Schlosses Schielleiten zu.8 Beide Autoren hinterfrag-
ten den Ursprung des Stenggschen Stils und fanden
Vorbilder in der italienischen und böhmischen Archi-
tektur. Bedeutende Feststellungen über den Stil von
Johann Georg Stengg sind auch dem umfangreichen
Artikel Architektur des Barock in der Steiermark, einem
Werk von Renate Wagner-Rieger, zu entnehmen.9
Die Anfänge der kunsthistorischen Forschung
der steirischen Architektur auf der slowenischen
Seite reichen bis in die frühen sechziger Jahre des 20.
Jahrhunderts zurück. Die stilkritische Analyse von
Nace Sumi deutete auf eine Gruppe sakraler Archi-
tektur mit besonderer Qualität hin, die er nach der
Pfarr- und Wallfahrtskirche auf Sladka Gora (1743
- 1751) als „sladkogorska" Gruppe bezeichnete.
Dabei berücksichtigte Sumi auch die Kirchen auf
der österreichischen Seite der Steiermark, wie bei-
spielsweise die Pfarrkirchen in Ehrenhausen/Ernovž
und St. Veit am Vogau/Sv. Vid na Vogavi.10 Im Jahr
1969 veröffentlichte derselbe Autor die Monografie
Baročna arhitektura na Slovenskem [Barockarchitektur in
Slowenien], in der zum ersten Mal die These erwähnt
wurde, dass die zwischen den Jahren 1732 und 1735
erbaute Dreifaltigkeitskirche in Slovenské gorice
(Gradišče)/Windisch Büheln unter dem Einfluss von
Johann Georg Stengg entstand.11 Zu jener Zeit sahen
sich die Forscher der barocken Kunst auf dem Ge-
biet der Steiermark mit Schwierigkeiten konfrontiert,
die durch die Teilung des ehemaligen Landes und die
Grenze zwischen den neuen Staaten hervorgerufen
wurden. Obwohl die Grenze nicht geschlossen war,
wurde erst nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr
1989 und der Selbstständigkeitserklärung Sloweniens
im Jahr 1991 die Möglichkeit für eine ganzheitli-
chere Behandlung der einst auf beiden Seiten der
1. Gotika, Filialkirche der hl. Agnes, Außenansicht
Grenze tätigen Künstler geschaffen. Als ich bei der
Erstellung der Dissertation einen Teil auch der stei-
rischen Architektur widmete, versuchte ich daher,
sie möglichst ganzheitlich zu behandeln.12 Dabei
stellte ich fest, dass der Autor der Denkmalgruppe
„sladkogorska“ der Architekt Joseph Hoffer13 aus
Maribor/Marburg an der Drau ist und widerlegte die
8 MISCHAN 1971 (wie Anm. 7). MISCHAN, E.: Schloß Schiel-
leiten, ein Werk des steirischen Baumeisters Johann Georg
Stengg. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der Universität
Grau, 7,1972, S. 93-96.
9 WAGNER-RIEGER, R.: Architektur des Barock in der Steier-
mark, in: Tagungsbericht Dreiländer-Fachtagung der Kunsthistoriker
in Gra%. Graz 1972, S. 9-43.
10 SUMI, N.: Pregled baročne arhitekture v Sloveniji. In: Kronika.
Časopis ^a slovenská krajevno ^godovino, VIII/3, Ljubljana 1960,
S. 172. ŠUMI, N.: Ujubljanska harocna arhitektura. Ljubljana
1961, S. 67, 70, 94-103.
11 SUMI, N.: Baroma arhitektura. Ljubljana 1969 (Ars Sloveniaè), S.
38. Die These wurde noch wiederholt in SUMI, N.: hjubljanska
baroma arhitektura. Ljubljana 1961, S. 96.
12 KEMPERL, M.: Komarske cerkve - novogradnje 17. in 18. stoletja
na Slovenskem. Arhitekturni tipi, poslikave, oprema. Ljubljana 2001
(phil. Diss.). Die Dissertation wurde in teilweise abgeänderter
und ergänzter Form im Jahr 2012 veröffentlicht (KEMPERL,
M.: Arhitekturna tipologija romarskih cerkva v 17. in 18. stoletjuna
Slovenskem. Ljubljana 2012.
13 KEMPERL 2001 (wie Anm. 12), S. 167-185. KEMPERL,
M.: Josef Hoffer: Ein neuer Name unter den steirischen Ar-
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ten den Ursprung des Stenggschen Stils und fanden
Vorbilder in der italienischen und böhmischen Archi-
tektur. Bedeutende Feststellungen über den Stil von
Johann Georg Stengg sind auch dem umfangreichen
Artikel Architektur des Barock in der Steiermark, einem
Werk von Renate Wagner-Rieger, zu entnehmen.9
Die Anfänge der kunsthistorischen Forschung
der steirischen Architektur auf der slowenischen
Seite reichen bis in die frühen sechziger Jahre des 20.
Jahrhunderts zurück. Die stilkritische Analyse von
Nace Sumi deutete auf eine Gruppe sakraler Archi-
tektur mit besonderer Qualität hin, die er nach der
Pfarr- und Wallfahrtskirche auf Sladka Gora (1743
- 1751) als „sladkogorska" Gruppe bezeichnete.
Dabei berücksichtigte Sumi auch die Kirchen auf
der österreichischen Seite der Steiermark, wie bei-
spielsweise die Pfarrkirchen in Ehrenhausen/Ernovž
und St. Veit am Vogau/Sv. Vid na Vogavi.10 Im Jahr
1969 veröffentlichte derselbe Autor die Monografie
Baročna arhitektura na Slovenskem [Barockarchitektur in
Slowenien], in der zum ersten Mal die These erwähnt
wurde, dass die zwischen den Jahren 1732 und 1735
erbaute Dreifaltigkeitskirche in Slovenské gorice
(Gradišče)/Windisch Büheln unter dem Einfluss von
Johann Georg Stengg entstand.11 Zu jener Zeit sahen
sich die Forscher der barocken Kunst auf dem Ge-
biet der Steiermark mit Schwierigkeiten konfrontiert,
die durch die Teilung des ehemaligen Landes und die
Grenze zwischen den neuen Staaten hervorgerufen
wurden. Obwohl die Grenze nicht geschlossen war,
wurde erst nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr
1989 und der Selbstständigkeitserklärung Sloweniens
im Jahr 1991 die Möglichkeit für eine ganzheitli-
chere Behandlung der einst auf beiden Seiten der
1. Gotika, Filialkirche der hl. Agnes, Außenansicht
Grenze tätigen Künstler geschaffen. Als ich bei der
Erstellung der Dissertation einen Teil auch der stei-
rischen Architektur widmete, versuchte ich daher,
sie möglichst ganzheitlich zu behandeln.12 Dabei
stellte ich fest, dass der Autor der Denkmalgruppe
„sladkogorska“ der Architekt Joseph Hoffer13 aus
Maribor/Marburg an der Drau ist und widerlegte die
8 MISCHAN 1971 (wie Anm. 7). MISCHAN, E.: Schloß Schiel-
leiten, ein Werk des steirischen Baumeisters Johann Georg
Stengg. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der Universität
Grau, 7,1972, S. 93-96.
9 WAGNER-RIEGER, R.: Architektur des Barock in der Steier-
mark, in: Tagungsbericht Dreiländer-Fachtagung der Kunsthistoriker
in Gra%. Graz 1972, S. 9-43.
10 SUMI, N.: Pregled baročne arhitekture v Sloveniji. In: Kronika.
Časopis ^a slovenská krajevno ^godovino, VIII/3, Ljubljana 1960,
S. 172. ŠUMI, N.: Ujubljanska harocna arhitektura. Ljubljana
1961, S. 67, 70, 94-103.
11 SUMI, N.: Baroma arhitektura. Ljubljana 1969 (Ars Sloveniaè), S.
38. Die These wurde noch wiederholt in SUMI, N.: hjubljanska
baroma arhitektura. Ljubljana 1961, S. 96.
12 KEMPERL, M.: Komarske cerkve - novogradnje 17. in 18. stoletja
na Slovenskem. Arhitekturni tipi, poslikave, oprema. Ljubljana 2001
(phil. Diss.). Die Dissertation wurde in teilweise abgeänderter
und ergänzter Form im Jahr 2012 veröffentlicht (KEMPERL,
M.: Arhitekturna tipologija romarskih cerkva v 17. in 18. stoletjuna
Slovenskem. Ljubljana 2012.
13 KEMPERL 2001 (wie Anm. 12), S. 167-185. KEMPERL,
M.: Josef Hoffer: Ein neuer Name unter den steirischen Ar-
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