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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0120
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ENDYMION

rechten Hand eine Fruchtschüssel und drückt mit der
Linken einen neben ihm stehenden Panther nieder, der be-
gierig nach den Früchten zu blicken scheint. Der Amor
auf der linken Seite hat die Chlamys über die linke
Schulter geworfen, hält in der gesenkten Linken eine
Traube und hebt mit der Rechten einen Hasen empor,
nach dem ein auf den Hinterbeinen stehender Hund sich
gierig emporreckt. Rechts liegt eine bekränzte Maske am
Boden.

In die letzten breiteren Felder Fig. 83 a. Fig. 83 b sind
die ßerggötter verwiesen, für die auf der Vorderseite des
Sarkophagbehälters kein Platz geblieben war. Beide sind
so vollständig als Pendants componirt, dass wir mit dem-
selben Rechte jeden oder keinen Latmus benennen dürfen.
Beide tragen einen Blätterkranz, haben auf dem Felsen
sitzend das eine Bein hochgezogen, stützen die eine Hand
auf ihren Sitz, halten mit der andern einen Baumstamm
und scheinen mit umgewandtem Kopf in die Ferne zu
blicken. Der auf der rechten Seite trägt Aermeltunica,
Mantel und Stiefel. Zu seinen Füssen steht ein Hund,
der den Kopf umwendet; in einer Höhle unter seinem
Sitz nagt ein Häschen an einer Traube. Rechts ist ein
Felsen, links eine Pinie angebracht. Der Berggott im
linken Eckfeld ist nackt bis auf die über den linken Ober-
arm geworfene Chlamys. Zu seinen Füssen sitzt ein Hund,
der den Kopf mit aufgesperrtem Maul nach ihm hinwendet.
Unter dem Felssitz ist wieder ein traubennagendes Häs-
chen angebracht.

Wohl aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts.

84) S. verschollen, früher Rom. Fig. 84 nach

DAL POZZO.

Zu dal Pozzos Zeit bei Giulio Maddalena de' Capodiferro,
dessen Haus in der Nachbarschaft von Pal. Altieri lag, also ohne
Zweifel identisch mit der „pila antica con varie cose iscolpita" die
Aldrovandi Le statue antiche di Roma 1556/». 230 „in casa di
M. Piero Domenichi Maddalena Capo di ferro: presso la piazza dcgli
Altieri" erwähnt; später in Casa Bartellini in Via S. Isidoro;
von da zu Zoegas Zeit in die Magazine des Vatican versetzt, dort
aber nach der Versicherung des Directors der vaticanischen Samm-
lungen Commendatore Galli jetzt nicht mehr aufzufinden. Eine
früher in Gerhards Besitz befindliche Zeichnung, von ihm selbst
und Braun erwähnt, habe ich nirgends auftreiben können.

Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor XVIII 90 (3 3) Fig. 84,
vom Zeichner stark ergänzt, „S. Giulio Madalena al Altieri."

Litteratur: Aldrovandi a. a. O.; Zoega App. (die Beschreibung
wird von Gerhard im Auszug mitgetheilt, ist aber jetzt unter den in
Copenhagen befindlichen Papieren nicht mehr aufzufinden, auch in den
von Matz genommenen Excerpten nicht notirt); Braun Antike Mar-
morwerke 1843 S. 10; O. Jahn a. a. O. S. 51 ff. (R); Gerhard
Archäologische Zeitung XX 1862 S. 270 A. 13; Benndorf und Schöne
Die antiken Bildwerke des Lateranensischen Museums 1867 S. 35.

Ovaler Sarkophag mit Löwenköpfen. Nach der flüch-

tigen und offenbar stark interpolirten Zeichnung des
dal Pozzo lässt sich, theilweise mit Zuhilfenahme der
Notizen Zoegas, noch ungefähr Folgendes feststellen:

Endymion (fälschlich weiblich gezeichnet) liegt in
der üblichen Stellung da, in der Linken Speer oder Pedum.
Hinter ihm steht der jugendliche Somnus, „dessen erhobene
Rechte sammt dem Horn fehlt" Zoega. Vielleicht war zu
dal Pozzos Zeit die Hand noch erhalten, ist aber von
seinem Zeichner mit der links folgenden Figur in Ver-
bindung gebracht worden. Die völlige Nacktheit wird man
der Zeichnung schwerlich glauben dürfen; vgl. die Stheneboea
auf Fig. 34" mit Fig. 34. Bei der Profilstellung pflegt
Somnus die Chlamys zu tragen, die leicht übersehen werden
konnte; bei der Stellung in Vorderansicht aber pflegt er
stets ganz bekleidet zu sein. Vielleicht trat Somnus wie
auf 81 von rechts heran, daher ihn Gerhard nach Zoega
als „hinter Endymion", die bekleidete Figur neben ihm
hingegen als „seitwärts von Endymion" stehend bezeich-
net. Diese beschreibt Gerhard nach Zoega als „eine vor-
wärts blickende (soll wohl heissen „in Vorderansicht
stehende"), mit geschürzter Tunica bekleidete Frau, deren
verstümmelte Rechte ausgestreckt war; die Linke ist ein-
gezogen; der Kopf fehlt". Der bärtige, greisenhafte
Kopf fällt also lediglich dem Zeichner des dal Pozzo zur
Last. Es ist, wie bereits Gerhard erkannt hat, die Nox, an
ähnlicher Stelle, wie auf 81, aber nicht wie dort mit Luna
zu einer Gruppe verbunden. Der neben ihr schwebende
Amor scheint mit dem ausgestreckten rechten Aermchen
der Luna den Weg zu weisen. Von den beiden anderen
Amoren ist der vordere, vermuthlich gleichfalls schwebend,
im Begriff den Mantel des Endymion wegzuziehen (vgl.
50. 51. 58. 61. 62. 64), während der zweite das rechte Aerm-
chen zur Göttin emporstreckt (vgl. 72), vielleicht um ihre
Hand zu fassen. Die unklare Masse über dem Haupt der
absteigenden Luna ist gewiss die verkannte Mondsichel.
Ganz singulär ist, dass Aura hier hinter dem Gespann
stehend die Zügel hält, wie sonst entweder der auf dem
Wagen oder der auf dem vorderen Pferd stehende Amor;
doch wird man in dieser Beziehung wohl der Zeichnung
trauen dürfen; denn, dass der übliche Amor auf dem Ross
in dieser Weise missverstanden sein sollte, ist kaum
glaublich. Die sonst der Aura zukommende Stelle nimmt
hier ein Jüngling ein, in dem wir wegen des Pileus einen
Dioscur oder richtiger den als einen der Dioscuren ge-
dachten Hesperus zu erkennen haben. Die Richtigkeit
der Zeichnung dal Pozzos wird für diese Stelle durch
das Zeugniss Brauns, dem die GERHARDsche Zeichnung
vorlag, verbürgt. Die Tellus unter dem Gespann liegt,
wie auf 77. 83 b, nach links. Die links von Hesperus in
Vorderansicht stehende, mit Chiton und bogenförmig
flatterndem Mantel bekleidete Frauengestalt deutet Braun
als Eos, weil sie nach seiner Angabe auf der GERHARDSchen
 
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