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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0073
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aus dem amphitheater von capua.

M. MARS.

Von den Mythen des Mars finden sich auf Sarkophagen
nur die römische Stammsage von seiner Vermählung
mit Rhea Silvia 188—1921 und der durch die Odyssee
0 266—366 unsterblich gewordene Schwank von seinem
Liebesabenteuer mit Venus 193 —195. Die Dar-
stellungen beider Mythen berühren sich in manchen Punkten
und wirken wechselseitig auf einander ein.

Unter den erhaltenen Bildwerken mit der Sage von Rhea
Silvia ist weitaus das älteste der in früh-augusteischer
Zeit gemalte Fries aus dem esquilinischen Columbarium
[Monumenti deW Institute X tav. 60, a; Robert Annali dell'
Instituto L 1878 p. 262 ss.; Helbig Führer durch die Samm-
lungen klassischer Alterthümer in Rom II2 S. 264 Nr. 1165).
Auf diesem schreitet Mars hastig auf Rhea Silvia zu, die
erschreckt das Wassergefäss, mit dem sie zur Quelle gehen
wollte, fallen lässt. Alle übrigen Monumente lassen nach Gruppe nach rechts, seltener wie
der von Ovid [Fasti III 11 ss.) u. A. befolgten Version am Tempel der Venus und Roma
Mars aus der Höhe zu der schlafenden Silvia herab-
steigen. Eine kleine Gruppe von Denkmälern sucht hier-
bei das Fliegen des Kriegsgotts dadurch zum Ausdruck
zu bringen, dass sie ihn in fast horizontaler Stellung über
der Schläferin schweben lässt. Zu ihr gehört ausser einem
Broncebecher in Bonn (Urlichs Jahrbücher des Vereins

einer Reliefnachbildung bekannte Giebel des Tempels der
Venus und Roma (Raoul Rochette Monumens inedits
pl. 8, 1; vgl. Hülsen Mittheilungen des römischen Instituts
X 1895 Taf- 5 S. 244 fr.; Helbig
a.a.O. II2 S. 184 Nr. 1037), der
eine Giebel der Igeler Säule (Oster-
wald Das römische Denkmal zu
Igel Taf. 4) und ein wohl zum Zim-
merschmuck bestimmtes Marmor-
relief des Vatican, das hier bei-
stehend nach einer Photographie
abgebildet wird (L. 0,55. H. 1,11;
vgl. Massi Descrizione dei Musei
Vaticani; il Museo Pio - Clementino
nr. 452); meistens erscheint die

und auf dem vaticanischen Relief relief im vatican.
nach links gewandt. Ihr Vorbild

scheint ein noch ungedeutetes, fälschlich auf Chloris und
Zephyros bezogenes Gemälde zu sein, von dem sich bis
jetzt nur eine einzige Copie in Pompei gefunden hat (Raoul
Rochette a.a.O.//. 7, 9, Helbig Wandgemälde Campaniens

von Alterthumsfreunden im Rheinlande I 1842 S. 45 ff. Nr. 974). An diesen Typus knüpfen auch die stadtrömischen

Taf. I. II) auch das späte provinziale Sarkophag-Relief 1921
(im Text S. 236); auch Juvenal XI 106 s. nudam effi-
giem clipeo venientis et hasta pendentisque dei hat diesen
Typus im Auge. Weitaus die meisten Bildwerke aber
lassen den Gott einfach durch die Luft zur Rhea Silvia
herabsteigen, ohne den Versuch einer Darstellung des
Fliegens zu machen. So das oben als Vignette nach einer
Zeichnung von Eichler abgebildete decorative Relieffrag-
ment aus dem Amphitheater zu Capua (Alvino Anfiteatro
Canipano tav. X 6), ein Deckengemälde aus den Traians-
thermen (Mirri e Carletti Le terme di Tito tav. 31; Ponce
Tableaux des thermes de Titus pl. 23; Müller-Wieseler
Denkmäler der alten Kunst II Taf. 23 Nr. 253 a), der aus

Sarkophage an, nur dass sich dort Mars mit der Rechten
entweder auf den Kopf eines Amor 188 oder auf einen
Felsen stützt 191. 192. Hierdurch aber nähert sich die
Darstellung wieder jenem ältesten durch den Columbarium-
Fries vertretenen Typus, indem nun Mars nicht mehr aus
der Luft herabzusteigen, sondern über den Erdboden heran-
zuschreiten scheint. Schon auf 191 liegt dieser Process
vollzogen vor. Dasselbe gilt von den Darstellungen auf
der Basis Casali (Brunn Kleine Schriften I S. 41; Helbig
a. a. O. I2 S. 94fr. Nr. 162) und auf einem Thonmedaillon
aus Orange (Fröhner Musee de France pl. 15, 3). Uebrigens
ist aus dem Venus-Sarkophag 193 vielleicht zu schliessen,
dass es auch ältere Sarkophage gab, auf denen sich Mars

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