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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0072
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226

LEUKIPPIDEN

einer Zipfel über die linke Schulter geworfen ist. Mit der
Linken sucht sich das Mädchen an dem Chlamys-Saum
seines Räubers festzuhalten, mit der Rechten fasst sie sich
mit einem Gestus der Verzweiflung an den Kopf. Die
andere Leukippide trägt, wie sonst, Chiton und Mantel;
mit der Rechten scheint sie sich an die Brust greifen zu
wollen (vgl. 182); mit der Linken wird sie sich, wie ihre
Schwester an den Kopf gefasst haben, so dass die jetzige
Ergänzung des linken Unterarms nicht für richtig gelten
kann. Die fliehende Gespielin in der Mitte trägt, wie auf
181, ein bogenförmig flatterndes Mäntelchen, das sie mit der
Linken hoch emporzieht. Die linke Hand der Gespielin
rechts ist nicht, wie sonst, bis zum Kopf, sondern nur bis
zur Brust erhoben. Der Krieger neben ihr hat die ge-
senkte Rechte zur Faust geballt; sein linker Arm scheint
in die Höhe gegangen zu sein; der runde Gegenstand links
neben seinem Gesicht ist wohl der Rand des von diesem
Arm getragenen und hinter den Kopf erhobenen Schildes.

Höchst lebendige Darstellung aus der Mitte des zweiten
Jahrhunderts.

WmmmmmmM I84I) F. Rom, Thermenmuseum, im

I \k§ Magazin. Fig. 1841 (im Text). L. 0,18.
/ JHw H. 0,27. Nach einer der Freundlichkeit
|wj von W. Alt mann verdankten Photographie.

Früher iiv Sutri, im Besitz des CoNTE
flacchi. Im Jahre 1896 für das Thermen-
'^4 museum erworben.

Das kleine Fragment Fig. 1841 gehört zu einer Replik
von 180—184. Erhalten ist der Oberkörper des Dios-
curen links.

185) F. Rom, Villa Borghese, im Garten in der
links vom Hauptweg hinter dem ägyptischen Portal ge-
legenen Säulenhalle. Fig. 185. L. 0,37. H.0,70. Rh. 0,10.
Zeichnung von Eichler 1886.

Litteratur: Matz und von Dühn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S. 103 Nr. 2374.

Erhalten ist der Körper eines nach rechts laufenden
Mädchens im dorischen Peplos mit Ueberschlag. Fragweise
hierher gestellt, weil die Figur an die fliehende Gespielin
erinnert, die auf den Leukippiden-Sarkophagen die Mitte
der Vorderseite einzunehmen pflegt. Räthselhaft bleibt
aber das von der linken Schulter herablaufende und unter
die Achsel durchgezogene Band. Ein Köcherband ist es
kaum, da ein solches von der rechten Schulter aus quer
über die Brust laufen würde; wesshalb auch von Duhn's
Verweisung auf die Artemis Colonna schwerlich zutreffend
ist. Möglicher Weise stammt dies Fragment von einem
griechischen Sarkophag.

186) F.F. Rom,VillaWolkonsky. Fig.186. Fig.i86a.

L. von 186 0,98; von 186a 0,84. H. 0,90. Rh. 0,07. Zeich-
nung von Eichler 1886.

Litteratur: Matz und von duhn Antike Bildwerke in Rom
1881 II S.357 Nr. 3154.

Von einer grossen Replik von 180 —185. Erhalten ist die
vordere Hälfte der beiden Schmalseiten Fig. 186. Fig. 186 a,
auf denen genau wie auf 182a. 182b die Dioscuren ihre
Beute zu Wagen entführend dargestellt waren. Auch hier
ist wieder eine Steigerung des Pathos zu constatiren, die
in der Lebhaftigkeit der Bewegungen, den flatternden Ge-
wändern und dem schmerzvoll verzogenen Antlitz der einen
Leukippide zum Ausdruck kommt. Das Stadtthor fehlt.

Arbeit der Antoninenzeit.

[187) S. Rom, Pal. Colonna, im Garten. Fig. 187.
Fig. 187a. L. von 187 0,90. H. 1,05; L. von 187a 0,71.
H. 1,18. Rh. 0,26. Zeichnung von H. Schenck nach einer
E. Petersen verdankten Photographie.

Abbildung: Monumenti, Annali e Bulletino delF Institute) 1854
f. 117.

Litteratur: E. Braun Monumenti, Annali etc. a.a.O./. 117;
Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom III 1882 S. 15
Nr. 3492; Benndorf Das Heroon von Gjölbaschi-Trysa (Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses
1889) S. 165 A. 1.

In diesen beiden Fragmenten Fig. 187. Fig. 187 a,
die von der Witterung ausserordentlich gelitten haben,
glaubte ich früher mit E. Braun wegen ihrer Aehnlichkeit
mit 182 a. 182 b und 186 a. 186 b Schmalseiten eines grie-
chischen Sarkophags erkennen zu sollen. Indessen hat mich
die Prüfung der Originale, die mir erst im Jahre 1903
möglich war, von der Unrichtigkeit dieser Annahme über-
zeugt. Die Plattendicke beträgt nämlich 0,16, die Relief-
höhe 0,26, beides für Sarkophag-Schmalseiten vollständig
unmögliche Maasse. Matz hatte also wohl recht, wenn
er die Stücke unter die „vielleicht friesartig verwandten
Reliefstreifen" stellte. Sie stammen von einem Fries,
ähnlich dem an der Porticus der Minerva, auf dem der
Raub der Leukippiden zwar in demselben Typus wie auf
den genannten Schmalseiten, aber in etwas älterer und
einfacherer Form dargestellt war, die an den Fries von
Gjölbaschi (Benndorf a. a. O. Taf. XVI) und die Akroterien
von dem Nereiden-Monument [Monumenti delf Instituto X
tav. XII, 16. 17) erinnert und wohl noch manches von dem
Urbild, dem Polygnotischen Gemälde in dem athenischen
Anakeion, bewahrt haben wird (vgl. Benndorf a. a. O.
S. 166, Robert Die Marathonschlacht in der Poikile und
Weiteres über Polygnot S. 53 ff).]
 
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