TAFEL XXXII ZWEITE CLASSE ZWEITE GRUPPE 116—1181
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fikation des Westens Hesperia, was sonst als Hesperiden-
name vorkommt.
Noch schwieriger ist die linke Eckscene zu deuten.
Vor einem Parapetasma, das diesmal echt aussieht, sitzt weit
zurückgelehnt ein Mann, die Rechte zum Gesicht erhebend.
P. E. Viscontis Deutung: „Ercole assiso suW Eta con la coppa
in mano" bedarf keiner Widerlegung. Wenn die Figur
wirklich einen Becher hielt, könnte man an eine ähnliche
Scene denken, wie sie an der rechten Ecke des Deckels
von 120 dargestellt ist; aber ich habe vor dem Original von
einem Becher nichts wahrnehmen können. Sind die Figur
und der Vorhang hinter ihr wirklich antik, so möchte
man, da der Gestus der zum Mund erhobenen rechten
Hand Staunen anzudeuten scheint, an Amphitryon denken
und vor ihm den kleinen die Schlangen würgenden
Hercules annehmen, wie an der entsprechenden Stelle
von 120. Der Raum zwischen dem sitzenden Mann und
dem Stierabenteuer ist ohnehin zu gross, als dass er nur
durch die Reinigung des Augeas-Stalles hätte ausgefüllt
werden können.
. An jeder Ecke ist eine bärtige, mit der Löwenkappe
bedeckte Hercules-Maske angebracht.
Die Schmalseiten zeigen, wie bei 112, zweimal Her-
cules im Centauren kämpf, sind aber offenbar beide
stark überarbeitet. Auf der linken Fig. 116 a greift der in
Vorderansicht gestellte Hercules seinen Gegner von vorn
an; in der erhobenen Rechten schwang er gewiss die
Keule. Das zunächst etwas befremdliche Motiv, dass Her-
cules den Centauren mit der Linken bei der Bartspitze
fasst, wird durch 132 a. 133. 136 geschützt. Die beiden
erstgenannten Stücke zeigen auch, wie der linke Unterarm
des Centauren zu ergänzen ist. Er griff nach dem linken
Arm des Hercules; die Hand lag vermuthlich an der Stelle,
wo jetzt das Löwenfell in durchaus unantiker Weise um
die Achsel des Heroen gewickelt ist. Vom linken Ellen-
bogen des Centauren flatterte wahrscheinlich ein Thier-
feil nach rückwärts; der Ueberarbeiter hat dieses mit dem
verstümmelten Unterarm zu einem wunderbaren Gebilde
verbunden, das noch die meiste Aehnlichkeit mit dem
Schild eines Australiers hat. Die rechte Hand des Cen-
tauren lag gewiss nicht in solch ganz unmotivirter Weise
am Hinterkopf, sondern schwang eine Keule oder einen
Feuerbrand, von dem man noch einen überarbeiteten Rest
in der rechten oberen Ecke wahrnimmt.
Auf der rechten Schmalseite Fig. 116 b kniet Hercules
mit dem linken Bein auf der Gruppe eines gestürzten Cen-
tauren, der wehrlos beide Arme in die Luft streckt, packt
ihn mit der Linken bei den Haaren und hob mit der
Rechten gewiss auch hier die Keule, die jetzt abgearbeitet
zu sein scheint, zum Schlag; vgl. die ähnliche Gruppe auf
132 a. 132 b. 133. 135. Einem zweiten Centauren im Hinter-
grund, der mit einer Keule in der Hand nach rechts fort-
galoppirt, hat offenbar die Hand des Ergänzers übel mitge-
spielt.
Der Sarkophag scheint ans Ende des zweiten Jahr-
hunderts zu gehören.
117) F. Rom, Pal. Merolli. Fig. 117. L. 0,34. H. 0,17.
Zeichnung von Eichler 1881.
Fragment eines Herculessarkophags der zweiten Gruppe.
Erhalten ist der Kopf und der die Keule schwingende rechte
Arm des Hercules aus der Scene mit der Hydra und die
rechte Hand mit der Keule sowie ein kleiner Rest des ge-
tragenen Ebers aus der folgenden Scene.
118) D. F. Rom, Villa Wolkonsky. Fig. 118.
L. 0,39. H. 0,32. Rh. 0,035. Zeichnung von Eichler 1890.
Littcratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 248 Nr. 2881.
Von einem ähnlichen Deckel, wie die von 113 und
116. Erhalten ist ein Stück aus der Scene mit den Rossen
des Diomedes. Hercules, in derselben Stellung wie auf
116. 120, hat das eine Ross mit der Linken beim Zügel
gefasst, während die erhobene Rechte gewiss die Keule
hielt. Der Thierkopf zwischen den Beinen des Hercules ist
jetzt zweifellos der eines Hundes, wahrscheinlich aber ist er
aus einem Pferdekopf umgearbeitet. Nur diese zwei Pferde
scheinen dargestellt gewesen zu sein, denn der am linken
Rand erhaltene Rest ist, wie von Duhn richtig bemerkt,
ein von hinten gesehenes rechtes menschliches Bein; da
nun Hercules nur in dem auf 113 vorliegenden Typus der
Amazonenscene in solcher Stellung erscheint, so haben
wir dieselbe Darstellung auch hier zu constatiren. Von
der rechts folgenden Scene ist nur die erhobene Keule
des Hercules erhalten; es war aber gewiss der Kampf mit
Geryones. Wir haben also hier die Reihenfolge: Ama-
zone, Rosse, Geryones; d. h. Rosse und Amazone haben
die Plätze getauscht.
Gute Arbeit, wohl noch aus der Mitte des zweiten
Jahrhunderts.
[1181) Rom, Villa Albani, im Erdgeschoss des Ca-
sinos, Stanza dclla Colonna. Fig. 1181 (s. die Textabbil-
dung S. 140). L. 0,56. H. mit dem ergänzten Stück 0,97,
des antiken Stückes 0,75. Zeichnung von Eichler 1874.
In der Mitte des 16. Jahrh. im Garten des Cardinal Carpi
auf Monte Cavallo (später Conservatorio delle Mendicanti, jetzt
Noviziato de Gesuiti), 1738 in Pal. Barberini, Documenti inediti
IV p. 69 nr. 275: „Una figura di basso rilievo d'un Ercole senza
un braccio, testa e piedi, con una mezza figura sotto al braccio nian-
co, che le coscie sono a modo di serpe, di cattiva maniera, alta pal. 3,
segnata 11. 27j". An der Identität scheint mir um so weniger ein
Zweifel möglich, als auch die Maassangabe stimmt. Da die mit
der Zeichnung des Coburgensis genau übereinstimmenden Füsse als
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fikation des Westens Hesperia, was sonst als Hesperiden-
name vorkommt.
Noch schwieriger ist die linke Eckscene zu deuten.
Vor einem Parapetasma, das diesmal echt aussieht, sitzt weit
zurückgelehnt ein Mann, die Rechte zum Gesicht erhebend.
P. E. Viscontis Deutung: „Ercole assiso suW Eta con la coppa
in mano" bedarf keiner Widerlegung. Wenn die Figur
wirklich einen Becher hielt, könnte man an eine ähnliche
Scene denken, wie sie an der rechten Ecke des Deckels
von 120 dargestellt ist; aber ich habe vor dem Original von
einem Becher nichts wahrnehmen können. Sind die Figur
und der Vorhang hinter ihr wirklich antik, so möchte
man, da der Gestus der zum Mund erhobenen rechten
Hand Staunen anzudeuten scheint, an Amphitryon denken
und vor ihm den kleinen die Schlangen würgenden
Hercules annehmen, wie an der entsprechenden Stelle
von 120. Der Raum zwischen dem sitzenden Mann und
dem Stierabenteuer ist ohnehin zu gross, als dass er nur
durch die Reinigung des Augeas-Stalles hätte ausgefüllt
werden können.
. An jeder Ecke ist eine bärtige, mit der Löwenkappe
bedeckte Hercules-Maske angebracht.
Die Schmalseiten zeigen, wie bei 112, zweimal Her-
cules im Centauren kämpf, sind aber offenbar beide
stark überarbeitet. Auf der linken Fig. 116 a greift der in
Vorderansicht gestellte Hercules seinen Gegner von vorn
an; in der erhobenen Rechten schwang er gewiss die
Keule. Das zunächst etwas befremdliche Motiv, dass Her-
cules den Centauren mit der Linken bei der Bartspitze
fasst, wird durch 132 a. 133. 136 geschützt. Die beiden
erstgenannten Stücke zeigen auch, wie der linke Unterarm
des Centauren zu ergänzen ist. Er griff nach dem linken
Arm des Hercules; die Hand lag vermuthlich an der Stelle,
wo jetzt das Löwenfell in durchaus unantiker Weise um
die Achsel des Heroen gewickelt ist. Vom linken Ellen-
bogen des Centauren flatterte wahrscheinlich ein Thier-
feil nach rückwärts; der Ueberarbeiter hat dieses mit dem
verstümmelten Unterarm zu einem wunderbaren Gebilde
verbunden, das noch die meiste Aehnlichkeit mit dem
Schild eines Australiers hat. Die rechte Hand des Cen-
tauren lag gewiss nicht in solch ganz unmotivirter Weise
am Hinterkopf, sondern schwang eine Keule oder einen
Feuerbrand, von dem man noch einen überarbeiteten Rest
in der rechten oberen Ecke wahrnimmt.
Auf der rechten Schmalseite Fig. 116 b kniet Hercules
mit dem linken Bein auf der Gruppe eines gestürzten Cen-
tauren, der wehrlos beide Arme in die Luft streckt, packt
ihn mit der Linken bei den Haaren und hob mit der
Rechten gewiss auch hier die Keule, die jetzt abgearbeitet
zu sein scheint, zum Schlag; vgl. die ähnliche Gruppe auf
132 a. 132 b. 133. 135. Einem zweiten Centauren im Hinter-
grund, der mit einer Keule in der Hand nach rechts fort-
galoppirt, hat offenbar die Hand des Ergänzers übel mitge-
spielt.
Der Sarkophag scheint ans Ende des zweiten Jahr-
hunderts zu gehören.
117) F. Rom, Pal. Merolli. Fig. 117. L. 0,34. H. 0,17.
Zeichnung von Eichler 1881.
Fragment eines Herculessarkophags der zweiten Gruppe.
Erhalten ist der Kopf und der die Keule schwingende rechte
Arm des Hercules aus der Scene mit der Hydra und die
rechte Hand mit der Keule sowie ein kleiner Rest des ge-
tragenen Ebers aus der folgenden Scene.
118) D. F. Rom, Villa Wolkonsky. Fig. 118.
L. 0,39. H. 0,32. Rh. 0,035. Zeichnung von Eichler 1890.
Littcratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 248 Nr. 2881.
Von einem ähnlichen Deckel, wie die von 113 und
116. Erhalten ist ein Stück aus der Scene mit den Rossen
des Diomedes. Hercules, in derselben Stellung wie auf
116. 120, hat das eine Ross mit der Linken beim Zügel
gefasst, während die erhobene Rechte gewiss die Keule
hielt. Der Thierkopf zwischen den Beinen des Hercules ist
jetzt zweifellos der eines Hundes, wahrscheinlich aber ist er
aus einem Pferdekopf umgearbeitet. Nur diese zwei Pferde
scheinen dargestellt gewesen zu sein, denn der am linken
Rand erhaltene Rest ist, wie von Duhn richtig bemerkt,
ein von hinten gesehenes rechtes menschliches Bein; da
nun Hercules nur in dem auf 113 vorliegenden Typus der
Amazonenscene in solcher Stellung erscheint, so haben
wir dieselbe Darstellung auch hier zu constatiren. Von
der rechts folgenden Scene ist nur die erhobene Keule
des Hercules erhalten; es war aber gewiss der Kampf mit
Geryones. Wir haben also hier die Reihenfolge: Ama-
zone, Rosse, Geryones; d. h. Rosse und Amazone haben
die Plätze getauscht.
Gute Arbeit, wohl noch aus der Mitte des zweiten
Jahrhunderts.
[1181) Rom, Villa Albani, im Erdgeschoss des Ca-
sinos, Stanza dclla Colonna. Fig. 1181 (s. die Textabbil-
dung S. 140). L. 0,56. H. mit dem ergänzten Stück 0,97,
des antiken Stückes 0,75. Zeichnung von Eichler 1874.
In der Mitte des 16. Jahrh. im Garten des Cardinal Carpi
auf Monte Cavallo (später Conservatorio delle Mendicanti, jetzt
Noviziato de Gesuiti), 1738 in Pal. Barberini, Documenti inediti
IV p. 69 nr. 275: „Una figura di basso rilievo d'un Ercole senza
un braccio, testa e piedi, con una mezza figura sotto al braccio nian-
co, che le coscie sono a modo di serpe, di cattiva maniera, alta pal. 3,
segnata 11. 27j". An der Identität scheint mir um so weniger ein
Zweifel möglich, als auch die Maassangabe stimmt. Da die mit
der Zeichnung des Coburgensis genau übereinstimmenden Füsse als