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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0082

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3.4. TIERFANG UND TIERHATZ

legt der Figuren- und Gewandstil eine Datierung in die Zeit um oder nach 270 n.Chr. nahe. Die Umwidmung
des ursprünglich als Grablege einer Frau bestimmten Sarkophags zur Ruhestätte des P. Caecilius Vallianus
kann nicht sehr lange nach der Fertigstellung desselben erfolgt sein, denn das Porträt ist kaum viel später
zu datieren. Es zeigt zu deutlich noch gallienische Stilelemente. Die Bestattung des Soldaten P. Caecilius
Vallianus scheint nicht ganz planmäßig verlaufen zu sein, denn mit dem Wannensarkophag wurde ein
Deckel mit der Darstellung von Marktszenen zusammengestoppelt, der für einen rechteckigen Sarkophag
bestimmt war und der Wannenform nur notdürftig angepaßt wurde. An der linken Seite steht die Ecke
über. Nach dem nur skizzierenden Reliefstil des Bordes kann man diesen Deckel nicht genau datieren,
eine Entstehung im Umkreis von 270 n.Chr. ist aber nicht auszuschließen. Der Deckel muß also nicht
notwendig auf eine sehr viel spätere Wiederverwendung des Sarkophages hinweisen. In den unruhigen
Zeiten des Claudius IL Gothicus oder Aurelians könnten Soldaten in der römischen Campagna sich der
beiden Sarkophagteile bemächtigt und sie zur Grablege ihres Kameraden umfunktioniert haben. Der Sarko-
phag hatte allerdings zunächst keinerlei Hinweis auf den Soldatenberuf des darin Bestatteten in seinen
Reliefbildern enthalten.

So könnte man auf den Gedanken gekommen sein, wenigstens auf der Rückseite des Sarkophages ein Virtus-
Symbol in Form der Löwenjagdszene anbringen zu lassen. Auch auf einer Reihe anderer Löwenjagdsarkophage
ergänzt eine Klinen- oder Sigmamahldarstellung, gewöhnlich jedoch auf dem Deckel, das ikonologische
Programm, worauf wir unten367 zurückkommen müssen.

Wie dem auch sei, der Sarkophag des P. Caecilius Vallianus stellt einen Sonderfall dar, der mit dem Wannenfrag-
ment im Museo Gregoriano Profano des Vatikan (Kat. 231, Taf. 31,5) nur insofern zu vergleichen ist, als
auch dieser die Löwenjagd auf die Rückseite des Sarkophags setzt. Während dies bei dem monumentalen
Wannenfragment aber offenbar von vornherein geplant war, scheint dies bei dem anderen wesentlich kleineren
und ursprünglich für eine Frau bestimmten Sarkophag nicht der Fall gewesen zu sein.

Der Löwe im flachen Relief der Rückseite zeigt eine eigentümlich viereckige Schnauze mit einer spitzen
Nase, während bis dahin ein Typus mit runderen und volleren Formen bevorzugt wurde. Der neue Löwenty-
pus findet sich auf der im Folgenden behandelten in der Zeit zwischen dem Ende Galliens und dem Herrschafts-
beginn Diokletians florierenden Sarkophaggruppe. Dadurch wird die Datierung des Vallianus-Sarkophages
(Kat. 232, Taf. 41,2.3) in diesen Zeitraum bestätigt.

3.4. FRAGMENTE MIT DER DARSTELLUNG VON TIERFANG UND TIERHATZ

Die große Bedeutung, welche die Jagdsarkophage im 3. Jahrhundert n.Chr. gewinnen, steht, wie sich immer
wieder zeigte, in einem gewissen Zusammenhang mit der ständig zunehmenden Beliebtheit der Venationes
im römischen Amphitheater. Dieser Zusammenhang ist auf den bisher behandelten Sarkophagen nicht so
direkt dargestellt wie auf einigen Nebenseitenfragmenten und auf einem Sarkophagdeckel, der leider ohne
den zugehörigen Kasten überliefert ist. Man möchte annehmen, daß solche Nebenseiten und Deckel zur
Ergänzung des Bildprogramms von Tierhatzsarkophagen dienten, aber beweisen läßt sich das nicht. Es
bestätigt nur in unmißverständlicher Weise, daß die Sarkophagkunst Anregungen vom Circuserlebnis und
allem, was damit zusammenhing, erfahren hat.

An erster Stelle zu nennen ist der in zwei Fragmenten überlieferte Deckel eines gewaltigen Sarkophags
in der Villa Medici (Kat. 196, Taf. 42,1.2), der auf der rechten Seite den Fang der wilden Tiere und auf
der linken ihre Verschiffung von Afrika nach Ostia zeigt368. Der Tierfang ist in einer bildlichen Fassung
dargestellt, die sich ähnlich auch auf dem Deckel des Aeneassarkophages im Thermenmuseum369 und in
einem Gemälde des Nasoniergrabes370 findet. Verwandt ist auch eine Szene im großen Jagdmosaik der
Villa von Piazza Armerina371. Den Tieren werden die Jungen geraubt und über eine ausgelegte Planke
auf ein am Ufer liegendes Schiff gebracht. J. Aymard372 hat erkannt, daß auf dem Deckel der Villa Medici

Kap. 4.3.5.

Von einem ähnlichen Deckel scheint das verschollene Fragment
ehemals Rom, Palazzo Rondanini (Kat. 130) zu stammen,
s. Anm. 135.

Andreae (1963) 124 Taf. 56.

G.V. Gentiii, La Villa Erculia di Piazza Armerina (1959) Taf. 33.
- Bianchi-Bandinelli (1971) Abb. 226.
Aymard (195 5).

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