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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0061
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E. BELLEROPHON.

Bellerophon den Pegasos bändigend in einem wohl
auf eine plastische Gruppe zurückgehenden Typus findet
sich rein decorativ zweimal auf den Schmalseiten griechischer
Eroten-Sarkophage angebracht, die im V.Band dieses Werkes
ihre Stelle finden werden (aus Anaphe und Patras, s. Matz,
Archäologische Zeitung XXX 1872 S. 16 a. 37 A und D).
Den gebändigten Pegasus führend fanden wir ihn auf II 138,
mit Aphrodite, Proitos und Stheneboia frei gruppirt. Eine
Darstellung seiner Geschichte in einer Folge von Scenen
hat sich bis jetzt mit Sicherheit nur auf dem Sarkophag
Pamfili 34 erkennen lassen, der auf der einen Schmalseite
die Abweisung der Stheneboea, auf der Vorderseite den
Abschied des Bellerophon von ihr und ihrem Gatten sowie
die Bekämpfung der Chimaera zeigt. Ob die Darstellung der
Schmalseite von dem Verfertiger dieses Sarkophags frei
erfunden ist oder ob sie auf ein älteres Vorbild zurück-
geht, wird sich kaum entscheiden lassen. Dagegen ist die
Composition der Vorderseite augenscheinlich nach dem

Muster der zweiscenigen Hippolytus-Sarkophage entworfen,
nur dass die Reihenfolge umgekehrt ist. Die Scene, wie
Hippolytus den ihm von der Amme in Anwesenheit der
Phaedra gemachten Antrag zurückweist, ist zur Abschieds-
scene, die der Eberjagd zur Bekämpfung der Chimaera
umgebildet; die Figur der Virtus ist unverändert, die
der Amme mit unwesentlicher Modification beibehalten.
Diese Umbildung hat sich gewiss unmittelbar vollzogen.
Die Annahme Kaufmanns, dass ein Cyclus das Mittel-
glied bilde, der möglicher Weise noch andere Scenen
z. B. eine zwischen Bellerophon, Iobates und dessen Tochter
Philonoe enthalten habe, ist ebenso unbegründet, wie seine
Behauptung, dass in der Abschiedsdarstellung zwei ur-
sprünglich getrennte Scenen, der Antrag der Stheneboea und
der Auszug des Bellerophon, zusammengeflossen seien. Dass
in dem unter die Adonisdarstellungen verwiesenen Frag-
ment 8 möglicher Weise der Rest einer Replik von 34
vorliegt, ist oben S. 11 bemerkt worden.

Tafel

34) P. Rom, Villa Pamfili, an der Rückseite des
Casinos zu oberst eingemauert Fig. 34. Nicht messbar,
daher nach ungefährer Schätzung reducirt. Zeichnung von
Eichler 1882.

Der bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannte Sarkophag
(Coburgensis) befand sich wahrscheinlich damals, jedesfalls zu dal
Pozzos Zeit in der Valle d'aequa viva, welchen Namen, wie mich
Hülsen belehrt, noch heute eine 7 Miglien vor Porta dcl Popolo
an der Via Clodia in der Nähe von La Storta gelegene Tenuta führt.
Zersägt wurde er wohl erst, als die Vorderseite zum Schmuck des um
1647 erbauten Casinos der Villa Pamfili verwandt werden sollte.
Seitdem sind die Schmalseiten verschollen.

Alte Zeichnungen: Coburgensis Fol. 56 Nr. 229 Fig. 34'.
— G. B. Franchi in Turin o. N. — dal Pozzo Windsor XVIII 50 „Alla
Valle d'aequa viva", in der Zeichnung ergänzt Fig 34" — dal Pozzo
Windsor V 39 (175) mit den Schmalseiten, in der Zeichnung ergänzt
Fig- 34'"- Auf zwei zusammengeklebten Papierstreifen, die wir auf
unserer Tafel wieder getrennt haben; nur der übergreifende Fuss der
Virtus ist mit dem ersten Streifen verbunden geblieben.

Abbild ung: Archäologische Zeitung XLI 1883 S. 104. nach
dem Coburgensis.

VIII. IX.

Litteratur: Zoega App. Fol. 160 Nr. 8. Fol. 53p; Ders. Li
Bassirilievi dt Roma 1808 I p. 230 (Hippolytus) ; L. Schmidt Archäo-
logische Zeitung 1847 S. 7z. S. 74 (desgl.); H. Hinck Annali dell'
Instituto XXXIX 1867 p. 110 n. 2 (R) (desgl.); Matz Monats-
berichte der Königl. Akademie zu Berlin 1871 S. 448. S. 495;
Ders. Philologus XXXI 1872 S. 587 A. 4; Engelmann Annali dell'
Instituto XLVI 1874 P' z^ nr- Trendelenburg Archäologische
Zeitung XXXIV 1876 S. 91; Matz und von Duhn Antike Bildwerke
in Rom 1881 II S. 258 Nr. 28975 Kalkmann Archäologische Zei-
tung XLI 1883 S. 104 ff.; von Prittwitz und Gaffron Bcllerophon
in der antiken Kunst 1888 S. 39 Nr. 4. S. 46 Nr. 6.

Die, wie oben bemerkt, nach dem Muster der Hippo-
lytus-Sarkophage entworfene Composition der Vorder-
seite Fig. 34 zeigt rechts den Auszug des Bellerophon,
links die Bekämpfung der Chimaera.

In der Scene rechts steht Bellerophon, ein kräftiger
langlockiger Jüngling mit Chlamys, Stiefeln und Schwert
in aufrechter Haltung da. Die erhobene Rechte machte
schwerlich, wie Matz annahm, einen pathetischen Gestus,
sondern fasste, wie Fig. 34"' richtig ergänzt, den Zügel
des hinter ihm stehenden Pegasus. Bellerophon wendet
 
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