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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0209
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OEDIPUS Tafel LX

worfenen Mantel, dessen einer Zipfel in das Meer hinab-
hängt, während der andere im Winde flattert. Ueber ihr
sitzt auf einem Bergabhang ein jugendlicher Flussgott, wahr-
scheinlich Acis. Als Unterlage dient ihm sein Mantel,
von dem ein Zipfel auf seiner linken Schulter aufliegt,
während der untere Theil über seinen linken Oberschenkel

geworfen ist. Den linken Arm stützt er auf eine Urne,
aus der ein breiter Wasserstrom hervorquillt, mit der
Rechten fasst er den Ast einer neben ihm stehenden Pinie.

Wohl noch Arbeit des ersten Jahrhunderts.

Oedipus vor der Sphinx auch in dem Eckacroterium
des Deckels 203.

II LEBEN DES OEDIPUS.

183) D. Rom, Lateran, an der Südwand des elften
Zimmers. Fig. 183. Vortrefflich erhalten und ohne jede
Ergänzung. Griechischer Marmor. L. 2,07. H. 0,24. Zeich-
nung von Eichler 1877.

Siehe den zugehörigen Sarkophag, der eine Darstellung
des Adonismythus enthält, in Band III dieses Werkes.

Gefunden am 28. April 1858 bei den Ausgrabungen des
römischen Scavatore Lorenzo Fortunati links von der Via La-
tina in der gewölbten durch ihre Stuckrelicfs berühmten Kammer
einer grossen Grabanlage; s. Grundriss und Aufriss Annali delt
Instituto XXXIII 1861 tav. d'agg. J, die Stuckreliefs Monumenti
delt Instituto VI tav. 40 — 53.

Abbildung: Monumenti deW Instituto VI. VII tav. 68 B.

Litteratur: Brunn Bullettino delt Instituto 1858 p. 88;
Giornale di Roma 1 Maggio 1858; Augsburger Allgemeine Zeitung
1858 Nr. 139 S. 2231; L. Fortunati Relazione generale degli
seavi e scoperte fatte lungo la via Latina dall' Ottobre lSjy alt
Ottobre iSjS, 1859,/». 57; Petersen Annali delt Instituto XXXII
1860 p. uy, Ders. ebenda XXXIV 1862 p. 168; Benndorf und
Schöne Die antiken Bildwerke des Lateranensischen Museums 1 867
S. 244 Nr. 41. S. 261 Nr. 387; Spiro De Euripidis Phoenissis
1884 p. 41 n. 63.

Ein Thorbogen, der zwar nicht ganz genau die Mitte
der Vorderseite einnimmt, aber gerade über der Hauptfigur
des Sarkophagkastens, dem als Adonis aufgefassten Porträt des
Todten, steht, scheidet die sieben Scenen aus dem Leben
des Oedipus in zwei Abtheilungen; links von diesem Bogen
ist die Richtung der Scenenfolge von links nach rechts,
rechts von ihm von rechts nach links, so dass beide Ab-
theilungen auf ihn zulaufen.

In der ersten die linke Ecke einnehmenden Scene
lst Laius in Delphi dargestellt. Vor der auf niedriger,
viereckiger Basis stehenden Apollostatue, die in der vor-
gestreckten Linken den Bogen, in der gesenkten Rechten
einen Lorbeerzweig hält, steht der jugendliche Laius, im
Begriff auf den brennenden Altar einen undeutlichen Ge-
genstand, wahrscheinlich eine Frucht oder einen Opfer-
kuchen, zu legen. Laius trägt wallendes Haar und ist
mit einem langen, die rechte Seite der Brust freilassenden
Mantel bekleidet. Hinter ihm steht sein Diener in kurzem
Haar und mit einer Aermeltunica bekleidet; auf einer
fiachen Schüssel trägt er die zum Opfer bestimmten Früchte

und Kuchen. Der kinderlose Laius befragt den Gott um
Nachkommenschaft und erhält die Mahnung, kein Kind zu
zeugen, da dieses ihn tödten werde. Siehe die Erzählung
der lokaste bei Euripides Phoeniss. V. 15—20
i\&ocv ipeerq ^cißov i^airsi &' ä/ua
»Traloccv ig ohovg dpaivuv Koivccv/av.
8 0' siirev w Qyßaiaiv symiroig dva%,
firj aireips rixvccv äXoKa t>aißövuv ß/a'
si ydp Ts/cvaaeig Trafo', äiroKTsvei d b (f>vg,
Kai wäg sog 01/cog ßyasrai B/' atfxarog.
vgl. Diodor. IV 64, 1; Apollodor bibl. III 5, 7, i; Hygin
fab. 66. (Nach Petersen, Benndorf und Schöne Oedipus
in Delphi).

In der rechts folgenden zweiten, durch einen Lorbeer-
baum getrennten Scene ist Laius nach der Geburt des
Oedipus dargestellt. Er hat das Gebot des Gottes über-
treten und sinnt nun, einsam auf einem Felsen sitzend,
von Reue gequält, über das drohende Unheil nach. Den
Kopf stützt er in die rechte Hand; mit der linken greift
er in die Krone eines rechts stehenden Lorbeerbaums.
Als Local ist wohl der Kithaeron zu denken. Euripides
Phoeniss. V. 21—26.

8 B' rjZovfj tovg sig re ßaK%sTov vreaav
scTrsipsv yjjulv Trotha, Kai errsipag ßptyog,
yvovg TäjUTrXdKr/jUa rov -d-eov re rijv (j)drtv,
Xeijuav ig JWpag Kai ILid-aipxvog Xiirag
hioicai ßovKokoiaiv iK&etvai ßpetyog,
atyvpüv üiOYjpä Ksvrpa oiairsipag ßecov.
Vgl. Diodor a. a. O.; Apollodor a. a. O. (Oedipus im
Zweifel über seine Herkunft nach Petersen, Benndorf und
Schöne).

Die Aussetzung des kleinen Oedipus auf dem
Kithaeron zeigt die rechts anschliessende dritte Scene.
Das Kind liegt am Boden auf dem Rücken, beide Hände
vor die Stirn erhoben, die Füsschen in die Höhe gezogen.
Hinter ihm steht, den Kopf nach rechts zurückwendend,
eine Ziege, und vor ihm der junge Hirt, dem die Aus-
setzung des Kindes befohlen ist; er trägt einen Chiton
mit kurzen Aermeln und an der linken Seite eine Leder-
tasche. In der Linken hält er eine kurze Lanze, vermuth-
lich dieselbe, mit der er die Füsse des Kindes durch-
 
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