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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0216
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Tafel LXI
A. PHRIXUS.

187) F. Rom, Palatin in der einen Kryptoporticus.
Fig. 187. Fig. 187a. L. 1,24. H. 0,42. T. 0,03. Zeich-
nung von Eichler 1875.

Früher im Palazzo del Ministero dei Lavori pub-
blici e Commcrcio (dem einstigen Pal. Caucci vgl. 201), in den
Magazinen. 1872 von der Sopraintendenza degli seavi della
provincia di Roma erworben und auf dem Palatin aufgestellt.

Litteratur: Flasch Bullettino delf Instituto 1873 p. 36;
Rosa e Brizio Sülle scoperte archeologiche della citta e provincia di Roma
7iegli anni 1871—72, 1873, p. 141 nr. 24; H. Heydemann Berichte
über die Verhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der
Wissenschaften zu Leipzig XXX 1878 2 Abth. S. 121 Nr. 3;
Ders. Iason in Kolchis (Elftes Hallisches Winckelmannsprogramm)
1886 S. 14 B; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 363 Nr. 3159; L. von Urlichs Ein Medea-Sarkophag
(Einundzwanzigstes Programm des von "wagner'schen Kunstinsti-
tuts) 1888 S. 7.

Kindersarkophag, dessen Vorderseite Fig. 187 drei
Scenen enthält, in der Mitte die Flucht des Phrixus,
links der Untergang seiner Stiefmutter Ino, rechts
die Gewinnung des goldenen Vliesses durch Iason.

In der Mittelscene reitet Phrixus auf dem sehr gross
gebildeten Widder über die hochgehenden Meereswogen,
in denen drei Delphine und ein Seedrache sichtbar werden.
Mit der Rechten stützt er sich auf den Rücken des Widders,
mit der ausgestreckten Linken hielt er sich vermuthlich
an dem einen Horn. In dem Seewinde flattert seine
Chlamys weit hinter seinem Rücken. Den Kopf wandte
er nach links zurück, der versinkenden Helle zu, die nur
noch mit dem Oberkörper aus den Wellen hervorragt und
den rechten Arm hilfesuchend emporgestreckt zu haben
scheint. Das Haar fällt ihr lang über den Rücken herab;
ihr Oberkörper ist nackt; um die Hüften ist ein Mantel
geschlungen, der sich im Winde bläht. Die Darstellung
zeigt denselben Typus, wie die bekannten pompeianischen
Bilder (Helbig Wandgemälde der vom Vesuv verschütte-
ten Städte Campaniens S. 266' Nr. 1251—12573 Sogliano Le
pitture murali Campane scoverte negli anni 1867—187p p. 101
nr. 549. nr. 550) und geht ohne Zweifel auf dasselbe male-
rische Vorbild zurück, wie diese.

Im engsten Anschluss an diese Mittelscene zeigt die
linke Eckscene die Strafe der Ino. In höchster Angst

eilt Ino (Nephele von Duhn) dem Meere zu; in der
Hast der Flucht tritt das rechte Bein aus dem Schlitz
des mit Ueberschlag versehenen Chitons nackt heraus; mit
erhobener Linken hält sie den Zipfel ihres lang herab-
wallenden, flatternden Mantels gefasst; ihr Haar weht
lose im Winde. Den rechten Arm scheint sie nach links
ausgestreckt und das Gesicht nach derselben Richtung
zurückgewandt zu haben, ihrem sie im Wahnsinn verfolgen-
den Gatten Athamas zu, von dem nur noch der Unter-
körper erhalten ist. Man erkennt, dass er einen Panzer
trug; die Füsse stecken in hohen Stiefeln. An der linken
Ecke war noch eine dritte nach rechts gewandte Figur
dargestellt, von der nur die in Stiefeln steckenden Füsse
erhalten sind; den linken setzt sie auf einen Stein. Die
Vergleichung mit den Pentheus-Sarkophagen in Pal. Giusti-
niani und in Aricia (Matz und von Duhn a. a. O. S. 42 Nr.
2266. Nr. 2267') s. Band IV dieses Werkes) und dem
Lycurgus-Sarkophag in Pal. Mattei (Matz und von Duhn
a. a. O. S. 45 Nr. 2271, s. Band IV dieses Werkes) legt
die Vermuthung nahe, dass auch hier als Personification
des den Athamas beherrschenden Wahnsinns eine Furie
dargestellt war.

Wie die linke Eckscene den Ausgangspunkt der Flucht
des Phrixus, so zeigt die rechte ihren Endpunkt und zwar,
wie jene, als Schauplatz eines mit der Mittelscene auf's
Engste zusammenhängenden Ereignisses, der Wieder-
erringung des goldenen Widdervliesses durch
Iason. Erhalten ist nur die Figur des Iason, der auf
dem Kopf den Helm, an der Seite das in der Scheide
steckende, an einem Wehrgehänge befestigte Schwert und
am linken Arm, um den die Chlamys geschlungen ist, den
Schild trägt. Dem Beschauer den Rücken kehrend ist er
im Begriff eine felsige Anhöhe hinanzuklimmen, um, wie
die Vergleichung mit der vollständigen Darstellung auf
188. 192. 190'. 18g' lehrt, nach dem an einem Baume auf-
gehängten Vliess zu langen.

Von der Darstellung der rechten Schmalseite Fig.
187 a ist nur in der rechten unteren Ecke das Ende eines
Baumstamms erhalten.

*) Die dort als Mänade beschriebene, mit der Nebris bekleidete
Figur ist ganz dieselbe wie auf 2266, also ebenfalls eine Furie.
 
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