Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0028

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1.3. DER SARKOPHAG IM LOUVRE UND DER KANONISCHE TYPUS

Hippolytos82, Adonis , Aeneas und realistischen wie denen im Grabe der Nasonier85 und anderswo86
reicht nicht aus, diesen Wandel der Bildgestaltung zu erklären. Man muß auch bei diesem wie sonst nur
selten in solcher Weise greifbar nachzuvollziehenden Fall davon ausgehen, daß nur durch ein Zusammentreffen
äußerer Anlässe und innerer Gründe neue Bildschöpfungen entstehen, die entwicklungsfähig sind und durch
die auch eine formale Erneuerung möglich wird. Was damit gemeint ist, wird erst die weitere Untersuchung
lehren können.

1.3. DER SARKOPHAG BORGHESE IM LOUVRE UND DIE ENTWICKLUNG DES

KANONISCHEN ZWEISZENIGEN TYPUS

Ein stilistisch und typologisch nah verwandter Sarkophag, der sich in der chronologischen Reihenfolge
an den Löwenjagdsarkophag in Barcelona (Kat. 8, Taf. 1,2) anschließen läßt, ist der Sarkophag Borghese
im Louvre (Kat. 65, Taf. 1,3).

Dieser Sarkophag wird in der bisherigen Forschung87 aufgrund von Vergleichen mit Porträts der frühen
fünfziger Jahre in die Zeit um 250-255 datiert. Wesentlich näher als den Porträts des Decius88 und des
Trebonianus Gallus89 stehen die beiden Bildnisse des Sarkophaginhabers aber demjenigen des Maximinus
Thrax90. Das würde eine Datierung in die zweite Hälfte der 30er Jahre begründen, also weniger als ein
Jahrzehnt nach dem Sarkophag in Barcelona (Kat. 8, Taf. 1,2; 2; 3). Der Sarkophag stammt aus der gleichen
Werkstatt wie eine ganze Reihe anderer Sarkophage, die in der vorläufigen tabellarischen Übersicht91 zwischen
220 und 240 n.Chr. eingeordnet werden konnten und dort mit ▲ bezeichnet sind.

Alle diese Sarkophage mit ihren feinen, reichen Formen, mit dem typischen Flammenhaar bei manchen
Figuren, mit den locker fließenden Bohrgängen in den Haaren und den knittrigen, stofflichen, wenn auch
schon kalligraphisch erstarrenden Faltenlinien sind jedenfalls früher entstanden als der gegen Ende des dritten
Jahrzehnts einen Fixpunkt der Sarkophag-Chronologie bildende Balbinussarkophag92. Besonders eng ver-
wandt ist dem Sarkophag im Louvre (Kat. 65, Taf. 1,3 ; 4; 5) der Herkulessarkophag in der Sammlung Ludovisi
des Museo Nazionale Romano93. Die unbestrittene Datierung dieses Sarkophags in die Zeit des Maximinus
Thrax stützt den hier vorgeschlagenen Zeitansatz des Löwenjagdsarkophags (Kat. 65, Taf. 1,3) bald nach
der Mitte der 30er Jahre des 3.Jahrhunderts. Er ist damit einer der frühesten Löwenjagdsarkophage und,
wie sich noch zeigen wird, der älteste vollständig erhaltene Sarkophag dieser Gattung mit einer von nun
an weitgehend kanonischen Figurenanordnung.

Gegenüber dem Löwenjagdsarkophag in Barcelona (Kat. 8, Taf. 1,2; 2; 3) fallen zwei wesentliche Verände-
rungen ins Auge. Unter dem nach rechts sprengenden Pferd des Jagdherrn liegt ein vom Löwen niedergeworfe-
ner Jagdbegleiter, und die Szene des Abschieds von Diana am linken Rande ist durch die Fortlassung
der Göttin in eine einfache Szene des Aufbruchs zur Jagd umgewandelt worden. Um diese Szene nicht
zu schmal werden zu lassen, ist der Pferdeführer, der auf dem Venatorsarkophag (Taf. 1,1) rechts von dem
abschiednehmenden Jäger stand, nun mit dem Pferd auf seine linke Seite gerückt worden. Hier und auf

82 Robert, ASR III 2 Nr. 164-179. - Vgl. Anm. 22. Gütschow (1938) 77fr. Taf. 10-15. - Gerke (1940) 1. 2. 66. i6f.

83 Robert, ASR III 1 Nr. 3-21. - W. Atallah, Adonis dans la litterature 75. 261. Anm. 2. - H. Jucker, Drei ergänzte Sarkophage, AA
et l'art grecs (1966) 79ff. - Vgl. Anm. 21. 1955, 31. - H.v. Heintze, Studien zu den Porträts des 3. Jahrhun-

84 Heibig4 III Nr. 2162. derts. - Der Feldherr des großen Ludovisischen Schlachtsarkopha-

85 Andreae (1963) 88ff. bes. 126. ges, RM 64, 1957, 91. - EAA I (1958) 964fr s.v. Balbino (V.

6 Aymard (1951). — Vgl. auch St. Hiller, Bellerophon (1970) 41fr. Scrinari). - Himmelmann (1962) 115. 117. 120. - H. Jucker, Die

7 Vaccaro Melucco (1963/64) 20. Behauptung des Balbinus, AA 1966, 501fr. - Andreae (1970) 8 ; ff.

88 Bergmann (1977) 42f. Taf. 6,3-6. Taf. 2. - Andreae (1972) 42if. - Andreae (1973) 305. 317. 339.

89 Ebenda 44fr. Taf. II,}. Die Skepsis gegenüber dem Bronzekopf Abb. 595. - Himmelmann (1973) 8. - L. Rocchetti, Un nuovo
in Florenz scheint mir wegen der großen Ähnlichkeit mit den ritratto di Balbino, ASAtene 52/53, 1974/75, 393-400.- A. Geyer,
Münzbildnissen des Kaisers unbegründet. Ikonographische Bemerkungen zum Neapler Brüdersarkophag,

90 Ebenda 3off. Taf. 6,1. - Wiggers-Wegner (1971) 223fr. Taf. 64b. Jdl 93, 1978, 383fr. - K. Fittschen, Sarkophage römischer Kaiser,

s

92

66-69. 7°b. 72f. oder vom Nutzen der Porträtforschung, Jdl 94, 1979, 593 hat noch

m. 60. einmal bekräftigt, daß es sich um den Sarkophag des Kaisers Balbi-

R. Bartoccini, L'Arco quadrifonte dei Severi a Lepcis, Afrlt 4, nus handelt. Ich unterdrücke deshalb alle hartnäckigen Zweifel

1931, i5of. Abb. 122.- H. Kähler, Zwei Sockel eines Triumphbo- an dieser Identifizierung.

gens im Boboligarten zu Florenz, 96. BWPr (1936) z8f. - 93 Robert, ASR III 1, 1 z6f. Nr. 103 Taf. 29. - Heibig4 III Nr. 23;9.

24
 
Annotationen