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NIEZNANE DZIEŁA KOLOŃSKIEGO MISTRZA KANONIKA VON CARBENA W POZNANIU

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UNBEKANNTE WERKE DES KÓLNER MEISTERS DER VON CARBENSCHEN
GEDACHTNISSTIFTUNG IN POSEN

Zusammenfassung
In den Museen Posens belinden sich zwei Skulpturen, die unerwartet ais Arbei-
ten eines heiworragenden Kblner Bildschnitzers aus dem ersten Vierteł des 16. Jahr-
hunderts identiliziert werden konnten, der unter dem Namen Meister der von
Carbenschen Gedachtnisstiftung bekannt ist. Reinhard Karrenbroc.k schlagt die
Identitizierung des anonymen Meisters mit dem in archivalischen Quellen zwischen
1506 und 1533 mehrfach genannten Wilhelm von Arborch vor. Bei den Posener
Skulpturen handelt es sich um die Figur eines heiligen Ritters, die seit 1947 im
dortigen Nationalmuseum (ais Leihgabe des Nationalmuseums Warschau) ausge-
stellt wird, sowie um die heilige Anna Selbdritt, die seit dem Ende des 19. Jahr-
hunderts im Erzbischóflichen Museum zu sehen ist.
Die in Eichenholz geschnitzte Ritterfigur unbekannter Herkunft wurde lange
Zeit einem anonymen norddeutschen Kiinstler aus der Zeit um 1500 zugeschrieben
und gałt ais eine Darstellung des heiiigen Mauritius. Die Zuordnung der Figur
an den von Carben-Meister sttitzt sich auf die fur diesen sehr charakteristische
Modellierung des Gesichts, die bei vielen seiner Arbeiten zu linden ist. Das fein und
weich geschnittene Gesicht mit den ebenmabig mit einer runden Wólbung nach-
gezeichneten Augenbrauen und Augen, dereń hochgezogenes oberes Lid durch
doppelte Umrandung betont ist, mit einer schmalen, gerade gefuhrten Nase, mit
weich gezeichneten Lippen und deutlichen Mundwinkeln entspricht dem Gesichts-
typus, der an zwei Bustenreliquiaren aus dem SchniAtgen Museum sowie an der
Sandsteinhgur der heiligen Anna im Kólner Dom zu erkennen ist. Eine direkte
Ahnlichkeit zu den Werken des von Carben-Meisters ist auch in der feinen Aus-
arbeitung der Lockenfrisur deutlich, die die Stirn des Ritters rahmt. Eine ahnliche
Behandlung der Haartracht hndet sich an semen Figuren des heiligen Johannes
vom Kreuz aus Schwerte (heute Munster) und Grohkónigsdorf (heute Budapest).
Mehrere Grtinde sprechen dafur, die Posener Ritterskulptur auf das erste Jahr-
zehnt des 16. Jahrhunderts, vermutłich eher auf sein Ende, zu datieren. Fur diese
Annahme spricht das Materiał, in dem die Figur gefertigt ist - Eichenholz, das der
von Carben-Meister wahrend seiner Zusammenarbeit mit Meister Tilman verwende-
te. Er machte sich gegen 1510 selbstandig, zu diesem Zeitpunkt gab er auch die
schwierige und anspruchsvolle Eiche zugunsten des Lindenholzes auf. AuBerdem
zeigt die Komposition der Skulptur Anleihen an das Formenvokabular von Meister
Tilman. Dazu gehórt vor allem die charakteristische Ausarbeitung des dreifachen
Mantelaufschlags, der, tiber den Schultern der Figur mit einem kurzeń Riemen
zusammengehalten, eine Art Urnhang bildet. Dieses Motiv findet sich in den Dar-
stellungen Caspars aus der Anbetung der drei Konige aus dem Schniitgen-Museum
und Balthasars aus einer ahnlichen Figurengimppe aus Duisburg sowie in der
Darstellung Christi ais Schmerzensmann aus Schniitgen. Auch zwischen den hier
genannten Figuren kann man kompositorische Ahnlichkeiten feststellen. Neben dem
 
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