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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0162
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148

HERCULES

Auf den Schmalseiten setzten sich die Jagdscenen fort.
Sowohl bei 127 als bei 127 a sind an der linken Neben-
seite Reste des Sockels erhalten, beide Mal auf felsigem
Terrain das Hintertheil eines nach links laufenden Panthers;
zu einem dieser Reste gehört offenbar 127 c, auf dem
das Vordertheil eines in derselben Richtung laufenden
Panthers erhalten ist, der von einem Hunde angefallen
wird; links schliesst ein Eichbaum die Scene ab. Ob 127b
gleichfalls zu einer der beiden Schmalseiten oder, wie oben
vermuthet worden ist, zur Rückseite gehört, muss dahin-
gestellt bleiben.

Ueber diesem Sockel erheben sich auf den beiden
Langseiten wie bei 126 sechs korinthische Säulen von der-
selben Bildung, jedoch kürzer und gedrungener als dort.
Die Schmalseiten haben, nach der Kleinheit des Sarkophags
zu schliessen, wahrscheinlich nur je drei Säulen enthalten.
Die Zwickel zwischen den niedrigen Bogen sind abwech-
selnd mit einer Akanthusrosette und einem knorrigen
Baum ausgefüllt, was bei der Ergänzung der rechten obern
Ecke der Vorderseite und der rechten Hälfte der Rück-
seite ausser Acht gelassen ist. Den obern Abschluss bildet
eine Astragalenschnur und ein Eierstab, worauf am Deckel
der Fries gefolgt sein wird. Im Uebrigen kann der Deckel
sowohl als Kline wie als Giebeldach gestaltet gewesen sein.

Die Vorderseite Fig. 127. Fig. 127' enthält in den
Intercolumnien die fünf ersten Thaten des Hercules,
in derselben Reihenfolge wie auf 126 und auch wesentlich
in demselben Typus.

1) Löwe, wie bei der zweiten Gruppe und auf 126.

2) Hydra. Nur der Unterkörper des Hercules ist
antik. Er stand abweichend von 126 in Vorderansicht; die
Hydra muss sich also rechts befunden haben. Was im
Berolinensis als Gewandzipfel gezeichnet und offenbar
auch von dem Ergänzer so aufgefasst ist, wird wohl eine
der aus den Haaren der Hydra herauswachsenden Schlangen
gewesen sein.

3) Eber, wie bei den ersten Gruppen und auf 126.
Das Fass des Eurystheus ist, wie auf 126, weggeblieben.
Auch ist der rechte Arm wie dort gesenkt und gewiss
richtig mit der Keule ergänzt.

4) Hirsch, wie bei den ersten Gruppen und auf 126;
im Wesentlichen richtig ergänzt.

5) Stymphaliden, wie auf 126. Der eine Vogel

wird, wie dort, auf der Ecksäule gesessen haben. Sonst
richtig ergänzt, vielleicht mit Benutzung von 126.

Auch auf der Rückseite Fig. 127. Fig. 127 a sind die
erhaltenen drei Thaten in derselben Reihenfolge wie auf
126 angebracht.

6) Stier, wie auf 126. Sehr ungeschickt lässt der Er-
gänzer den Hercules mit der rechten Hand das eine Horn
des Stieres fassen. Er schwang natürlich, wie auf 126. 131,
die Keule.

7) Rosse, wie auf 126. Nur liegt Diomedes auf beiden
Knieen, die Unterschenkel sind im Reliefgrund verschwindend
zu denken; auch ist die rechte Hand nicht, wie auf 126,
flehend erhoben, sondern sucht die das Haar fassende Hand
des Hercules zu lösen. Oben rechts wird natürlich wieder
ein Pferdekopf angebracht gewesen sein. Die Keule muss
Hercules viel höher gehalten haben, s. 131.

8) Amazone. Hercules fasst die auf dem rechten
Bein knieende, mit Schuhen und gegürtetem, die rechte
Brust freilassendem Chiton bekleidete Hippolyta mit der
Linken bei den Haaren; diese sucht mit erhobener Rechten
seine Hand zu lösen; also eine genaue Wiederholung des
Motives der vorhergehenden Scene. Die Ergänzung ist
richtig bis auf den rechten Arm des Hercules, der gewiss
gehoben war und die Keule schwang.

Dass die beiden folgenden Intercolumnien den Gery-
ones und den Cerberus enthielten, lässt sich nach Ana-
logie von 126. 131 mit Sicherheit annehmen. Statt dessen
lässt der Ergänzer den Hercules mit einem Drachen
kämpfen, nach Montelatici dem Hüter der Hesperiden-
äpfel, nach Andreas Brigentius dem Seeungethüm des
Hcsionemythus. Im letzten Intercolumnium zeigt er ihn im
Kampf mit einem Centauren, den Andreas Brigentius
Nessus nennt.

Die beiden fehlenden Abenteuer Augeasstall und
Hesperiden werden wir nach Analogie von 126 auf der
rechten Schmalseite voraussetzen dürfen. Hier bemerkt
man in der ersten Nische, von der sich an der rechten
Nebenseite von 127 noch ein kleiner Streifen erhalten hat,
einen nackten rechten Fuss. Ebenso hat sich auf der linken
Nebenseite an der entsprechenden Stelle ein linker Fuss
erhalten. Vielleicht war hier, wie auf 126, das in dem
Sarkophag bestattete Ehepaar dargestellt.

Sorgfältige Arbeit, wohl aus der zweiten Hälfte des
zweiten Jahrhunderts.

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