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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0148

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und Gruppenschemata. Ausweitung des Bestellerkreises, Rückgang der großen Formate, Massenproduktion
mit sinkender Qualität. Auch Kinderlöwenjagdsarkophage häufiger. Daneben Schaffung des neuen Typus
der Jagdsarkophage mit Löwenpaaren und der Treibjagdsarkophage, in denen Virtus nicht als allegorische
Gestalt, sondern im Eberjäger und Hirschbezwinger vergegenwärtigt wird.

6. Frühkonstantinisch (312-325/30).

Durch Sarkophage wie den spätesten zweiszenigen Löwenjagdsarkophag in S. Elpidio (Kat. 204, Taf. 54,4),
den Sarkophag mit Löwenpaar in Gerona (Kat. 32, Taf. 55,2) und die Treibjagdsarkophage in Neapel
(Kat. 57, Taf. 93,5) und Osimo (Kat. 59, Taf. 94,1) bezeugte Regeneration627, in der die Zerfallsprozesse
des tetrarchischen Brutalismus aufgehalten und in einer dekorativen Kalligraphie verfestigt werden. Fort-
schreitende Entkörperlichung mit disproportionierender Wiedergabe der menschlichen Gestalt, deren Kopf-
form prismatisch und gelängt erscheint. Schmächtige Leiber, übergroße Hände, schwerer, wulstiger Falten-
stil mit linearen Bohrfurchen. Unaufhaltsame Verdrängung der Löwenjagd und der Virtusgestalt aus
dem Repertoire, Vorherrschen der Treibjagdsarkophage.

7. Spät- und nachkonstantinisch (325/30 - 370/80).

Ausschließliche Verwendung von Treibjagdsarkophagen mit Schwarz- und Rotwild. Entwicklung eines
neuen, als Netzrelief bezeichneten Reliefgefüges und Öffnung des ebenen, vom Relief überfangenen Grun-
des. Streckung der Figurenproportionierung, hohe Rundung von Köpfen und Schultern bei den menschli-
chen Figuren, kurvige Umrißführung mit aufgebogenen Schnauzen bei den Tieren, weiche, muldige Falten-
gebung, höfische Verfeinerung der volkstümlichen Elemente.

Diese sieben Phasen der Formentwicklung sind nicht losgelöst zu sehen von den Wandlungen des Inhalts
gemäß den Ansprüchen der Gesellschaft an die Kunst der Sarkophagwerkstätten. Sie lassen etwas von
der geschichtlichen Bedingtheit und Folgerichtigkeit des hier an der Entwicklung der Jagdsarkophage verfolg-
ten Prozesses des allmählichen Ubergangs von der Antike zum Mittelalter aufscheinen.

Diesen treffenden Begriff entnehme ich dem Buch von E. Kitzin-
ger, Byzantine Art in the Making, Main Lines of Stylistic Deve-
lopment in Mediterranean Art 3rd - 7th Century (1977) zzS.,

das mir erst nach Abschluß des Manuskriptes bekannt wird, in
dem die Jagdsarkophage aber auch keine Rolle spielen.

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