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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0070
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büste von einer selenestatue im vatican.

G. ENDYMION.

„Endymion vero, si fabulas audirc volumus, ut nescio quando I massig selten erwähnt; auf den Kunstdenkmälern fehlt sie

in Latmo obdormivit, nondttm opinor, experrectus est. num igitur
eum curare censes, cum Luna laboret? a quo consopitus puta-
tur, ut eum dormientem oscularetur. quid curet autcm, qui ne
sentit quidem? habes somnum imaginem mortis11 Cicero Tuscul.
I> 38> 92. In dieser naheliegenden symbolischen Auffassung,
natürlich aber mit Beibehaltung der Liebesfabel, haben die
Römer, und wie es scheint sie zuerst, die Endymionsage
zum sinnvollen Schmuck ihrer Marmorsärge verwandt. Ur-
sprünglich ist Endymion ein in Elis heimischer Höhlengott,
dessen Gestalt aber schon früh nach Karien übertragen
und dort am Latmus localisirt wurde. Die ältere Sage
stellt seinen ewigen Schlummer bald als eine ihm von Zeus
gewährte Gunst (Hesiod fr. 31 Rzach, Akusilaos fr. ior,
Pherekydes fr. 80, Platon Vhaed. 72c u. A.), bald als Strafe
seine frevelhafte Leidenschaft zur Hera dar (Epime-
nides fr. 8 Kern). Schon die elische Sage kennt ihn als Ge-

1*1

1C Ucn ^er Selene, die ihm fünfzig Töchter gebiert; von dem
nächtlichen Besuch der Mondgöttin bei dem schönen Schläfer
zuerst SAppHo/r. 139 erzählt. Im 4. Jahrh. hat der chiische
^yncer Likymnios auch den Schlafgott selbst zum Liebhaber
1 es Endymion gemacht; er schliesst auch im Schlummer
nicrt die Augen des Knaben, um sich an ihrem Anblick
zu weiden, ein Motiv, das sich gelegentlich auf pompeja-
mschen Gemälden (Helbig Wandgem. 950. 957- 959- 9^°)

dessen ^'Th ^ ^ Sark°Pha§en fi'ldCt 7I'' 8Q' In" äusserten Vermuthung, dass die malerische Darstellung älter sei, als die

W Oie Endymionsage vor Alexander Verhältlliss- plastische, bin ich natürlich längst zurückgekommen.

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gänzlich. Um so beliebter ist sie bei den alexandrinischen
Dichtern (Apollonios IV 57, Theokrit. III 49, Nikandros
ECpccmcc fr. 1, A/toX. fr. 6. fr. 7), die sie auch gelegentlich
in astronomischem Sinne symbolisch deuten (Kallimachos
Bspsv. UXok. ; Catull LXVI 5; vgl. Cicero an der oben aus-
geschriebenen Stelle). In derselben Periode beginnt sich auch
die Kunst des dankbaren Stoffes zu bemächtigen. Sowohl die
schöne in mehrfachen Variationen vorliegende Statue der
leise auf den Geliebten zu schleichenden Selene (vgl. die oben
abgebildete Büste einer solchen Statue aus Museo Chiara-
monti) als die am besten durch das berühmte Exemplar in
Stockholm vertretene Statue des schlafenden Endymion
müssen in hellenistischer Zeit erfunden worden sein. In
unverkennbarem Zusammenhang mit ihnen stehen die pompe-
janischen Bilder, mögen nun die Wandmaler jene beiden
vielleicht von Anfang an zu einer Gruppe1) verbundenen
Statuen direct benutzt oder ein von ihnen abhängiges
hellenistisches Gemälde copirt haben (s. Helbig Nr. 951
—956'. Sogliano Le pitture murali Campane nr. 45Ö. 457.)

") Bei der späten und schlechten Gruppe in Catajo (Arndt-Amelung
Einzelverkauf Nr. 35; Dütschke Antike Bildwerke in Oberitalien V S. 195
Nr. 475) muss der kurze Chiton auf Rechnung des Ergänzers kommen,
der aus der Mondgöttin eine Diana machte, eine selbst in der spätesten
römischen Kunst unerhörte Contamination. Schon der Schleier, den die
Figur nach sichern Spuren über den Kopf gezogen hat, schliesst ein
solches Jagdcostüm aus. Von der BulUttino deW Institute 1875 p- 7- gc"
 
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