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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0126
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H. GIGANTEN.

Der Kampf der erdgeborenen Riesen gegen die Götter,
ein Lieblingsstoff der griechischen Kunst, findet sich, wie
auf den Denkmälern der römischen Zeit überhaupt, so
speciell auf Sarkophagen ausserordentlich selten. Bei dem
Fragment 93 steht die Beziehung auf die Gigantomachie
nicht einmal fest. Der einzige vollständig erhaltene Sarko-
phag 94 verräth in einzelnen Figuren eine entfernte Ab-
hängigkeit von dem pergamenischen Altar. Helbig denkt
sich als Vorbild ein Gemälde der hellenistischen Periode.
Auf diesem Sarkophag erscheinen die Giganten durchweg

als Schlangenfüssler, während sie auf 95 nach dem Be-
wegungsmotiv zu schliessen, vollkommen menschliche
Bildung gehabt zu haben scheinen. Auf 95 und vielleicht
auf 93 und 96 scheinen die Götter mit den Giganten auf
gleichem Boden gekämpft zu haben; auf 94 hingegen
scheinen erstere entweder ganz gefehlt zu haben oder in
kleinerer Bildung am Deckel angebracht gewesen zu sein.
Die römischen Exemplare zeichnen sich durch Sorgfalt der
Arbeit aus und stammen aus guter Zeit; das griechische 93
ist ziemlich roh gearbeitet.

Tafel XXVI.

93) F. Smyrna, Museum (205). Fig. 93. L. 0,55. H. 0,45.
Zeichnung von Rehländer nach dem Gipsabguss des Ber-
liner Museums.

Nach Mittheilung des Custoden Pittakis an Kern in Per-
gamon gefunden und von Dr. Markopulos dem Museum geschenkt.

Litteratur: Friederichs-Wolters Gipsabgüsse antiker Bild-
werke 1885 S. 719 Nr. 1832; M. Mayer Die Giganten und Titanen
1887 S. 364 Nr. 12. S. 388.

Fragment eines griechischen Sarkophags mit Ranken-
ornament am oberen Rand Fig. 93. Erhalten sind die
Oberkörper zweier nach links kämpfender Männer. Der
vordere bärtige hebt mit der Rechten einen Stein zum
Wurf empor; über seinen vorgestreckten linken Arm war
zweifellos das Thierfell geworfen, das auf der rechten
Schulter zusammengeknotet ist und quer über seinen Rücken
läuft. Der zweite jugendliche hält ihm mit der linken
Hand den rechten Arm fest und hebt mit der Rechten
eine Waffe zum Schlag empor, die ich nach dem erhalte-
nen Rest nicht zu bestimmen wage. M. Mayer denkt
an einen Baumast. Sind es nun Verbündete oder Geg-
ner? Da es den Anschein hat, als ob der zweite den
ersten am Wurf hindern wollte, und der Schlag auch

diesem gelten kann, scheint zunächst das letztere wahr-
scheinlicher. Wenn also das Fragment wirklich Giganto-
machie darstellt, wie seit seinem Bekanntwerden wohl
zum Theil des Fundortes wegen allgemein behauptet
wird, so würde die zweite Figur ein Gott sein, der den
Giganten von hinten in den Arm fällt; eine plausible Be-
nennung für ihn zu finden, dürfte freilich schwer sein.
Allein die erste Figur braucht überhaupt kein Gigant zu
sein; die charakteristische Rückwärtsbeugung des Ober-
körpers legt den Gedanken an einen Kentauren minde-
stens ebenso nahe; und bei der zweiten Figur Hesse sich
der seltsame auf dem Bauch aufsitzende Rest am unteren
Rand sehr wohl als das gehobene linke Pferdebein ver-
stehen. Somit wären allerdings beide Figuren Kentauren,
also doch Verbündete. Sie würden gegen einen links
folgenden Lapithen kämpfen; möglich dass der Wurf des
ersten Kentauren vielleicht zugleich unabsichtlich einen
Kentauren bedroht und ihm desshalb sein Genosse in den
Arm fällt. M. Mayer meint, der jugendliche Kämpfer suche
im Eifer den ihm hinderlichen Arm seines Vordermanns
bei Seite zu schieben, was mir wenig wahrscheinlich ist.
Schwerlich älter als Anfang des dritten Jahrhunderts.
 
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