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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0164
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146

TROISCHER KREIS

Maximus Taurinensis Homil. XLIX de passione et cruce
Domini p. 339 Migne: ex quo enim Christus Dominus reli-
gatus in cruce est, ex eo nos mundi illecebrosa discrimina velut
clausa aure transimus; nec perniciosa saeculi detinemur auditu,
nec cursum melioris vitae deßectimus in scopulos voluptatis,

ferner Hieronymus Comment. in Isaiam VI c. 14 p. 222 Migne:
Sirenae requiescent in delubris voluptatis, quac dulci et morti-
fero carmine animas pertrabunt in profundum, ut saeviente
naufragio a lupis et canibus devorentur. Vgl. de Lasteyrie
Gazette archeologique X 1885 p. 22.

I RAUB DES PALLADIONS.

Tafel L

138) S. Athen, Echnikon (früher Kentrikon)
Museion (X/^.2514). Fig. 138. Fig. 138a. Fig. 138b.
Fig. 138 c. Polirter parischer Marmor. Sehr hohes Relief.
L. 0,90. H. 0,43. T. 0,52. Heliogravüre nach einer unter
Lolling's Aufsicht angefertigten Photographie.

Gefunden nach F. von Duhn in Lykien, nach Benndorf in
Kilik ien; 1877 von einem türkischen Schiffer aus Casteil
Orizo nach Athen gebracht, wo er zuerst im Barbakeion auf-
gestellt wurde.

Abbildung: Mittheilungen des Deutschen archäologischen
Institutes II 1877 Taf. 10. Taf. 11. Taf. 12 (nach Zeichnung
von L. Otto).

Litteratur: P. Girard Bulletin de correspondance Hellenique I
1877 p. 263; Mylonas ebenda p. 348 nr. 4; von Duhn Mit-
theilungen des Deutschen archäologischen Institutes in Athen II
1877 S. 132; W. Klein Archäologisch-epigraphische Mittheilungen
aus Oesterreich III 187p S. 36; von Sybel Katalog der Sculpturen
zu Athen 1881 S. 211 Nr. 2974; Matz unc^ VON Duhn Antike
Bildwerke in Rom 1881 III S. 58; Benndorf und Niemann Reisen
im südwestlichen Kleinasien. I Reisen in Lykien und Karien 1884
S. 39 A. 6; Heydemann Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen archäo-
logischen Instituts I 1886 S. 296 A. 208; von Prittwitz und
Gaffron Bellerophon in der antiken Kunst 1888 S. 15; Benndorf
Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa (Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses) 1889 S. 64 A. 2.

Kindersarkophag. Der Sockel ist über der Euthynteria
mit einer Hohlkehle verziert. An den Ecken korinthische
Pilaster mit hohen Basen und vier etwa bis zu einem
Drittel ihrer Höhe mit Füllung versehenen Canälen.

Auf der Vorderseite Fig. 138 sind Personen aus dem
Bellerophonmythos äusserlich, ohne dass sie durch eine
einheitliche Handlung verbunden wären, neben einander
gestellt, wie Leda und ihre Kinder auf 9, und wie dort
im engen Anschluss an berühmte Werke der grossen Kunst.
Links sitzt auf einem mit dickem Polster belegten Klapp-
stuhl Stheneboia in Chiton und langem Mantel, das linke
Bein über das rechte geschlagen; das Haar ist im Nacken
in einen Knoten zusammengebunden ; der rechte Arm ist
ganz in den Mantel gehüllt; in der Unken Hand hält sie
eine oben abgebrochene Rolle, die in ihr die gelehrte und

der Leetüre der Dichter ergebene Frau erkennen lässt, als
welche sie Euripides, wenn ich fr. 663 richtig deute, ge-
schildert hatte. Mit dem erhobenen Zeigefinger der rechten
Hand begleitet sie die eindringliche Rede, die sie an ihren
vor ihr stehenden Gatten Proitos richtet. Dieser, der
flockiges Haupt- und Barthaar hat und mit Chiton, Mantel
und Stiefeln bekleidet ist, wendet aufmerksam den Kopf
nach ihr hin; der rechte Arm ist in den Mantel gehüllt,
die gesenkte linke Hand hält eine Schreibtafel, gewiss den
verhängnissvollen Brief, den Bellerophon mitnehmen soll.
Rechts folgt Aphrodite, die grosse Göttin von Korinth,
der Heimatstadt des Bellerophon, mit dem sie auch im Cult
verbunden ist.1) Mit feinem Aermelchiton und um die
Hüften geschlungenem Mantel bekleidet, das im Nacken zu
einem Knoten zusammengebundene Haar mit der Stephane
geschmückt, den linken Fuss auf eine kleine Erhöhung ge-
setzt steht sie nach rechts gewandt da und schreibt mit
der Rechten auf einen grossen Rundschild, dessen oberen
Rand sie mit dem linken Arm umfasst; so erinnert sie in
Stellung und Haltung durchaus an die Victoria von Brescia
und die dieser analogen Victoriafiguren der römischen
Kaiserzeit, die bekanntlich ihrerseits nur Umbildungen eines
am Besten durch die Statue aus Capua vertretenen Aphro-
ditetypus sind. Nur ruht der Schild hier nicht auf dem
Knie der Göttin, sondern sollte von einem kleinen Eros
auf den Schultern getragen und mit erhobener Linken
gestützt werden. So wenigstens wird man am wahrschein-
lichsten die Bewegung des Figürchens zu deuten haben,
und es ist wohl nur Folge falscher Raumeintheilung, dass
der untere Schildrand schon am Hinterkopf des Eros ab-
schneidet, und dass dessen linke Hand statt den Schildrand
zu berühren ein Stück stehengelassener Bosse hält. Endlich
an der rechten Ecke Bellerophon selbst; er hat dem
Pegasos, dessen Mattigkeit in dem müden halbgeschlosse-
nen Auge gut zum Ausdruck gebracht ist, wie die wirre
Mähne das noch von keinem Herrn gepflegte Thier ver-

•) Pausanias II 2, 4 npo oi rqs woXswf Kunapiaauv iarh ukaog
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