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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0015
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TAFEL I i. 2

logisches Lexikon I S. 216. II S. 2114. S. 2119; Bethe Mittheilungen
des athenischen Instituts XV, 1890, S. 242.

Auf der Vorderseite Fig. 1 werden zwei schwere
Fruchtschnüre von drei Mädchen gehalten, die bei dem
Mangel jeder Charakteristik schwerlich mythologisch zu
benennen, sondern rein decorativ sind. Sie sind mit hoch-
gegürtetem, von der einen Schulter abgleitenden Chiton
und einem Mantel bekleidet, der auf der einen Schulter
aufliegend um die Hüfte vorgenommen ist und von dem
gebogenen Oberschenkel gestützt wird. Das Haar ist am
1 finterkopf in einen Knoten zusammengebunden. Der eine
Arm ist erhoben und hält das die Fruchtschnüre verbindende
Band, der andere stützt gesenkt die Guirlande. Die beiden
Eckfiguren (an der linken ist der Kopf, die linke Schulter
mit dem Oberarm, wie überhaupt die ganze linke obere
Ecke des Sarkophags, ergänzt) entsprechen einander im
Gegensinn; das Mädchen in der Mitte hat genau die Stellung
und Haltung, wie das an der rechten Ecke.

1 scene rechts

In den beiden über den Guirlanden entstehenden
Bofren ist rechts die Schuld, links die Strafe des
Actaeon dargestellt. Wir bilden beide Scenen hier im
Text nochmals in grösserem Massstabe ab. In der ersten
kniet Diana am Ufer eines Gebirgsbaches. Das schwere
gelöste Haar mit der Linken emporhebend, blickt sie sich
nach dem Knaben um, der aus einer mühsam auf der
Schulter gehaltenen Urne ihren Rücken übergiesst. Hier-
bei bemerkt sie den von oben herabblickenden Actaeon
und bedeckt mit ihrer, in den Abbildungen nicht sichtbaren,
Rechten die Scham. Links kniet an dem in mächtigem
Wasserfall herabstürzenden Waldbach ein zweiter Knabe,
mit beiden Händen Wasser in eine grosse Muschel
schöpfend. Diese Muschel dient der Göttin als Wasch-
becken, wie der Vergleich mit der S. 1 abgebildeten
Urne des Coelius Superstes lehrt, wo der zweite dort
stehend dargestellte Amor diese Muschel der badenden
Venus hinhält. Auf dem Sarkophag haben die die
Göttin bedienenden Knaben den Charakter als Eroten,

den sie in der ursprünglichen Gruppe hatten, natürlich
abgestreift, ohne dafür eine andere bestimmte Beziehung
eingetauscht zu haben. Sic müssen daher unbenannt bleiben.
Dass ihre Anwesenheit strenggenommen der dargestellten
Situation widerstreitet, hat sich der Verfertiger des Sarko-
phags offenbar nicht klar gemacht. Das Waldthal — Gar-
gaphia heisst es bei Ovid. Met. II 155, und Hygin fab. 181,
nach der bei Herodot IX 25 (daraus Pausanias IX 4, 3)
erwähnten gleichnamigen Quelle — ist durch den auf
dieser Sarkophagciasse üblichen überhängenden Felsen, von
dem ein alter knorriger Eichbaum seine Zweige über die
Göttin herabsenkt, und zwei Cypressen auf jeder Seite
angedeutet. Der Wassersturz entströmt einer Urne, die
von einem mit hochgezogenem Knie behaglich hingestreckten
Lokalgott gehalten wird und ihm zugleich als Stütze dient.
Wir können diesen nur mit einem Mantel bekleideten und
mit einem Pinienkranz geschmückten Jüngling nach Fröhners
Vorgang als Parthenius bezeichnen, welchen Namen

1 scene links

Hygin a. a. O. der Quelle statt Gargaphia giebt, obgleich
sich nicht entscheiden lässt, wie weit den Sarkophagarbeitern
solche mythologische Specialitäten geläufig waren. Die
Blicke richtet der Quellgott auf Actaeon, der mit flatternder
Chlamys im Rücken und Pedum in der Wmd an der
rechten oberen Ecke bis zur Hüfte sichtbar wird. Bei dem
unerwarteten Anblick der badenden Göttin hebt er er-
staunt die rechte Hand, während aus seiner Stirn bereits
das Hirschgeweih emporspriesst.

In der zweiten Scene erscheint Actaeon mit mäch-
tigem, jetzt abgebrochenen, Hirschgeweih, wie er sich mit
hochgeschwungenem Pedum der auf ihn eindringenden
Hunde zu erwehren sucht. Zwei springen vom Boden
aus an ihm empor, zwei weitere, die nur bis zur Mitte
des Leibes sichtbar sind, attakiren ihn aus der Höhe von
zwei Felsvorsprüngen aus. Dass die Zahl der Hunde die-
selbe ist, wie in den 'YoS,6ribsg des Aischylos (fr. 245. Poll.
V 47), ist natürlich reiner Zufall. Das wieder durch einen
überhängenden Felsen angedeutete Waldthal ist von einer
 
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