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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0016

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VORWORT

schungsstand zu kennen, den er in immer erneuter Beschäftigung mit dem Stoff erreicht hatte. Dieser For-
schungsstand bestimmt alle bisher erschienenen Beiträge zu dem Thema. Der einzige Versuch, das System
G. Rodenwaldts umzustoßen, von E. Reschke (1966), schoß weit übers Ziel hinaus.

1962 übertrug der Nachfolger Gerhart Rodenwaldts als Herausgeber des Corpus, Friedrich Matz d.J., dem
Verfasser die Bearbeitung der Jagd- und der Schlachtsarkophage. In der Zwischenzeit hatte A. Vaccaro
Melucco (1963/64) das von G. Rodenwaldt gesammelte Photomaterial in der Photothek des Deutschen
Archäologischen Instituts in Rom zur Grundlage einer verdienstvollen Arbeit über die antiken Löwenjagdsar-
kophage gemacht, die bis zum Erscheinen des vorliegenden Corpus-Bandes die einzige zusammenfassende
Arbeit über das Thema blieb und auch jetzt ihren Wert noch nicht verliert, weil die Untersuchung über
die Tradition der Löwenjagddarstellungen im Alten Orient, in der griechischen und in der römischen Kunst4
hier nicht wieder aufgegriffen wurde.

Eine solche Untersuchung würde von der wichtigsten in meinen neueren Beiträgen zu dem Thema vorbereite-
ten Erkenntnis der vorliegenden Arbeit ablenken, nämlich daß die Löwenjagdsarkophage nicht von älteren
Vorbildern abhängig sind, sondern daß dieser Typus Schritt für Schritt in den römischen Sarkophagwerkstätten
selbst in spätseverischer Zeit entwickelt wurde. Diese Erkenntnis ergibt sich aus einer neuen Chronologie,
welche die Anordnung A. Vaccaro Meluccos, die auf dem chronologischen System G. Rodenwaldts und
eigenen Feststellungen beruhte, nahezu umkehrt. Der Sarkophag Mattei I, der bei G. Rodenwaldt, A. Vaccaro
Melucco und noch in einer der neuesten Arbeiten zu dem Thema, dem Katalog der Sarkophage im Metropoli-
tan Museum New York (1978) von A.M. McCann, am Anfang der Reihe steht, gehört fast an ihr Ende,
und der Sarkophag in Barcelona, der von A. Vaccaro Melucco um 280 n.Chr. datiert wird, an ihren Anfang.
Es mag an dieser im Grundansatz verfehlten Chronologie der Sarkophagkunst im 3 .Jahrhundert n.Chr. gelegen
haben, daß in der wissenschaftlichen Literatur immer wieder nur die wenigen großen Hauptstücke der
Gattung der Löwenjagdsarkophage erwähnt und abgebildet wurden.

Nur J. Aymard (1951) hat in seinem inhaltsreichen, von ihm selbst als Essay bezeichneten Buch über
die Jagd bei den Römern eine größere Zahl von Jagdsarkophagen herangezogen, ohne jedoch näher auf
ihre stilistische Aussage einzugehen.

Für die Gruppe der Treibjagdsarkophage (Kap. 6) hat E.M. Schmidt (1968) einen wichtigen Beitrag geliefert.
Die Eberjagdsarkophage (Kap. 5) hat G. Koch (1974) im Zusammenhang mit der Bearbeitung der Darstel-
lungen der kalydonischen Eberjagd auf den Sarkophagen in ASR XII 6 (1975) behandelt. Wichtig sind
auch die Beiträge von M. Bonanno zu den neun Jagdsarkophagen in der Villa Doria Pamphilj bei R. Calza

Bedeutungsvoll für das Thema sind besonders die Erstveröffentlichungen der sieben im Folgenden aufgeführ-
ten, erst nach dem Tode G. Rodenwaldts neugefundenen oder bekanntgewordenen Jagdsarkophage:
1. Vatikan, Necropoli Vaticana H, Mausoleum der Valerier. (Kat. 240, Taf. 44,2) . - 2. Catacombe del
Cimitero Maggiore (Kat. 78, Taf. 5 3,1)6. - 3. Rom, Catacombe del Cimitero Cis Callisti (Kat. 77,
Taf. 6,2)7. - 4. München (Kat. 50, Taf. 34,i)8. - 5. Arles C, Musee de l'Art Chretien (Kat. 3, Taf. 94,4)9. -
6. Rom, Catacombe di Pretestato (Kat. 88, Taf. 75,i)10. - Die Publikation eines siebten neugefundenen
Jagdsarkophages in Ostia (Kat. 61) bereitet Ida Baldassare vor.

Diese Arbeiten sind im wesentlichen noch auf der Grundlage der Chronologie Rodenwaldts entstanden.
Die Begründung der neuen Chronologie war ein langer, bis in die Zeit der Beauftragung mit dieser Arbeit
im Jahre 1962 zurückreichender Prozeß11. Einen wesentlichen Beitrag dazu hat K. Fittschen in seiner noch
ungedruckten Bochumer Habilitationsschrift, Studien zur Chronologie der stadtrömischen Plastik des 3.Jahr-
hunderts n.Chr. (1970) geliefert, deren Ergebnisse, soweit sie die Sarkophage betreffen, in die Rezension
von ASR V3 eingeflossen sind12 und auch in der »vorläufigen tabellarischen Übersicht über die Zeitstellung

4 Vaccaro Melucco (1963/64) 41-48.

5 Nicolosi (195 5).

6 Fasola (1961).

7 Uggeri (1963/64).

Ohly (1970); ders., Berichte der staatlichen Kunstsammlungen.
Neuerwerbungen. Müjb 24, 1973, 239^ Abb. 1. 2.
'' Rouquette (1974).

,0 Bozzini (1977).

11 Am Anfang stand die Umkehrung der Chronologie der beiden
Sarkophage im Palazzo Mattei I (Kat. 126, Taf. 23,2) und II (Kat.
128, Taf. 13,1), die zum ersten Male im Kolleg des WS 1962/63
in Bonn vorgetragen und von Andreae (1968/69) 164 publiziert
wurde.

12 K. Fittschen, Gnomon 44, 1972, 486ff.

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