Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0170
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
152

TROISCHER KREIS

Weg scheint Eumaeus auch in die Illustrationen der
Odysseescene eingedrungen zu sein; denn bei der Dar-
stellung auf 139 b an die Scene des Sophokleischen Dramas
zu denken verbietet, abgesehen von der genauen Ueber-
einstimmung mit den Odysseeversen, das Bettlergewand des
Ulixes und sein Verhalten gegen Euryclea, da er bei So-
phokles in Reisetracht auftrat und die Amme nicht hinderte
ihre Entdeckung kund zu geben.

Eine Wiederholung desselben Typus, jedoch ohne Eu-

maeus, findet sich im linken Eckakroterion des gallischen
Sarkophagdeckels 203, s. unten. Auf dasselbe Original, wie
diese beiden Sarkophagreliefs, wahrscheinlich wieder ein
Gemälde, geht auch die Darstellung derselben Scene auf
einer Anzahl von Terrakottareliefs zurück; s. Thiersch
Ueber die Epochen der bildenden Kunst unter den Grie-
chen, 2. Aufl., S. 430; Overbeck Die Bildwerke zum thebi-
schen und troischen Heldenkreis S. 805.
Arbeit des ersten Jahrhunderts.

III ULIXES UND DIE SIRENEN.

Tafel LH

140) S. verschollen, früher in Rom. Fig. 140
Lichtdruck nach dem Coburgensis; Fig. 140' nach dem
Pighianus; Fig. 140". Fig. 140"a nach dem Berolinensis;
Fig. i4o"/ nach Pozzo.

In der Mitte des sechszehnten Jahrhunderts in den Vati-
canischen Gärten. „£«/ colle Vatkano appresso del sacro palazzo
e un bosebo con un fönte, delitia delli pontefici maximi, nel qual
luogbo si scorgeno in un' altro pilo bellissimo (f intaglio le Syrene
& Ulysse." Pirro Ligorio zwischen 1550 und 1553. Seit Mitte
des siebzehnten Jahrhunderts verschollen.

Alte Zeichnungen: Von den beiden Blättern, auf denen
die Vorderseite im Coburgensis gezeichnet war, ist nur das klei-
nere mit dem grössten Theil der rechten Seitensccne erhalten Fol.
160, 1 Nr. 172 Fig. 140; beide Blätter sind im Pighianus Fol. 269
Nr. 184 Fig. 140' von ungeschickter Dilettantenhand copirt; Bero-
linensis Fol. 16 Fig. 140" auf zwei an einander geklebten Blättern,
von denen das rechte auf dem neben der rechten Ecke leer ge-
bliebenen Raum die unter Fig. i4o"a abgebildeten Kreidevorzeich-
nungen enthält, die vielleicht Theile von der Rückseite und der
rechten Schmalseite wiedergeben; Pozzo Windsor VIII Fol. 12(35)
Fig. 140'" (frei benutzt in dem von Ertinger gestochenen Titel-
kupfer zu Nicaise Les Sirenes ou Discours sur leur forme et fi-
gure 1691).

Abbildungen: Beger Bellum et excidium Trojanum, ex antiqui-
tatum reliquiis 1699 tab. 69 nr. 2 (= Ulysses Sirenes praetervectus
1703 p. 3) die Mittelscene nach dem Pighianus. Danach die
Sirenengruppe Montfaucon L'Antiquite expliqu'ee et repr'esent'ee en
figures I 2, 1719, pl. 222 nr. 7. — Beger Hercules Ethnicorum
1705 tab. 13 Hercules und Cerberus nach dem Pighianus. —
O. Jahn Berichte über die Verhandlungen der königlich sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische
Classe, VIII 1856 Taf. III D nach dem Pighianus.

Litteratur: Pirro Ligorio De' luoghi delle sepulture delle
fameglie romane et degli huomini inlustri 1550—15533 Cod. Neap.
XIII B 10 (herausgegeben vou H. Dessau Römische Reliefs be-
schrieben von P. Ligorio in den Sitzungsberichten der königlich
preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1883) S. 1096

Nr. 22; Nicaise a. a. O. p. 64; Beger Bellum et excidium Tro-
janum 1699 p. 64; Ders. Ulysses Sirenes praetervectus 1703 p. 3;
Montfaucon a. a. O. p. 395; O. Jahn a. a. O. S. 275; Petersen
Annali delt Instituto XXXII 1860 p. 375; Michaelis Archäologische
Zeitung XXII 1864 S. 123 A. 3; Stephani Compte-rendu de la Com-
mission Imperiale archeologique 1866 S. 43 Nr. 78; O. Jahn Berichte
über die Verhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig XX 1868 S. 218 Nr. 1845 Schräder
Die Sirenen nach ihrer Bedeutung und künstlerischen Darstellung
im Alterthum 1868 S. 71 I; Matz Monatsberichte der königlich
preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1871 S. 488
Nr. 172; Schreiber und Helbig Bullettino delt Instituto 1875
p. 1 o 1; Bolte De monumentis ad Odysseam pertinentibus (Diss.
inaug. Berol.) 1882 p. 34 c; R. Hirsch De animarum apud antiquos
imaginibus {Diss. inaug. Ien.~) 1889 p. 44 nr. 3.

Die Vorderseite wird an jeder Ecke durch eine Ka-
ryatide abgeschlossen, die einen flatternden, mit gegürte-
tem Ueberschlag versehenen Chiton trägt und mit beiden
erhobenen Händen die obere Randleiste stützt.

Von den drei Scenen, welche die Vorderseite enthält,
zeigt die linke die Fortführung eines eben Verstor-
benen durch den Seelengeleiter Mercur. Der bärtige
Todte steht ganz in das über den Kopf gezogene Leichen-
tuch gehüllt mit gesenktem linkem und gebogen erhobenem
rechtem Arm ruhig da. Nach Fig. 140". Fig. i4o/// trägt
er Schuhe, die Fig. 140' übersehen sind. Mercur mit Flü-
geln an Kopf und Füssen (Flügelhut, die Füsse ohne Flügel
Fig. 140'"), um die Schultern die Chlamys, in der linken
Hand den Caduceus, tritt eiligen Schritts von rechts heran
und drückt mit erhobener Rechten das linke Auge des
Todten zu. Rechts sitzt auf einem Korbstuhl die Gattin
des Verstorbenen in gegürtetem Aermelchiton und um
den Unterkörper geschlungenem Mantel, die Füsse auf
einen Schemel gestützt (Fig. 140'; übersehen Fig. 140".
Fig. 140'"); die linke Hand ruht im Schooss; mit der er-
hobenen Rechten rauft sie sich das gelöste Haar. Hinter
 
Annotationen