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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0105
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TAFEL LXVII 205—207

259

Abbildung: Müller und Wieseler Denkmäler der alten
Kunst II Taf.XLI Nr. 4qi.

Litteratur: Indicazione antiquaria dei Museo ChiaramonH /.17
nr. 73; Beschreibung der Stadt Rom II 2, 1834, S. 44 Nr. 71; MASSI
Descrizione dci Musei Vaücani, Museo ChiaramonH p. 116 nr. 73;
Müller und Wieseler a.a.O. S. 41.

Fragment einer Replik von 202—205, aus der dritten
Scene. Der das Messer schleifende Scythe, in einem
geschürzten Chiton, einer auf der rechten Schulter gehef-
teten Chlamys und in phrygischer Mütze, jedoch ohne zu-
sammengebundene Laschen, kniet nach rechts; seine Blicke
waren auf den am Baum hangenden Marsyas gerichtet.

207) S. Rom, Pal. Doria. Fig. 207. Fig. 207a.
Fig. 207 b. Grösster Durchmesser in der Länge 2,18, in
der Tiefe 0,70. H. 0,89. Rh. 0,10. Zeichnung von Eiciiler
1874.

Gefunden 1824 an der Via Aurelia, 11 Miglien vor Porta
S. Pancrazio, in der Nähe des den Doria gehörigen Casale Bottacia
nicht weit von dem alten Lorium, bei den von der Fürstin Teresa
Doria unternommenen Ausgrabungen. Martin Wagner wollte den
Sarkophag, für den 1000 Scudi gefordert wurden, für die Münchener
Glyptothek erwerben, drang aber damit nicht durch. Es verblieb in
Pal. Doria.

Abbildungen: Mcmoric Romane di antichita e di belle arti
I 1824 tav.$ (recht gute Zeichnung von Carlo Rusri). — Ger-
hard Antike Bildwerke 1828 Taf. 85, t. — Overbeck Griechische
Kunstmythologie, Atlas, Taf. 9, 30 (die Latona, nach einer Zeichnung
Mariani's); Taf. 25, 8 (nach Eichler's Zeichnung).

Litteratur: L. Cardinali Memorie Romane a.a.O. p. 49«.;
Gerhard Kunstblatt 1824 S. 149fr. (= Hyperboreisch-römische Studien
I 1833 S. uoff.); New monthly magazine 1824 nr. 45 [literary Jour-
nal p. 402): Amalthea III 1825 S. 368; Gerhard ebd. S. 375; Ders.
Prodromus 1828 S. 324t; K. O. müller Handbuch der Archaeologie
der Kunst 1830 §362,4; Michaelis a.a.O. />. 326 (B); Gerhard
Archaeologische Zeitung XVII 1859 S. 15 f.; Michaelis ebd. S. 95;
Wieseler bei Müller und Wieseler Denkmäler der alten Kunst
II2 1860. 1861 S. 68 (II3 1877 S. 202); Stephani Compte rendu pour
1862 1863 S. 86; L. Urlichs Die Glyptothek nach ihrer Geschichte
und ihrem Bestände 1867 S. 94 f.; Wieseler Göttingische gelehrte
Anzeigen 1876 S. 1479; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in
Rom 1881 II S. 360f. Nr. 3157; Clermont-Ganneau Revue archeo-
logiquc, 3 scrie, XI 1888, 1 p. 164; overbeck a.a.O. II 1873
S. 130 (M). III 1889 S. 455 Nr. 2; Robert Jahrbuch des Archaeo-
logischen Instituts V 1890 S. 228 A. 17; petersen Mittheilungen des
Römischen archaeologischen Instituts VI 1891 S. 375; P. gauckler
Monuments et Memoires Piot II 1895 84 nr. 2.

Der Sarkophag, eine Replik von 202—205, ist wunder-
voll erhalten und völlig intact. Er hat, wie 203 und 205,
ovale Form und ist an seinem oberen Rand mit einem
Eierstab geschmückt.

Die erste Scene Fig. 207 a enthält nur zwei Figuren.
Minerva, im Chiton mit gegürtetem Ueberschlag, auf dem
Haupt einen korinthischen Helm, hält in jeder Hand eine

grosse Flöte und blickt, mit dem linken Fuss hochauf-
tretend, wie erstarrt in den Quell. Zu ihren Füssen liegt
die Quellnymphe, in Stellung und Drapirung dem Fluss-
gott auf 205 fast genau entsprechend, nur dass sie den
Schilfstengel in der Rechten hält. Hinter Minerva steht
ihr Oelbaum.

In der Mitte der zweiten Scene Fig. 207 Apollo und
Marsyas, wie gewöhnlich. Zwischen den Beinen des Sa-
tyrs ist an einem Baumstamm sein Ziegenfell aufgehängt,
die Bruchstelle an seinem linken Oberschenkel bezeichnet
das Ende der in rechter Hand gehaltenen Flöte. Apollo,
mit stolzem, fast fröhlichem Gesichtsausdruck, schlägt, wie
auf 205, mit dem Plectrum die Saiten; die reich mit Edel-
steinen besetzte Leier ruht, wie 202, auf seinem linken
Oberschenkel; die linke Hand fasst den Steg. Zu seinen
Füssen sitzt, wie 205, ein Rabe, der hier seltsamer Weise
an einem mit Rahmen und Griff versehenen Täfelchen pickt,
vielleicht einer Schreibtafel. Den Platz zwischen den beiden
Gegnern nimmt, wie auf 202. 203, eine Muse ein; doch ist
diese so in den Hintergrund gerückt, dass nur der mit dem
üblichen Federschmuck versehene Kopf und der mit Gewand
bedeckte Oberkörper sichtbar werden. Hingegen sind zwei
andere Musen ganz in den Vordergrund zwischen die zu-
schauenden Olympier gestellt und durch Attribute charak-
terisirt: links, hinter Rhea, die Muse der Tragödie Melpo-
mene, mit Federschmuck am Kopf, im Aermelchiton mit
breitem Gürtel, an den Füssen Schuhe, in der Linken eine
Keule haltend und mit der Rechten eine bärtige Hercules-
maske emporhebend; rechts, zwischen Diana und Latona,
die Muse des Flötenspiels Euterpe, in demselben Costüm,
wie Melpomene, über dem sie aber noch einen Mantel
trägt, in jeder Hand eine grosse Flöte haltend und sich
nach der Mitte zu umblickend. Rechts und links von ihr
werden im Hintergrund noch die Köpfe zweier weiterer
Musen sichtbar, gleichfalls nach links gewandt und mit
Federn geschmückt. Somit wohnen im Ganzen fünf Musen
dem Wettstreit bei, während die vier anderen vielleicht am
Deckel angebracht waren, vgl. 208. Auffallend ist, dass
die Muse der Flöten auf der Seite Apollos steht — wie
übrigens auch auf 209, wo indessen die Sache etwas anders
liegt —, die Muse der Tragödie hingegen auf Seiten des
Marsyas, während sie 202 und 208 zur Partei des Saiten-
spiels gehört. Es lässt sich das kaum anders erklären als
durch die Annahme, dass der Verfertiger dieses Exemplars
den der Anordnung zu Grunde liegenden Gedanken nicht
erfasst und die beiden Figuren willkürlich umgestellt
hat. Von den Freunden Apollos erscheint hier Diana im
Typus der Artemis von Versailles, in lebhafter Bewegung
von ihrem Bruder wegschreitend; sie trägt geschürzten
Chiton, der von der rechten Schulter etwas herabgeglitten
ist, Jagdstiefel und über der linken Schulter eine kurze
Chlamys; in der Linken hält sie den Bogen, mit der

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