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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0141

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6.5. DIE BESTELLER VON TREIBJAGDSARKOPHAGEN

gen im Museo Cristiano des Vatikan (Kat. 236, Taf. 50,9) und in S. Sebastiano (Kat. 152, Taf. 50,10)
verwendet, die im übrigen keine Jagdszenen zeigen. Sie symbolisieren hier »die Leistung des Lebens«.
Die Treibjagdszene auf den späten Sarkophagen scheint demnach nicht so sehr eine Allegorie des Todes
als vielmehr eine des Lebens zu sein, dessen Vollendung der Tod ist.

6.5. DAS PROBLEM DER BESTELLER VON TREIBJAGDSARKOPHAGEN

Es wäre nun interessant, wenn sich wenigstens in ähnlich hypothetischer Form wie bei den zwei- und
einszenigen Löwenjagdsarkophagen eine bestimmte Gesellschaftsschicht benennen ließe, die in den Treibjagd-
sarkophagen einen Ausdruck ihres Selbstverständnisses gefunden hätte. G. Rodenwaldt hat einerseits auf
die volkstümlichen Elemente in der Jagddarstellung dieser Sarkophage hingewiesen, andererseits wollte
er sie auf kaiserliche Triumphalmalerei zurückführen612. Das ist nur scheinbar ein Widerspruch in sich.
Volkstümlichkeit ist ein allgemeiner stilistischer Zug der tetrarchischen Kunst, er sagt noch nichts über
die Schichtenzugehörigkeit der Auftraggeber aus. Die Jagd aber war und blieb ein Vorrecht der Oberschicht,
und auch die Anfertigung eines reich figurierten Reliefssarkophages konnten sich nur die begüterten Klassen
leisten. Neben dem römischen Senatsadel und den hohen militärischen Verwaltungsbeamten gab es aber
nur eine Schicht, die zu den wirklich Reichen in der Spätantike gehörte: die zumeist auch dem Senatorenrang
angehörenden Großgrundbesitzer613. Es fällt nun auf, daß die meisten monumentalen Löwenjagdsarkophage
nicht nur in Rom angefertigt wurden, sondern dort auch Aufstellung fanden. Nur der frühe Sarkophag
in Barcelona (Kat. 8, Taf. 1,2), der Sarkophag in Reims (Kat. 75, Taf. 13,2) und die späten Sarkophage
in Spoleto (Kat. 208, Taf. 54,3) und S. Elpidio (Kat. 204, Taf. 54,4) sind außerhalb von Rom gefunden
worden. Alle diese Sarkophage sind zweiszenig. Von den einszenigen ist kein einziger außerhalb Roms
aufgestellt worden. Ganz anders verhält es sich mit den Treibjagdsarkophagen, von denen, wie die Übersicht
auf dem Kreuzplan S. 113 erkennen läßt, wenigstens die Hälfte nicht in oder bei Rom, sondern in einem
von Mittelitalien über Südfrankreich bis Spanien reichenden Gürtel gefunden wurde, wo sich große Latifundien
ausdehnten614. Sollte es sich bei den Bestellern von Treibjagdsarkophagen vorwiegend um Großgrundbesitzer
gehandelt haben, für die die Jagd auf Rot- und Schwarzwild eine naturgegebene Beschäftigung war613?
Ein Beweis dafür ist beim gegenwärtigen Forschungsstand kaum zu erbringen616.

Es ist aber auch die Frage, ob man eine Sarkophaggruppe,die wie die Treibjagdsarkophage kaum spezifische
Anhaltspunkte bieten, mit einem bestimmten Bestellerkreis in Zusammenhang bringen sollte. Wenn hier
in erster Linie an Großgrundbesitzer gedacht werden könnte, dann ist dies im Grunde die naheliegende
Assoziation von Jagd und Großgrundbesitz, wo die Möglichkeit dazu gegeben ist. Bei dem vorwiegend
symbolischen Gehalt der Jagddarstellungen auf den römischen Sarkophagen ist ein so unmittelbarer Bezug
aber alles andere als zwingend. Deshalb sei dieser Gedanke hier nicht weiterverfolgt.

Vielmehr sei abschließend gesagt, daß der Wandel in der Komposition der Jagdsarkophage seit tetrarchischer
Zeit und die Tatsache, daß die Treibjagdsarkophage im Verlauf der konstantinischen Zeit alle anderen
Typen von Jagdsarkophagen aus dem Repertoire verdrängen, einen geistesgeschichtlichen Wandel allgemeiner
Art bedeutet, der nicht nur eine bestimmte Schicht betrifft. Es ist ein Geisteswandel, der zunächst das
heroische Thema der Löwenjagd und schließlich das Jagdthema überhaupt als Grabschmuck obsolet werden
läßt. Damit ist das Ende dieser Untersuchung erreicht, die sich bewußt auf die Ikonologie der Sarkophage
und ihre stilistische Aussage beschränkt hat, ohne das weite Feld der antiken Überlieferung über die römische
Jagd im Allgemeinen617 und die circensischen Venationes im Besonderen zu betreten, weil das sich abzeichnende
Bild dadurch kaum klarer geworden wäre.

Rodenwaldt (1921/22) 67. es zur Ausstattung eines Martyriums verwenden. Belege:
J. Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des römischen Anm. 611 und S. 137. Das zeigt, daß das Thema in den höchsten
Kaiserreiches I (1978) 308ff., dort II (1978) 283 weitere Literatur Gesellschaftsschichten Interesse fand. Das spricht aber nicht gegen
zur neuen Aristokratie des 3. bis 6. Jahrhunderts. die Möglichkeit, daß es Großgrundbesitzer waren, die den Typus
Bleicken a.O. I (1978) 308. der Treibjagdsarkophage bevorzugten. In den Villen solcher
B.v.Kayser, Jagd und Jagdrecht in Rom (1895). - H. Blümner, Großgrundbesitzer in Nordafrika sind Treibjagddarstellungen auf
Die römischen Privataltertümer HAW IV. II. 2 (1911) 51 2ff. den Mosaikfußböden beliebt. Vgl. J. Lavin, The Hunting Mosaics
In Centcelles ist das Thema der Treibjagd als Schmuck eines of Antioch and Their Sources, DOP 17, 1963, 229-242. - Egger-
Mausoleums gewählt worden, das wahrscheinlich für einen Kaiser Mündt (1976) 154ff. Zu beachten ist auch der Grabzusammen-
bestimmt war, und in Ägypten wollte der Eparch Olympirodoros hang des Sarkophages Arles C (Kat. 3).

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