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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0022
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TROISCHER KREIS

Linken schultert er die noch nicht entzündete Hochzeits-
fackel. Vgl. Seneca Medea V. 110

Candida thyrsigeri proles generosa Lyaei,
multifidam iam tempus erat succendere pinum,
excute solemnem digitis marcentibus ignem.

Die Amphora, welche Hymenaeus in der gesenkten Rechten
trägt, ist nichts anderes als die allerdings sehr klein gebil-
dete, offenbar zum blossen Attribut gewordene Xourpo^opog1),
das Gefäss mit dem Wasser für das Brautbad. Eine Fichte,
vielleicht mit Rücksicht auf die Kienfackel des Hymenaeus
gewählt (pronuba pinus Ciris V.439, Seneca Medea V. 37), schei-

in Folge der Bewegung herabgeglitten. Man hat sich
wohl vorzustellen, dass Iuno, die als pronuba die Ehe-
schliessung zwischen Peleus und Thetis überwacht und
als iterduca den Hochzeitszug zum Haus des Bräutigams
geleitet hat, in dem Augenblick, da Hymenaeus das Braut-
gemach betritt, von Amor aus dem Hause hinausgedrängt
wird; eine Auffassung, durch welche die beiden die Composi-
tion links abschliessenden Gruppen, Hymenaeus und Vesper,
Iuno und Amor in enge Beziehung zu einander gesetzt und
für die ganze Darstellung ein befriedigender Abschluss ge-
wonnen wird. Es heisst also dem zwar nicht selbständig
erfindenden, aber die überkommenen Typen geschickt Und

det das Ende des Götterzuges von der letzten Gruppe an verständnissvoll verwendenden und verbindenden Verfertiger

der linken Ecke. Mit Aufbietung dieses Sarkophags Unrecht thun,

aller Kraft sich anstemmend ist r~ ' O wenn man diese linke Eckgruppe

ein Amor bemüht eine wi- f^flflf ^ auf ein Versehea oder eine
derstrebende Göttin von dem Ik^JkJMiJ^ Gedankenlosigkeit zurückführen
Brautpaar und dem Götterzuge j will, sei es dass man wie Zoega
fortzudrängen. Die Erscheinung /nT?\\ f^lll die Figur für Thetis erklärt, die
dieser mit einem Diadem ge- VtL / töffl V aus einer grösseren den Moment
schmückten, mit feinem gegür- /$3!tv der Eheschliessung selbst darstel-
tetem Chiton, um den Unter- • 'v/l^-f '^ AMiC- —Ja '-r^^\ lcn(ien Scene hier eingesetzt wor-
körper geschlungenem Mantel V 1 - '^^tk w^^^^^—-^^^ Wäre'SC* eS ^aSS man W*e ^EL~
und Sandalen bekleideten Göttin, \^£fm iK < ^^C-^7 big sie als Venus auffasst, die ei-
welche mit der linken Hand leicht f/wM /'im^ Xu^KV gentlich an der rechten Ecke der
die Schulter berührt und in der \-*^l)lV \ /1/ k/i^ Composition hinter dem Braut-
erhobenen Rechten einen Blu- | LJ^N ///\\\ }\ / /i jhf Paar mren ^atz nätte miden sol-
menkranz hält, entspricht durch- r^ijj< J^^^/lil^F cA len. Besser trug die von Winckel-
aus derjenigen der Iuno pro- r~~JMxY^^'lf^ i\ um mann vorgeschlagene Benennung
nuba auf den Hochzeitssarko- / ^yiAV^Zl^i^f ^s- -X l—^T ^r*S °^tV Themis dem Motiv
phagen (Winckelmann Monumenti ^^"^(w^^^fMfi \ IJ I ^er Gruppe Rechnung, nur dass

inediti II tav. 184; Labus Museo di —/jjH'.. \^Mlli!^}M§z-edLA^^h- die äussere Erscheinung der Göt-

Mantova III tav. 53; A. Rossbach ^_-- ^ ■ tin jeder dieser beiden Deutungen

Römische Hochzeits- und Ehe- gleichermassen widerspricht.

_ _ _ TERRAKOTTARELIEF CAMPANA ,, • ~ . . ..

denkmäler Taf. 1 u. ö., s. Band I) Die ganze Composition ghe-

und den Hochzeitsdarstellungen dert sich somit in drei Gruppen

der römischen Terrakottareliefs, von denen eines nach von je vier Figuren; zuerst Vulcan und Minerva dem Braut-

Campana Anticke opere in plastica tav. LX in nebenstehen-
der Abbildung wiedergegeben ist. Die Gleichheit des
Typus nöthigt in allen diesen Fällen die gleiche Figur
zu erkennen; der Mantel, den die ruhig dastehende Iuno
auf den Hochzeitssarkophagen meist schleierartig über
den Kopf gezogen, auf dem Terrakottarelief um beide
Schultern gelegt hat, ist ihr auf dem Peleussarkophag

r) Rich. Schmidt De Hymenaeo et Talasio p. 65; derselbe ist jedoch
nachträglich im Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts
II 1887 S. 127 von der zuerst von Winckelmann ausgesprochenen
Deutung der Figur als Hymenaeus wieder zurückgekommen und will jetzt
Ganymedes erkennen, eine Auffassung, die weder durch die Berufung auf
die lediglich freier dichterischer Phantasie entstammende Schilderung des
Euripides in der Iphig. Aul. V. 1040 fF. noch durch das Costü'm und die
Attribute gerechtfertigt erscheint. Statt der Amphora würde man bei

Ganymedes die Weinkanne erwarten. | oben reproducirte Darstellung der dextrarum iunetio auf

paar ihre Gaben überreichend, dann die vier Hören, end-
lich Hymenaeus mit Vesper und Iuno mit Amor. Wenn
diese drei Gruppen nicht, wie man erwarten sollte und
wohl ursprünglich beabsichtigt war, auch äusserlich die
gleiche Ausdehnung haben, so erklärt sich diese bei
Sarkophagdarstellungen ungemein häufige Erscheinung hier
wie in den analogen Fällen daraus, dass der Künstler, ohne
sich vorher die Bildfläche gehörig einzutheilen, seine Com-
position von rechts nach links aufzeichnete, daher auch die
Figuren auf der rechten Seite weiter auseinander, auf der
linken Seite zusammengedrängt stehen.

Für die Darstellung sind eine Reihe älterer Typen
verwandt, die ursprünglich mit der Hochzeit des Peleus
und der Thetis nichts zu thun haben. Zunächst die
 
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