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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0114
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amphora aus bengazi.

O. MELEAGROS.

Keine Sage ist auf den Sarkophagen so häufig vertre-
ten wie die von des Meleagros unseliger Jagd und seinem
Tod. Der Grund für diese Beliebtheit ist ebenso sehr in
der Berühmtheit der älteren künstlerischen und poetischen
Behandlungen dieses Mythos als in seiner leichten sym-
bolischen Verwendbarkeit zu suchen. Den Gestorbenen
als berühmten Jäger darzustellen entsprach durchaus dem
Sinne der jagdliebenden Kaiserzeit, und auch die mystische
Art seines Todes war dieser Epoche besonders sym-
pathisch. Daher ist es kein Wunder, dass die Meleagros-
Sage noch häufiger zum Schmuck des Marmorsarges ge-
wählt wird, als die ihr nahe verwandten Sagen von Adonis
und Hippolytos, die zwar die übrigen hervorgehobenen
Vorzüge mit ihr theilen, aber jenes mystischen Zuges ent-
behren.

Die gewaltige Masse der vollständig oder in Frag-
menten erhaltenen Meleagros-Sarkophage, fast ein volles
Hundert, scheidet sich ganz von selbst in zwei grosse Ab-
theilungen, je nachdem die kalydonische Jagd oder der
Tod des Meleagros die Hauptdarstellung auf der Vorder-
seite bildet. Ersteres ist sowohl auf griechischen als auf
römischen Exemplaren, letzteres nur auf römischen der
Fall. Als dritte Abtheilung sind die geriefelten und die
Säulen-Sarkophage mit Scenen aus der Meleagros-Sage
angeschlossen.

Die griechischen Sarkophage mit der kalydo-
nischen Jagd 216—224 zerfallen in dieselben beiden
Classen wie die griechischen Achilleus- und Hippolytos-
Sarkophage (vgl. oben S. 170). Die erste Classe mit
einfacher und strenger Reliefbehandlung 216—218 berührt
sich aufs engste mit einer Gruppe von Vasen aus dem
fünften und vierten Jahrhundert, deren Hauptrepräsentanten
die attische Amphora aus Bengazi {Annali deW Instituto XL
1868 tav. cPagg. LM; danach in obiger Textabbildung) und
drei bei Gerhard Apulische Vasenbilder Tafel VIII und

Tafel A 3 und 4 publicirte unteritalische Kratere sind, von
denen der wichtigste, das Berliner Exemplar (Furtwängler
Berliner Vasensammlung Nr. 3258), ohne Zweifel aus einer
tarentinischen Fabrik, auch bei Benndorf Das Heroon von
Gjölbaschi-Trysa S. 111 Fig. 114 abgebildet und danach in
beistehender Textabbildung wiederholt ist. Ein Auszug aus
derselben Composition ist das auf Melos gefundene ionische
Thonrelief in Berlin (O. Jahn Berichte der Königl. Säch-
sischen Gesellschaft der Wissenschaften 1848 S. 123; Benn-
dorf a.a.O. S. 108 Fig. 111), eine sehr feine Umbildung
die Darstellung auf dem Fries von Gjölbaschi-Trysa (Benn-
dorf a. a. O. Taf. VII. VIII). Es kann füglich nicht bezwei-
felt werden, dass alle diese Bildwerke auf dasselbe Original,
vermuthlich ein Wandgemälde aus der Schule Polygnot's,
zurückgehen (vgl. Robert Die Marathonschlacht in der
Poikile und Weiteres über Polygnot S. 98), und auch die
Sarkophage müssen mittelbar oder unmittelbar von diesem
Vorbild beeinflusst sein, wie ja notorisch die griechischen
Sarkophage mit dem Freiermord des Odysseus (s. II 151.

tarentinischer krater.
 
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