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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0013
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URNE DES M. COELIVS SVl'ERSTES

A. ACTAEON.

So sehr der boiotische, vielleicht auch euboiischc
Mythos von Aktaion seinem düsteren Charakter nach zu
einer symbolischen Verwendung auf Grabdenkmälern ein-
zuladen scheint, so selten hat er sich bis jetzt auf römischen
Sarkophagen gefunden. Ausser dem berühmten Borghesi-
schen Guirlandensarkophag i zeigen nur noch ein Fragment
im Vatikan 2 und eine Schmalseite in Ostia 2' eine Dar-
stellung aus dieser Sage. Die Sarkophage, von denen diese
Fragmente stammen, enthielten ohne Zweifel noch weitere
Scencn desselben Mythus. Ihr Verhältniss zu 1 muss ein
ähnliches gewesen sein, wie zwischen den Medea-Sarko-
phagen II 193 einerseits und II 195. 196. 19g. 200. 201
andrerseits.

Wie zu erwarten war, erscheint der Mythus in jener der
römischen Kaiserzeit geläufigen Form, die w ir auf pompe-
janischen Gemälden und bei späteren Dichtern und Mytho-
graphen zu finden gewohnt sind und in der Litteratur
zuerst bei Kallimachos Lavacr. Palladis 107—116 nachweisen
können. Nicht weil er in der Liebe zu Semele der Neben-
buhler des Zeus war (Stesichoros, Akusilaos, die attische
Vase Man. d. Inst. XI tav. 42,1, vermuthlich auch Aischvlos
Tot-oribsg) noch weil er sich ein besserer Schütze zu sein
rühmte als Artemis (Euripides BdK%. 337 ff.), wird Actaeon
in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden
zerrissen, sondern weil er die Göttin beim Bade in
einem Gebirgsbach überrascht hatte, eine unverkennbare
Parallelsage zu der Erzählung von Teiresias und Athena, mit
der sie auch Kallimachos zusammenstellt, der diese Sagen-
form natürlich nicht erdichtet hat, sondern bereits litterarisch
fixirt vorfand.

Auf dem Sarkophag 1 wird die Geschichte in vier
Scenen vorgeführt, die das Bad der Diana, die Zerreissung
des Actaeon, die Auffindung seiner Leiche und endlich das
Einfangen der Hunde veranschaulichen. Die beiden ersten

Scenen gehen in letzter Linie auf statuarische Vorbilder
zurück. Der Figur der badenden Diana liegt, wie Fröhner
Notice p. 187 treffend hervorhebt, der Typus der kauernden
Aphrodite zu Grunde, der am besten durch die bekannten
Statuen des Vatican (Visconti Mus. Pio-Cl. I 10, Helmg
Führer 250) und des Louvre (Bouillon I pl. 15. III/)/. 6,6 -
Clarac pl. 345, 1416. 1417, Fröhner Notice 147. 148. Gazette
arche'olog. 1870 pl. 13. 14) repräsentirt wird1) und von Stark
(Bcr. d. sächs. Ges. d. Wissensch. 1860 S. 78 ff.) auf Grund
von Plinius XXXVI 35 überzeugend auf ein Original der
hellenistischen Periode, die Venus lavans des bithynischen
Bildhauers Daidalos, zurückgeführt worden ist. Auch der
die badende Göttin aus einer Urne mit Wasser über-
giessende Knabe liegt in statuarischen Wiederholungen vor,
die als Brunnenfiguren dienten (Vatican, Galleria dei Cande-
labri 117. 118, Clarac pl. 755, 1844. 1845). Verbunden zeigt
beide Figuren die oben aus dem Coburgensis (Fol. 144,1
Nr. iic>; vgl. Boissard IV 73; Montfaucon V 66, 1.) ab-
gebildete Urne des M. Coelius Superstes, auf der auch
der zweite Amor mit der Muschel, wenn auch in anderer
Stellung als auf dem Sarkophag 1, nicht fehlt. Man wird
nicht fehl gehen, wenn man auch diese beiden Eroten
auf das Original des Daidalos zurückführt und sich dieses
als eine statuarische Gruppe denkt, die zur Aufstellung in
einem hellenistischen Park bestimmt war. Auch pom-
pejanische Wandbilder verwenden diesen Venustypus für
die im Bade von Actaeon belauschte Diana, indem sie
ausser Actaeon noch Berg- und Quellgötter hinzufügen,
die Eroten hingegen weglassen (Helbig Wandgemälde
Nr. 249b—252, Sogliano 115—117). Sie gehören sämmt-
lich zu jener Gruppe von Gemälden, die als Staffage in
eine ausgedehnte Landschaft statuarische Typen einsetzen,

*) Vgl. Bernoulli Aplnodirc S. 313 ff.
 
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