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Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0087
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ENDYMION

A. 15 B („zu Corneto im Garten des brittischen Viceconsuls Quaglia") ;
von der dort erwähnten Zeichnung besitzt der Sarkophag-Apparat
Bausen; die ebenda citirte Beschreibung Zoegas habe ich unter den
Copenhagener Papieren vergeblich gesucht.

Die Amoren an den Ecken sind fortgeblieben. Am
rechten Ende der Vorderseite Fig. 51 liegt Endymion in
derselben Stellung wie auf 50 in einer hier deutlich ange-
gebenen Höhle. Ueber dieser erscheint statt des Somnus
eine bis zur Brust sichtbare weibliche Flügelgestalt in langem
Aermelgewand und mit gelöst herabfallendem Haar. Sie
legt den linken Unterarm auf den Rand der Höhle und
blickt auf den Schlafenden herunter. Der Bruch auf
ihrem linken Flügel wird von einem Mohnstengel oder
Lorbeerzweig (vgl. 64) herrühren, den sie in der Linken
hielt. Dieselbe Figur vertritt auch auf 66. 712. und 83 den
Somnus. In diesen vier Fällen steht die wiederholt, z. B.
von Winnefeld, angezweifelte Weiblichkeit vollkommen fest,
während sie in andern, wie bei 65 und 78 unsicher ist. Auch
auf pompejanischen Gemälden erscheint eine analoge, dem
ganzen Eindruck nach entschieden weibliche Gestalt manch-
mal neben der schlafenden Ariadne (Helbig Nr. 1237. 1239)
und neben der sog. Chloris (ebd. Nr. 974). Kann also an
der Weiblichkeit dieser Figur auf den angeführten Exem-
plaren füglich nicht gezweifelt werden, so verdient die von
Gerhard vorgeschlagene Deutung als Nacht vor Zoegas
auf II. H 269 beruhender Benennung Pasithea unbedingt den
Vorzug. Dass die Attribute des Somnus in einzelnen Fällen
auch auf diese seine Mutter übertragen werden, kann nament-
lich mit Rücksicht auf die dargestellte Situation nicht be-
fremden. Vgl. Vergil Aeneis VI 390 Somni Noctisque soporae.
Der auf Endymion zufliegende Amor streckt hier beide
Aermchen nach dem Mantel des Schlummernden aus; vgl. 41.
Der über ihm schwebende Amor hielt in der Linken eine
Fackel, von deren Flamme ein Rest am rechten Flügel der
Nox erhalten ist. Den Kopf wendet er nach Luna zurück;
der rechte, sicher erhobene Arm wird einen ermuntern-
den Gestus gemacht haben. Der dritte, die Göttin geleitende
Amor fasste mit der Rechten entweder den Chiton der
Göttin (vgl. 46) oder machte gleichfalls einen ermuntern-
den Gestus, wie auf 64, während die Linke auf Endymion
zeigte. In der Bewegung der vom Wagen herabsteigenden
Luna zeigt sich eine gewisse Hast. Die Mondsichel fehlt
auch in der GERHARü'schen Zeichnung, wird aber sicherlich
einst vorhanden gewesen sein. Der neben ihr schwebende
Amor berührt mit der Rechten ihre Schulter und
richtet seine Blicke auf Endymion. Die Rosse der Luna
bäumen sich hier hoch auf und werden nur mit Mühe von
Aura gebändigt. Diese, deren mächtige Adlerflügel an den
Spitzen umgebogen sind, eilt weit ausschreitend dem
Gespann entgegen; den Kopf wirft sie in den Nacken
zurück; das Gewand flattert bei der hastigen Bewegung
im Winde. Mit der Linken hält sie das breite Leitseil,

in der abgebrochenen Rechten wird man die Peitsche
vermuthen dürfen; vgl. 57. 58. Zwei Amoren leisten ihr
Beistand; der eine hat, über ihr schwebend, das Leitseil
dicht beim Maul des hinteren Pferdes gefasst; der zweite,
wie gewöhnlich auf dem Rücken des vorderen Pferdes
stehend, hebt mit der Rechten eine kleine Geissei zum
Schlag, während die abgebrochene Linke gewiss die Zügel
hielt. Hinter dem Gespann ein Oelbaum. Der durch das
Bäumen der Rosse entstehende leere Raum ist durch die
Figur der Tellus ausgefüllt, die mit entblösstem Oberkörper
nach rechts liegend den Kopf nach links zurückwendet und
in beiden Händen ein sehr zerstörtes Füllhorn hält.

Die Hirtenscene nimmt hier fast ein Drittel der Bild-
fläche ein. Zunächst auf Aura folgt ein lebhaft nach rechts
bewegter bärtiger Hirt in Exomis und Stiefeln, die die
Zehen frei lassen. Zwischen seinen Füssen liegt eine
Syrinx am Boden. In der Linken hielt er das Pedum, von
dem Puntelli an seiner linken Schulter, sowie auf und unter
dem rechten Flügel der Aura erhalten sind. Der rechte Arm
war gesenkt; nach Körperhaltung und Kopfwendung wird
man vermuthen dürfen, dass er mit der rechten Hand die
links folgende Ziege fortzog, die sich zu sträuben scheint,
während ihr Junges ängstlich seinen Kopf zu dem Hirten
emporhebt. Ein weiter links stehender Widder schaut sich
nach diesem Vorgang um. Am Felsabhang darüber lagern
noch ein Widder und eine Ziege, während auf dem Gipfel
drei Rinder, die beiden äusseren nach links, das mittlere
nach rechts gewendet, stehen. Hinter diesen Thieren ist
ein Eichbaum angebracht. Unter einem Oelbaum am linken
Ende sitzt, wie auf 50, der seinen Hund liebkosende Hirt, in
derselben Stellung und Gewandung wie dort, nur dass er sich
mehr vornüber beugt und die Beinstellung vertauscht ist.
Unter ihm lagert in einer kleinen Höhle eine Ziege, die sich
mit zurückgewandtem Kopf das Maul an ihrem Fell reibt.

Auf jeder Schmalseite Fig. 51a. Fig. 51b ein stehender
Greif, der die eine Vordertatze auf einen Widderkopf legt.

Sorgfältige Arbeit aus der ersten Hälfte des zweiten
Jahrhunderts.

52) F. Verschollen, früher Rom, Villa Gentiii, wo
es von Duhn sah, Eichler aber nicht mehr finden konnte.

Litteratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 194 Nr. 2722.

„Unter einer Pinie [vgl. 50] liegt nach links Endymion,
dessen Gewand von einem (ganz weggebrochenen) Eros
so aufgehoben wird, dass nur die Beine bedeckt bleiben;
sein linkes Bein ist unter das rechte geschlagen; der linke
Arm, auf den er gestützt zu denken ist, linke Schulter und
Kopf sind ergänzt; der rechte Arm war erhoben, also wohl
über den Kopf gelegt; auch in der Ergänzung weggebro-
chen. Gute Arbeit. Griech. Marmor" von Duhn.

Nach dieser Beschreibung Rest einer Replik von 50. 51.
 
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