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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0223
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C. MEDEA IN KORINTH.
Tafel LXII

193) F. verschollen, früher in Florenz, Pal. Mär-
te Iii, mit dem Fragment eines Nereidensarkophags zu-
sammengesetzt. H. 0,57 („Ped. I unc. XI" Gori). Fig. 193
nach Gori Inscriptiones antiquae graecae et romanae III r,
i743> tab. 13.

„/« Aedibus Nobb. de Martellis" Gori 1743. Im Jahre 1883
habe dem Fragment in Florenz vergeblich nachgefragt.
Abbildung: Gori a. a. O.

Litteratur: Gori a. a. O. p. 88; Gio. Girolamo Carli
Dissertazioni due 1785 p. 303; Labus Museo della Reale Accademia
di Mantova III 1834 P- 3^3' RAollL Rochettf. Journal des Savants
1834 P- 7&'-> K. O. Müller Handbuch der Archäologie der Kunst,
2 Ausg., 1835 S. 646 (3. Aufl. von Welcker 1848 S. 695)
j 412, 5; Th. Pyl De Medeae fabula (Diss. inaug. Berol.) 1850
p. 75; O. Jahn Archäologische Zeitung XXIV 1866 S. 235 N;
Dilthey Annali dell' Instituto XLI 1869 p. 12 n. p. 65; Rich.
o. Schmidt De Hymenaeo et Talasio dis veterum nuptialibus (Diss.
inaug. Kil.) p. 61 nr. 6'); l. von Urlichs Ein Medea-Sarkophag
(Einundzwanzigstes Programm des von wagner'schen Kunstinstituts)
1888 S. 6 Nr. 6 N.

Fragment eines Sarkophags derselben Gattung, wie
139. 182. Das Bruchstück stammt von der linke Hälfte der
Vorderseite. Von dem Amor in der Mitte war noch
der vom Zeichner offenbar nicht ganz verstandene, er-
hobene rechte Unterarm, der das Ende der Guirlande
hielt, erhalten. In der Guirlande erkennt man Aehren,
Trauben, Aepfel und grosse Blumen. In dem über der
Guirlande entstehenden Felde erblickt man Medea mit
den Leichen ihrer Kinder auf dem Drachenwagen.
Die beiden geflügelten Drachen, von denen der hintere
durch Kamm und Bart als das Männchen bezeichnet ist,
tragen um die Hälse breite Ringe, an denen man sich
wohl die über den Wagenrand hängenden Zügel befestigt
zu denken hat. Medea trägt einen mit Ueberschlag ver-
sehenen ärmellosen Chiton, aus dem die rechte Brust und
das rechte Bein nackt hervortreten. Sie ist eben im Be-

') Ein irrthümliches Citar. Der Verfasser meint offenbar 194.

griff den Wagen zu besteigen, während die beiden Drachen
sich von dem unten angegebenen felsigen Terrain bereits
in die Lüfte erheben. Auf ihrer linken Schulter ruht die
Leiche ihres einen Kindes, die sie mit der erhobenen
Linken umfasst. Von der Leiche des zweiten Kindes ist
bei Gori Nichts zu erkennen; doch kann kaum ein Zweifel
darüber bestehen, dass man sie, wie auf 194. 196. 199. 200.
201, auf dem Boden des Wagens liegend zu denken hat.
Die seltsame doppelte Ausschweifung des seitlichen Wagen-
randes beruht vielleicht auf einem Missverständniss des her-
abhängenden Kinderbeins. In der rechten Hand hielt
Medea, wie die Zeichnung zeigt und Gori bestätigt
(„dextraque tcnet crumenam"), einen Beutel. Wenn hier
nicht etwa ein Missverständniss des in der Scheide stecken-
den Schwertes vorliegen sollte, so darf man mit Sicher-
heit annehmen, dass dieser Gegenstand ergänzt war und
dass Medea ursprünglich auch hier, wie auf 194. 196. 200,
in der Rechten das gezückte Schwert hielt, nur mit einer
weniger theatralischen Geberde, wie dort. Die litterarische
Quelle der Darstellung ist die Schlussscene der Medeia des
Euripides, wo Medea die Leichen ihrer Kinder auf dem
Wagen ihres Ahnherrn Helios zum Tempel der Hera
Akraia bringt V. 1317—1404. Für den auffallenden Zug,
dass dieser Sonnenwagen von geflügelten Drachen ge-
zogen wird, bieten die Worte des Dichters keinen Anhalt;
doch findet er sich nicht nur in der Hypothesis (im äpßa-
rog tya/covTuv TTrepccräv, 0 nap 'WXiov iXaßsv) und in den Scho-
lien zu V. 1320 (An üipov; ydp Trccpocfa/vsTcci Jj Myjbeta,, tyov/j&n]
hpcctcovrivoig äpjuccii Kai ßaard^ouvx rovg Trccibccg) bezeugt, son-
dern auch bereits auf tarentinischen Vasen dargestellt
(Millin Tombeaux de Canose pl. 7; Archäologische Zeitung
XXV 1867 Taf. 224) und darf daher unbedenklich auf die
Bühnenpraxis jedesfalls des vierten Jahrhunderts, vielleicht
sogar schon auf die der Euripideischen Zeit zurückgeführt
werden; vgl. Hans von Armin in seiner Ausgabe der
Medea zu V. 1317. Ein sich eng an dies Bühnenbild an-
schliessendes älteres Tafelgemälde scheint die Vorlage für
diese Sarkophagdarstellung gewesen zu sein.

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