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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0016
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HIPPO

LYTOS

bestimmte Absicht hervorgerufen. Im Grossen und Ganzen
aber tritt die Abhängigkeit von dem zweiten Hippolytos
nicht nur in den Hauptscenen, sondern auch in mannich-
faltigem Detail, durch das häufig ganz bestimmte Verse
des genannten Dramas illustrirt werden, allenthalben klar
zu Tage.

Die Zahl der Hippolytos-Sarkophage, und zwar sowohl
der griechischen als der römischen, ist eine ausserordent-
lich grosse. Dies beruht einerseits auf der Popularität
des Mythos — ovjXa 8s zai ßaxts ßapßdpwv -(Xwaaotv sp-adsv
'EXXvjvwv o t£ epwc -ff, $a(opa; y.ai vrf -pociou ~o vrf) 8ia-
xovi'av x6X[j.7]ixa Paus. I 22, 1 — andererseits darauf, dass der
frühe Tod des schönen und gebildeten Hippolytos zu sym-
bolischer Verwendung geradezu einlud.

Die griechischen Exemplare mussten diesmal und
müssen von jetzt an überhaupt in zwei Classen getheilt
werden, nachdem W. Altmann Architectur und Orna-
mentik der antiken Sarkophage S. 8 7 f. den Nachweis er-
bracht hat, dass auch die von mir aus Nothbehelf bisher
als griechisch-römisch bezeichnete Classe1) griechischen,
wahrscheinlich attischen Ursprungs ist. Für die erste
Classe 144—151, die die bisher allein als griechisch
bezeichneten Exemplare enthält, ist die strenge Relief-
composition und die Beschränkung auf wenige Figuren
charakteristisch. Die Sarkophage der zweiten, früher als
griechisch-römisch bezeichneten Classe 152—1601 zeigen eine
Ueberladung mit Figuren, die theils in hohem Relief ge-
bildet sich scharf von dem Schatten des Hintergrundes ab-
heben theils in flacherer Behandlung aus dem Halbdunkel
auftauchen, während der Reliefgrund geflissentlich ganz ver-
deckt wird. Die erste Classe gliedert sich wieder in zwei
Gruppen; die erste zahlreichere 144—150 führt die
liebeskranke Phaidra und den von der Jagd heimgekehrten
Hippolytos in einer mehr idealen Verbindung vor, so dass
zwar keine bestimmte Scene des Euripideischen Hippolytos
illustrirt wird, aber doch im Einzelnen die Abhänoigkeit von
bestimmten Versen dieses Stückes unverkennbar ist. Ein
malerisches Vorbild anzunehmen liegt kein Grund vor.
Einmal 147 ist diese Composition auch auf der Rückseite
eines griechischen Sarkophags mit Ilias-Scenen, ein andermal
146 an dem Deckel eines römischen Sarkophags angebracht.
Bei dem einzigen vollständig erhaltenen Exemplar dieser
Gruppe sind auf der einen Schmalseite, gewissermassen als
Pendant, Theseus und Ariadne dargestellt, während die
andere Schmalseite und die Rückseite rein decorative Mo-
tive zeigen. Die zweite Gruppe, die bis jetzt nur durch
ein einziges Exemplar 151 vertreten ist, zeigt die Antrags-
scene in Gegenwart der Phaidra und mit dem Briefmotiv
nach einer auch sonst nachweisbaren und auch für andere
Sarkophaggruppen stark benutzten malerischen Vorlage,

') S. Vorwort zu Band II S. X.

s. S. 171 und S. 177. Hier ist Hippolytos als zur Jagd auf-
brechend gedacht, und so das Motiv, dass er sich bis zur
Rückkehr seines Vaters von Hause entfernen will — vuv
o' ex o6|j.ü)v pilv, loi äv £xov]fAO£ y&ovös Qrtoz6$, cntiipu Eur.
Hipp. 659 f. — recht geschickt mit seiner Leidenschaft
für das Waidwerk combinirt. Demgemäss sind auch auf
der Schmalseite Jagddiener angebracht, während die Rück-
seite wieder rein decorativ gehalten ist.

Für die Darstellung der zweiten griechischen
Classe 152—1601 ist es charakteristisch, dass Hippo-
lytos stets von einem grossen Kreis von Freunden, meist
Jagdgefährten, aber auch Liebhabern geistiger Studien
umgeben ist, auch dies durchaus im Anschluss an den
erhaltenen Hippolytos, in dem der nahe Verkehr mit gleich-
gesinnten Freunden ein wesentlicher Charakterzug des Helden
ist, s. V. 987 stc -^Xtxac os xtöXrpuc aocpwxspo:; (sc. ooüvai
X6-fov), V. 1017 auv xoic, cipi'axoi^ süxu^siv äst <ptXot<;, V. 1179 f.
[i.upi'a ö' ÖTria&ÖTrou; cptXcu^ gcjj' laxsty' •JlXCxwv ofi^upt^. Auch
hier scheiden sich mehrere Gruppen. Die erste
152—1542. 175 zeigt auf der Vorderseite die Antragsscene
mit dem Briefmotiv, aber ohne Phaidra; diese wird in ihrem
Liebeskummer auf der rechten Schmalseite vorgeführt, im
engsten Anschluss an die Schilderung des Euripides; doch
ist damit zweimal 154.175 das aus einem Gemälde entlehnte
Motiv, dass sich die Königin den Brief von der Amme noch
einmal vorlesen lässt, combinirt. Die andere Schmalseite
stellt den Tod des Plippolytos in einem, wie es scheint, für
den Sturz des Phaethon erfundenen Typus dar; die Rückseite
zeigt den Helden auf der Eberjagd, einmal 1543 (S. 186) in
Begleitung der Artemis. Auf dem einzigen vollständig er-
haltenen Exemplar der dritten Gruppe 160 ist Phaidra
bei dem Antrag zugegen und zwar nimmt sie hier die linke
Ecke der Vorderseite ein. Auf der linken Schmalseite 160 a
(vgl. 1601) werden noch einmal die Hauptfiguren des Stückes
in einer Art von freier Gruppirung zusammengestellt. Die
rechte Schmalseite zeigt Hippolytos auf der Hirschjagd,
gleichfalls mit starker Anlehnung an eine Stelle des er-
haltenen Stücks. Die Rückseite stimmt mit der der ersten
Gruppe überein. Als zweite Gruppe habe ich eine Reihe
von Sarkophagen eingeschoben, bei der Phaidra gleichfalls
auf der Vorderseite angebracht ist, aber an der rechten
Ecke 155—159. Während aber in der dritten Gruppe Hippo-
lytos und die Amme ganz nahe an Phaidra herangerückt
sind, behauptet in dieser zweiten Hippolytos seinen Platz
in der Mitte, die Amme aber erscheint bald neben ihm 155
(s. unten), bald neben Phaidra, und in letzterem Falle wird
aus der Antragsscene eine blosse Gegenüberstellung der
beiden Hauptfiguren, wie bei der ersten Gruppe der ersten
Classe. Die erhaltenen Exemplare dieser Gruppe sind
nun zwar ausnahmslos römisch, aber sie stimmen mit
der zweiten griechischen Classe darin überein, dass Hippo-
lytos mit grossem Gefolge erscheint und dass die Vorder-
 
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