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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0110

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4.3.4. DER SARKOPHAGDECKEL PRAETEXTAT

an die Bobolisockel von 294 n.Chr. anschließenden Denkmälern492 zusammengeht. Die Datierung gegen
Ende des 3. Jahrhunderts bestätigt auch ein Vergleich des noch vor dem Exemplar in San Callisto (Kat. 101,
Taf. 74,3) entstandenen Löwenjagdsarkophags in San Sebastiano II (Kat. 150, Taf. 74,2) mit den beiden
in die 90er Jahre zu datierenden Sarkophagen im Cimitero Maggiore (Kat. 78, Taf. 53,1) und in San Sebastiano
I (Kat. 149, Taf. 52,2), die stilistisch nah verwandt sind und von denen der letztere sogar aus der gleichen
Werkstatt stammen könnte493.

4.3.4. Der Sarkophagdeckel im Museum der Praetextatkatakombe

Von einem Sarkophag, der der Werkstatt des Kinderlöwenjagdsarkophages von San Callisto (Kat. 101,
Taf. 74,3) zumindest nahesteht und mit einer Länge von 2,30 m nicht hinter dem Sarkophag von San Sebastiano
I (Kat. 149, Taf. 52,2) zurückbleibt, ist nur der Deckel erhalten, dessen Fragmente zwischen 1954 und 1964
in der Praetextatkatakombe gefunden und von P. Bozzini494 zusammengesetzt worden sind (Kat. 88, Taf. 75,1).
Natürlich ist gänzlich ungewiß (wenn auch nicht mit Sicherheit auszuschließen), ob auf dem verlorenen
Sarkophagkasten das Jagdthema wiederkehrte. Hier geht es in erster Linie um die Löwenjagdszene im
linken Feld des Deckels (Taf. 76,1). Dieser ist von P. Bozzini ausführlich behandelt und richtig in die
Zeit von 270 bis 290 n.Chr. datiert worden. Ohne zu wissen, daß der Deckel der Bera zum Sarkophag
San Sebastiano II (Kat. 150, Taf. 74,2) gehört, hat sie schon auf eine deutliche Stilverwandtschaft der beiden
Reliefs hingewiesen und die Frage aufgeworfen, ob er nicht aus der gleichen Werkstatt hervorgegangen
sei wie der neu zusammengesetzte Deckel in der Praetextatkatakombe495. Auf der verbreiterten Basis, die
durch die oben496 vorgenommene Zuweisung des Deckels der Bera mitsamt dem zugehörigen Sarkophag
(Kat. 150, Taf. 74,2) an die Werkstatt des Kinderlöwenjagdsarkophags von San Callisto (Kat. 101, Taf. 74,3)
gewonnen wurde, kann diese Frage positiv beantwortet werden. Innerhalb dieser Werkstatt läßt der Deckel
der Praetextatkatakombe sich noch vor dem Sarkophag von San Sebastiano II (Kat. 150, Taf. 74,2) einordnen,
wie auf den ersten Blick bereits die Ausarbeitung der Löwenmähne zeigt, die trotz des soviel kleineren
Maßstabes auf dem Deckelrelief in der Sorgfalt ihrer Ausführung derjenigen des Sirio-Fragmentes noch
näher steht. Bestätigt wird der frühere Zeitansatz auch durch den Vergleich der Totenmahlszene des Deckels
in der Praetextatkatakombe (Taf. 76,2) mit dem Sigma-Mahl des Bera-Deckels (Taf. 77,1), bei denen man
die gleiche Vereinfachung und fortschreitende Verrohung der Form beobachten kann wie in den Frontre-
liefs.

4.3.5. Die Mahldarstellung auf den Deckeln von Jagdsarkophagen

Der Sarkophagdeckel aus der Praetextatkatakombe (Kat. 88, Taf. 75,1) bietet in der Gegenüberstellung von
Löwenjagd und Mahldarstellung ein interessantes ikonologisches Problem, denn diese Gegenüberstellung
ist keineswegs einmalig.

Auf dem Sarkophag des P. Caecilius Vallianus, der nach N. Himmelmann497 eine der frühesten Darstellungen
eines Klinenmahles auf Sarkophagen bietet, scheint die Zusammenstellung mit einer Löwenjagd nicht sicher
zum ursprünglichen ikonologischen Programm zu gehören, die Löwenjagd ist aber, wenn die oben498 darge-
legte Entstehungsgeschichte dieses Sarkophages zutrifft, in bewußter Ergänzung der Klinenmahldarstellung
hinzugefügt worden. Auf einen anderen Sarkophag, der Löwenjagd und Mahldarstellung, diesmal mit dem
Sigma, miteinander verbindet, nämlich den in Deols (Kat. 27, Taf. 93,1), hat N. Himmelmann499 schon
hingewiesen, ohne allerdings näher auf die ikonologische Bedeutung dieser Zusammenstellung einzugehen.
Durch die Zusammenfügung der Sarkophagplatten in San Sebastiano mit ihren Deckeln (Kat. 149, Taf. 52,2
und Kat. 150, Taf. 74,2) konnte die Zahl der Sarkophage, die diese Zusammenstellung zeigen, auf fünf
erhöht werden. Man muß annehmen, daß nicht wenige der von N. Himmelmann zusammengestellten Deckel
mit Mahldarstellungen zu verlorenen Jagdsarkophagen gehört haben, besonders, wenn vor den Speisenden
der Kopf eines Wildprets am Boden liegt500.

So dürfte auch der Deckel in Ferentillo (Kat. 29, Taf. 93,3) zu dem Jagdsarkophag am gleichen Ort (Kat. 30,
Taf. 93,4) gehört haben, der allerdings keine Löwen-, sondern eine Treibjagd zeigt.

492 Kap. 4.1.3 u. 4.2.1. - Vgl. Anm. 414. 497 Himmelmann (1973) 19.

493 Andreae, MarbWPr 1979, 56f. 498 Kap. 3.3.

494 Bozzini (1977). 499 Himmelmann (1973) 63 Nr. 39.

495 Ebenda 359 Anm. 86. 500 z.B. Himmelmann (1973) Taf. 46. 47d. 48a, b. 49a unten.

496 Kap. 4.3.2.

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