DOI Heft:
Nr. 1-2
DOI Artikel:Parello, Daniel: Zum Verhältnis von Architektur und Glasmalerei am Beispiel der Marburger Elisabethenkirche
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.51710#0025
ŠTÚDIE / ARTICLES
ARS 37, 2004, 1-2
Zum Verhältnis von Architektur
und Glasmalerei am Beispiel der Marburger Elisabethkirche*
Daniel PARELLO
Wer sich die Marburger Elisabethkirche einmal
genauer ansieht, dem werden sofort gewisse Unstim-
migkeiten zwischen Architektur und Ausstattung ins
Auge fallen [Abb. 1, 2]. Im Ostchor befinden sich
nämlich in einer hochgotischen Architekturumge-
bung noch ganz spätromanische Glasmalereien [Abb.
Dieses Phänomen wurde schon von Arthur Hase-
loff gesehen, und es rührt zunächst wohl daher, dass
der Deutschorden als Bauherr für sein Projekt zwar
einen im Westen geschulten Architekten gewinnen
konnte, die erste Farbverglasung jedoch einer mit-
teldeutschen Werkstatt anvertraut hat.1 Offensicht-
lich war dieser Kulturraum noch um 1240 für Strö-
mungen aus Ost und West gleichermaßen offen, man
könnte hier auch von einer kritischen Offenheit spre-
chen, die durch Aufnahme und Ablehnung von Stil-
angeboten zu immer neuen und interessanten Stil-
vermischungen geführt hat. In Marburg, einem der
ersten gotischen Kirchenbauten auf deutschem Bo-
den, kommt es nun aber erstmals zur unmittelbaren
Konfrontation verschiedener Richtungen. Eben die-
se Konstellation ist es, die eine Untersuchung beson-
ders reizvoll macht.
* Der Text beruht auf einem Vortrag, den ich anlässlich des
XXI. Internationalen Colloquiums des Corpus Vitrearum
Medii Aevi (22. - 27. August 2002) in Brüssel hielt. Er liegt
abgewandelt in den Akten des Colloquiums in französischer
Sprache vor und trägt dort den Titel: Représentations archi-
tecturales au seuil du roman tardif et du gothique rayonnant.
Les figures en pied des vitraux du choeur est de l’ancienne
eglise de pélèrinage Sainte-Elisabeth à Marburg. In: Représen-
tations architecturales dans les vitraux. Dossier de la Commission
Royale des Monuments, Sites et Fouilles; 9- Brüssel 2002, S.
53-63- Der Beitrag wurde für den Abdruck in Ars aktuali-
siert und um einige Aspekte erweitert.
1. Marburg, Elisabethkirche, Grundriß. Repro: Michler 1984 (wie
Anm. 2), S. 8 (Zeichnung: Jürgen Michler).
HASELOFF, Arthur: Die Glasgemälde der Elisabethkirche in
Marburg. Berlin 1907, S. 18.
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ARS 37, 2004, 1-2
Zum Verhältnis von Architektur
und Glasmalerei am Beispiel der Marburger Elisabethkirche*
Daniel PARELLO
Wer sich die Marburger Elisabethkirche einmal
genauer ansieht, dem werden sofort gewisse Unstim-
migkeiten zwischen Architektur und Ausstattung ins
Auge fallen [Abb. 1, 2]. Im Ostchor befinden sich
nämlich in einer hochgotischen Architekturumge-
bung noch ganz spätromanische Glasmalereien [Abb.
Dieses Phänomen wurde schon von Arthur Hase-
loff gesehen, und es rührt zunächst wohl daher, dass
der Deutschorden als Bauherr für sein Projekt zwar
einen im Westen geschulten Architekten gewinnen
konnte, die erste Farbverglasung jedoch einer mit-
teldeutschen Werkstatt anvertraut hat.1 Offensicht-
lich war dieser Kulturraum noch um 1240 für Strö-
mungen aus Ost und West gleichermaßen offen, man
könnte hier auch von einer kritischen Offenheit spre-
chen, die durch Aufnahme und Ablehnung von Stil-
angeboten zu immer neuen und interessanten Stil-
vermischungen geführt hat. In Marburg, einem der
ersten gotischen Kirchenbauten auf deutschem Bo-
den, kommt es nun aber erstmals zur unmittelbaren
Konfrontation verschiedener Richtungen. Eben die-
se Konstellation ist es, die eine Untersuchung beson-
ders reizvoll macht.
* Der Text beruht auf einem Vortrag, den ich anlässlich des
XXI. Internationalen Colloquiums des Corpus Vitrearum
Medii Aevi (22. - 27. August 2002) in Brüssel hielt. Er liegt
abgewandelt in den Akten des Colloquiums in französischer
Sprache vor und trägt dort den Titel: Représentations archi-
tecturales au seuil du roman tardif et du gothique rayonnant.
Les figures en pied des vitraux du choeur est de l’ancienne
eglise de pélèrinage Sainte-Elisabeth à Marburg. In: Représen-
tations architecturales dans les vitraux. Dossier de la Commission
Royale des Monuments, Sites et Fouilles; 9- Brüssel 2002, S.
53-63- Der Beitrag wurde für den Abdruck in Ars aktuali-
siert und um einige Aspekte erweitert.
1. Marburg, Elisabethkirche, Grundriß. Repro: Michler 1984 (wie
Anm. 2), S. 8 (Zeichnung: Jürgen Michler).
HASELOFF, Arthur: Die Glasgemälde der Elisabethkirche in
Marburg. Berlin 1907, S. 18.
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