei Rahl, Düsseldorf, München). Dann wech-
seln in seinem Leben Hass gegen den gräflichen
Ziehvater und der Mutter, ein verspätetes Erken-
nen seines Stiefbruders und dessen Erziehung, eine
ungleiche Ehe mit dem eigenen Vormund und
Beschützerin, Tötung im Duell, Gefängnis, Rechts-
klagen mit der ganzen Welt — die erste Klage
führt er gegen die eigene Mutter — und am Ende
die ungleiche Ehe mit einer Zigeunerin in einem
verfallenen Schloss.7
Was die künstlerischen Motive Gundelfingers
betrifft, sind diese ausschliesslich in der Slowakei
verankert und spannen sich nicht nur über die
Zips, sondern auch über die Gebiete von Šariš,
Orava, Považie und Zemplin. Anfangs reizten
besonders Burgen seine Vorstellungskraft (Schloss
Orava, 1865J, weiters verfallene Adelshöfe und
zuletzt vorabendliche Stimmungen in Flusstälern
und die Tatra (Herbstmorgen im Waagtal; Lipove-
cer Tal, 1873; Balkon am Schloss eines verarmten
Adeligen; Strečno; Kriváh). Doch schien es, als
ob es dem Künstler an atmosphärischem Sehen
mangelte. Vielleicht führte ihn in den letzten
Jahren seines Lebens die Sehnsucht, diesen Mangel
zu beseitigen, dazu, dass er vorweg den Himmel

Karol Scheidlin: Flüchtende Hasen, Oel, um 1870


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