Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0089

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4. DIE TETRARCHISCHEN SARKOPHAGE UND DER STILWANDEL
IN DER FRÜHKONSTANTINISCHEN KUNST

4.1. NACHLEBEN DES ZWEISZENIGEN TYPUS

Neben den Sarkophagen nachgallienischer Zeit, die im Anschluß an die Phase der monumentalen Löwenjagd-
sarkophage zu einem niedrigen, langgestreckten Format zurückkehren und zur Füllung die Löwenjagd mit
anderen Jagdszenen erweitern müssen, läuft ein ununterbrochener Strang großer, wenn auch im Lauf der
Zeit an Monumentalität abnehmender Sarkophage weiter, die das Schema der in zwei Szenen gestalteten
Löwenjagd mit geringen, jedoch prägnanten Veränderungen beibehalten.

4.1.1. Der Sarkophag in Ince Blundell Hall

Noch zu den auch in ihren absoluten Maßen monumentalen Sarkophagen nachgallienischer Zeit gehören
der oben397 behandelte Münchner Sarkophag (Kat. 50, Taf. 34,1) und das Wannenfragment im Museo Gregori-
ano Profano des Vatikan (Kat. 231, Taf. 31,5). Wahrscheinlich vortetrarchisch ist auch die zu zwei Dritteln
erhaltene Sarkophagplatte in Ince (Kat. 40, Taf. 52,1), die allerdings so vollständig überarbeitet ist, daß
man sie stilistisch nicht mehr einwandfrei beurteilen kann. Außer bei den zottigen Haaren am linken Vorderbein
des Löwen scheint kein Quadratzentimeter der Oberfläche mehr unberührt zu sein. Haar und Gesichter
sind in der Oberfläche völlig erneuert, und auch die Gewänder und Gliedmaßen sind abgeschliffen worden,
bevor die aus mehreren Fragmenten zu einem gerahmten Reliefbild ergänzte Platte in der Vorhalle des
Pantheon in Ince Blundell Hall angebracht und dort erneuter Korrosion ausgesetzt wurde. Zur Zeitbestim-
mung des Sarkophags ist man also im wesentlichen auf die Motivgeschichte und die Proportion angewiesen.
Die schwerflüssigen Bewegungen der Figuren mit ihren großen Köpfen legen ebenso wie der großlinige
Duktus der Falten und die monumentale Gesinnung des Sarkophags eine Datierung im Anschluß an das
Claudius-Gothicus-Relief im Thermenmuseum398 beziehungsweise in die Zeit des Sarkophags von Acilia399
oder des sogenannten Plotinsarkophages400, d.h. in das Jahrzehnt 270-280 n.Chr. nahe401.
Der Sarkophag soll gleichwohl an dieser Stelle behandelt werden, weil er am rechten Rand ein neues Figuren-
schema zeigt, das sich auf einigen Sarkophagen der im Folgenden zu behandelnden Klassen wiederfindet,
nämlich einen Jäger, der sich zu der chiastisch hinter dem Löwen aufspringenden Löwin zurückwendet
und mit über dem Kopf geschwungenem Schwert gegen die angreifende Bestie ausholt. Die gleiche Gruppe
bieten auch die Sarkophage in S. Elpidio (Kat. 204, Taf. 54,3), Gerona (Kat. 32, Taf. 55,2), Beziers (Kat.
19, Taf. 55,3) und Cannes II (Kat. 243, Taf. 55,4). Kreuzweise nach links und rechts springende Löwenpaare
begegnen zuerst um die Jahrhundertmitte auf dem kapitolinischen Wannensarkophag (Kat. 104, Taf. 12,2).
Auf etwas Derartiges scheint das Figurenschema des Sarkophags in Ince (Kat. 40, Taf. 52,1) zurückzugreifen
oder davon angeregt zu sein. Im Unterschied zum Sarkophag im Kapitol (Kat. 104, Taf. 12,2) sind in
Ince (Kat. 40, Taf. 52,1) Mähnenlöwe und Löwin verschränkt nebeneinander gesetzt, während auf den
Sarkophagen mit Löwenpaaren402, die ebenfalls von einer Komposition, wie der kapitolinische Sarkophag
(Kat. 104, Taf. 12,2) sie bietet, angeregt erscheinen, Löwe und Löwin miteinander parallelisiert werden.
Der Reiter, der sich nach der Löwin umwendet und das Schwert über dem Kopf nach ihr schwingt, verrät

Kap. 2.3.1-2.
Anm. 354.

Heibig4 III Nr. 2316. - Andreae (1973) Abb. 143. 598.
Wegner, ASR V 3 Nr. 116 Taf. 71. - Andreae (1973) Abb. 600.

Vgl. auch die Okeanosmasken vom Reliefschmuck des Soltempels
Aurelians: H. Kahler, Zum Sonnentempel Aurelians, RM 52, 1957,
94ff. Abb. 8.
Kap. 4.2.1-4.

8l
 
Annotationen