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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0131
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CLASSIFICIRUNG. TYPEN DES ZWÖLFKAMPFS. II7

gebildet, als seine Gegner; die eigentliche Handlung ist
meist nur angedeutet. Hier ist die Anordnung constant
folgende:

Auf der Vorderseite

1) Löwe

2) Hydra

3) Eber

4) Hirsch

5) Stymphaliden.

In der anstossenden Nische der rechten Schmalseite

6) Augeas-Stall.

Auf der Rückseite

7) Stier

8) Rosse

9) Amazone

10) Geryones

11) ^Cerberus.

In der anstossenden Nische der rechten Schmalseiten

12) Hesperiden.

Es greifen also die beiden Reihen der Langseiten auf die
rechte Schmalseite mit je einer That über und die Reihen-
folge ist dieselbe, wie bei Hygin, Diodor, auf der Ära Capi-
tolina und der tabula Albani. Bei den sechs letzten Aben-
teuern ist Hercules bärtig, bei den sechs ersten bartlos;
doch zeigt sich beim fünften und sechsten bereits der erste
Bartflaum. Auf der linken Schmalseite scheinen zu beiden
Seiten des Hadesthors die Bestatteten dargestellt zu sein.

Für die einzelnen Arbeiten werden auf den römischen
Sarkophagen folgende Typen verwendet.

1) Löwe, a) Hercules (meist nach rechts) würgt den
auf den Hintertatzen stehenden Löwen. Zweite und dritte
Gruppe 112—116.11g. 120 (hier nach 1. gewandt). 123. 124.
126—12g. Der verbreitetste auf alte Tradition zurück-
gehende Typus, vgl. Furtwängler in Roschers Mytho-
logischem Lexikon II S. 2196'. S. 2223. S. 2243. Die italienischen
Plaketten, die diesen Typus copieren, gehen schwerlich auf
Sarkophage, von denen nur 113 in Betrachtung kommen
könnte, sondern auf das in der Renaissance hochberühmte
Relief in Pal. della Valle, jetzt in Villa Medici (Matz und
von Duhn Nr. 3560) zurück.

b) Hercules hält mit der Linken die Hintertatze des
tot am Boden liegenden Löwen und schultert mit der
Rechten die Keule. Um das Haupt trägt er einen Pappel-
kranz. Bogen und Köcher hangen an einem die linke Ecke
einnehmenden Baum, der zugleich zu dem auf der linken
Schmalseite anstossenden Hesperiden-Abenteuer gehört.
Erste Gruppe 101—107, am besten erhalten auf 103. Ein
ähnliches Motiv zeigt eine Statue des Vatican Clarac
Muse'e de sculpture IV pl. 791 nr. 1981. Diesen Typus hat
Lukas Cranach d. Ae. für den Satyr mit dem Löwenfell
auf seiner Zeichnung einer Faunfamilie benutzt, s. zu 107.

2) Hydra, a) Hercules nach links fasst mit der Linken
den einen Schlangenkopf und haut mit der Keule auf die
übrigen ein. Fast durchgehend bei der zweiten Gruppe
112. 113- n6- I20' nur ^as afrikanische Exemplar 119 macht
eine Ausnahme. Bei der dritten Gruppe nur auf 128. Am
besten erhalten auf 113. 120. Die Hydra hat auf 120 neun,
auf 113 und wahrscheinlich auch auf 116 sieben, auf 112
fünf Köpfe.1)

b) Die Hydra hat einen Frauenkopf, aus dessen Haaren
bald neun (105) bald sieben (107) bald nur fünf (102. 106.
126, vermuthlich auch 101. 103) Schlangenköpfe hervor-
kommen; ähnlich bei dem Würzburger Torso und dem
capitolinischen Fragment, s. H. L. Urlichs Verhandlungen
d. 40. Philologen-Versammlung zu Görlitz 1889 S. 3126°. Auf
104 bilden zwei Schlangenleiber die Arme, während vier
aus dem Kopf herauswachsen; ähnlich scheint es auf 129
gewesen zu sein. Auf 119 scheinen zwei kleine Schlangen
aus den Haaren hervorzuwachsen, wie bei der Medusa, der
Leib ging wohl wie bei 1181 in zwei Schlangenköpfe aus, wie
bei den Giganten; derselbe Typus findet sich auf einer alexan-
drinischen Münze des Antoninus Pius und einer perin-
thischen des Septimius Severus, Catalogue of'the greek coins in
the British Museum, Alexandria, pl. Wnr. 1053; Eckhel Doctrina
numorum II p. 14. IV p. 67. Auf 104 ist der Kopf alt und
hässlich, auf 102. 107. 1181. 119 jung und schön. In den
übrigen Fällen ist er entweder zerstört oder überarbeitet
oder modern. Urlichs a. a. O. vermuthet, dass dieser Typus
von der Echidna auf die Hydra übertragen sei, und von
Wilamowitz Herakles I2 S. 62 ist geneigt, ihm beizustimmen.
Allerdings klafft, wie auch Urlichs selbst zugiebt, zwischen
diesen römischen Darstellungen der Hydra und dem Schlan-
genweib der korinthischen Vasen (s. z. B. Rayet et Colli-
gnon Ceramique grecque pl. 4), das man auf Grund seiner
Uebereinstimmung mit den Schilderungen bei Hesiod Theog.
297 ff. und Herodot IV 9 Echidna zu benennen pflegt, vor-
läufig noch eine unüberbrückbare Kluft. Echidna wird in der
Litteratur früh vergessen, und anzunehmen, dass die bildliche
Tradition ihren Typus bewahrt habe, alle Repräsentanten
desselben aber zufällig verloren gegangen seien, wäre doch
allzu kühn. So würde man mit Furtwängler (in Roschers
Mythologischem Lexikon S.2243) in diesem Hydratypus viel-
mehr eine Neubildung der römischen Kaiserzeit zu con-
statiren haben, wenn nicht das griechische Exemplar gg uns
noch eine weitere und wie es scheint auf ein älteres Vorbild
zurückgehende Gestaltung bewahrt hätte, die Hydra mit
vollkommen menschlichem Oberkörper in neun Schlangen
auslaufend. Hierdurch rückt jene Neubildung der Hydra in
erheblich ältere Zeit hinauf und O. Rossbach, der sie der
hellenistischen Periode zuweisen wollte (Griechische Antiken

') Für das Hydrabild des Antonio Del Pai.laioi.o in den Uffizien
(11 53), das denselben Typus, jedoch nach rechts gewandt, zeigt, ist keiner
dieser Sarkophage, sondern die Ära Giusriniani das Vorbild.

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