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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0075
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58

ENDYMION

wiederholt römische Tracht, auf 72. 73. 79. 80 eine Tunica,
die auch wohl die rechte Brust freilässt, auf 77 die Exomis; in
allen diesen Fällen auch Stiefel. Dagegen ist er auf 712 nur
mit der Chlamys bekleidet. Weibliche Frisur und weibliche
Züge hat er auf 56 und 78. Auf 712 sind seine Augen
trotz des Schlafes geöffnet.

Sehr zahlreich sind die Amoren vertreten; regel-
massig erscheint der neben Endymion stehende, bald
ihn aufdeckend, bald mit einer Fackel beleuchtend (72.

77. 78. 83) wie bei der ersten Classe; ebenso der die
Luna geleitende, der nur auf 79. 81. 88 fehlt; auf 72. 80.
86 trägt er gleichfalls eine Fackel; auf 84 ist noch ein
weiterer Amor eingeschaltet, auf 80 deren zwei. Ein links
schwebender Amor hält den Mantel der Luna auf 712. 73.
75. 78. 79. 86, zwei, mit Fackeln in den Händen, auf 83.
Niemals fehlt der Amor auf dem vorderen Ross, der auf
72 eine grosse Fackel hält. Dagegen findet sich der Amor
im Wagen nur auf 712. 83; der die Aura beim Zügeln
der Rosse unterstützende nur auf 72 und 79 und viel-
leicht auf 711. Auf 79 ist hinter Endymion ein die
umgekehrte Fackel haltender Amor angebracht, während
auf 712 an dieser Stelle ein nach rechts schwebender, auf
78 ein sitzender Amor, auf 711 die Gruppe von Amor und j
Psyche erscheint, die auf 83 zur Ausfüllung des Platzes
unter dem linken Löwenkopf verwandt ist. Dazu treten
in einzelnen Fällen neue Figuren. Auf 73. 77. 7g. 80 schreitet
oder schwebt Hymenaeus der Luna voran, während sie
auf 81 von Nox geleitet wird, über der Lucifer und I
Hesperus fliegen. Auf demselben Sarkophag behütet
Venus in Begleitung eines Amor den hier von Rindern
gezogenen Wagen der Mondgöttin. Unter dem Gespann
der Luna liegt regelmässig Tellus; nur auf 81 steht sie
aufrecht in der linken Ecke, während ihr gewöhnlicher
Platz von Oceanus und Tethys eingenommen wird. Zu-
weilen sieht man ein Rind neben ihr 72. 73. 81; auf 83
hält sie in der Hand ihre Schlange. Ein Amor spielt neben
ihr auf 72. 73. 75. 77. 86; zwei bemerkt man auf 78; drei
und vier, vielleicht als Repräsentanten der Jahreszeiten
gedacht, auf 79. 80.

Die kleinen Localgötter in der Höhe er-
scheinen meist paarweise. Ein alter und ein junger Berg-
gott sind auf 711. 72. 77 (s. d. Text) als Gegenstücke zu
beiden Seiten der Luna- oder der Endymiongruppe sym-
metrisch angebracht, auf 83 zwei Berggötter am Deckel.
Sehr beliebt ist die Gruppe des bald bärtig, bald jugend-
lich dargestellten Latmus und seiner Bergnymphe (712. 75.

78. 7g. 81. 86), die wir auch schon bei der zweiten Classe
auf 58 fanden. Auf 712 ist ausser dieser Gruppe noch ein Berg-
gott über dem Gespann der Luna angebracht. Ein einzelner
auf die Urne gestützter Flussgott, der an die entsprechenden
Figuren der ersten Classe erinnert, findet sich auf 80,
ein einzelner bärtiger Berggott auf der Schmalseite von 84. |

Der sitzende Hirte an der linken Ecke erscheint
in dem von der ersten und zweiten Classe her bekannten
Typus auf 711. 712. 73. 75. 78. 7g. 83. 84 (?); auf 73. 75.
78 steht sein Bursche vor ihm, auf 712 sitzt neben ihm
am Boden ein Hirtenknabe, der mit einem Bock spielt;
etwas variirt ist er auf 80, wo er nicht mit seinem Hunde
spielt, sondern den Kopf nachdenklich in die Hand stützt;
in ähnlicher Stellung, aber nach links gewandt, jedoch den
Kopf nach Luna hinwendend, ist er auf 72.77 dargestellt. Auf
711 entspricht ihm am rechten Ende ein zweiter stehender
Hirt. Ein ähnlicher Hirte ist auf der Rückseite von 83 mit einem
zweiten schlafenden zusammengestellt. Einen breiten Raum
nimmt fast überall die He erde ein, die oft raumausfüllend
über die ganze Bildfläche vertheilt ist, s. z. B. 72. Beinah
typisch ist die neben dem Wagenrad gelagerte Ziege 72.
75- 77- 78. 7g- 80. 86, mit der auf 7g. 80 einer der zu Tellus
gehörigen Putten, wahrscheinlich der Frühling, spielt. Der
scherzhaften Darstellung einer Ziege, die von einem Bock
oder Widder besprungen wird, begegnet man auf 72. 7g. 80
(vgl. die beiden Hunde auf 55). Weidende Pferde finden
sich auf 711 und 83, vgl. 57.

Als Abschluss an der linken Ecke zeigen ältere
| Exemplare zuweilen eine Quellnymphe 75. 86, vgl. bei
der zweiten Classe 58; auf 72. 73. 7g sind zwei Quell-
nymphen eng gruppirt an der rechten Ecke angebracht;
auf 83 ist diese Gruppe an die Ecke der linken Schmal-
seite verwiesen. Allmählich treten Hören, wie wir sie bei
J 47 aus der zweiten Classe am Deckel gefunden haben,
an Stelle dieser Nymphen, alle vier an den beiden
Ecken von 80, ihrer drei an denen von 77. Bei 6g b. 78
ist nur die rechte Ecke mit der Herbst höre erhalten,
der aber gewiss an der linken ein oder zwei weitere ent-
sprachen. Nur zwei Hören scheinen auf 84 dargestellt
gewesen zu sein.

Gleichsam als Reminiscenz an die zweite Scene der
zweiten Classe wird auf den späteren Exemplaren in der
rechten oberen Ecke oder in deren Nähe die weiter-
fahrende Luna, stets auf einem Rindergespann, angebracht
77. 7g. 80, auf letzterem Exemplar von Hesperus begleitet.
Ihr entspricht auf der linken Seite Sol auf seinem Rosse-
gespann, das auf 77. 80 von Lucifer begleitet ist. Auf
diesen beiden Exemplaren wird die dem Sol weit voraus-
fliegende Aurora in die Hauptdarstellung hineingezogen,
indem sie, wie sonst der Amor, den flatternden Mantel der
Luna hält. Auf 7g endlich ist Sol selbst in der Grösse der
Hauptfiguren nochmals neben Luna angebracht, das ver-
stohlene Treiben seiner Schwester beobachtend und viel-
leicht beleuchtend.

Die Schmalseiten enthalten bei 712 nach der älteren Weise
je einen Hirten; bei 72. 75 die eine wieder einen Hirten,
die andere die sich entfernende Luna, hier von Rossen,
dort von Rindern gezogen. Der ovale Sarkophag 83 zeigt
 
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