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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0119

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6. DIE TREIBJAGDSARKOPHAGE

Die letzte große Gruppe der römischen Jagdsarkophage hat Gerhart Rodenwaldt in seinem epochalen Auf-
satz533 über eine spätantike Kunstströmung in Rom in die Forschung eingeführt. Die Sarkophage schließen
sich dadurch zu einer Gruppe zusammen, daß sie neben anderen Jagdszenen Treibjagden mit dem Netz
darstellen. Man kann sie deshalb auch kurz Treibjagdsarkophage nennen, obwohl man damit nur einen
Teil ihres Inhaltes erfaßt.

Charakteristisch ist für diese Sarkophage die Tatsache, daß sie die meisten der dargestellten Jagdgehilfen
und in einigen Fällen sogar den Jagdherrn selbst in einer dem Leben der einfacheren Bevölkerungsschichten
entnommenen Tracht, nämlich einem bis zu den Ellenbogen reichenden Schulterkragen nach Art einer Pelerine,
der sogenannten AliculabM, darstellen. Mit dieser Trachteigentümlichkeit geht das von G. Rodenwaldt hervor-
gehobene volkstümliche Element in der Darstellung dieser Treibjagdsarkophage zusammen.
G. Rodenwaldt kannte bis auf den Sarkophag in Potsdam-Sanssouci (Kat. 73, Taf. 94,2) und den neugefunde-
nen Sarkophag in Arles C (Kat. 3, Taf. 94,4) schon alle hier zu behandelnden Exemplare. Seine Feststellung,
daß die im gallischen Bereich gefundenen Sarkophage »nicht gegenüber dem Römischen eine durch besondere
Eigentümlichkeit sich abhebende Gruppe bilden«535, behält voll ihre Gültigkeit536. Sarkophage aus den
gleichen Werkstätten finden sich in Rom 537, in Mittelitalien 538, in Gallien 539 und Spanien540, und es kann
kein Zweifel sein, daß die Stadt Rom wie bisher der gebende Teil war. Davon abgesehen kann G. Rodenwaldts
Abhandlung über diese Sarkophage trotz einer Fülle anregender Beobachtungen nach zwei Generationen
intensiver Erforschung der Spätantike nur noch bedingt als gültig angesehen werden. So sind insbesondere
seine Grundthesen, daß diese Sarkophage alle aus konstantinischer Zeit stammen und daß sie auf einen
Gemäldezyklus im Stil der Triumphalmalerei zurückgehen, der eine kaiserliche Jagd Konstantins d. Gr.
verherrlichte, alles andere als bewiesen. Es ist vielmehr offensichtlich, daß der größere Teil der Treibjagdsarko-
phage bereits in tetrarchischer Zeit entstanden ist. Damit ist auch die Zurückführung dieser Gattung auf
einen Archetypus in der Malerei konstantinischer Zeit höchstens in modifizierter Form zu halten, wenn
nicht gar vollends in Frage gestellt.

Andererseits schimmert durch die verschiedenen, voneinander im Einzelnen so stark abweichenden Sarkophage
eine Art Grundmuster hindurch, so daß man die Frage nach einem der ganzen Gattung zugrundeliegenden
Vorbild nicht ohne weiteres abtun darf, auch wenn der erste Eindruck einer grundsätzlichen Gleichartigkeit die-
ser Sarkophage bei genauerem Zusehen infolge eines immer wieder verwirrenden Reichtums an Abwandlungen
der Erkenntnis weichen muß, daß es nicht leicht fallen wird, den Archetypus herauszukristallisieren. Schon
Rodenwaldt341 hatte festgestellt, daß das von ihm postulierte Vorbild »von den Werkstätten, in denen die
Jagdsarkophage gearbeitet sind, mit einer überraschenden Freude an Variation und an der Erfindung von
Einzelzügen benutzt worden ist!« »Fast jeder Sarkophag«, so fährt er fort: »setzt die Szenenfolge anders
zusammen. Man verwendet dazwischen Gruppen klassischer Jagddarstellungen«.

5 3 Rodenwaldt (1921/22). ist natürlich nicht auszuschließen, aber unerheblich, weil die Werk-

534 H. Blümner, Die römischen Privataltertümer, HAW IV.II, 2 (1911) Statttradition das Entscheidende ist.

525. - Rodenwaldt (1921/22) 101. - B. Brenk, Die frühchristlichen 537 Kat. 108. 124. 129. 185. 105. 101. 85. 112. Vgl. den Kreuzplan

Mosaiken in S. Maria Maggiore (1975) 162. - H. Gabelmann, S. 113.

BJb 176, 1976, 471. - Vgl. F. Kolb, Römische Mäntel, RM 80, 538 Kat. 71. 30. 57. 59.

■973. 69-167. 539 Kat. 5. 6. 27. ;8. 22. 3. 4.

535 Rodenwaldt (1921/22) 72. 540 Kat. 49.

536 Schmidt (1968) 785 hat erwogen, ob manche Sarkophage auch 541 Rodenwaldt (1921/22) 68.
von gallischen Steinmetzen in Rom gearbeitet worden seien. Das

III
 
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