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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0137
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TAFEL LXXVII DIE CALYDONISCHE JAGD 225. 226

29I

226) F. F. und S. S. — 226 Paris, Louvre, zur Zeit
provisorisch in den Magazinen untergebracht. Fig. 226.
L. (mit den Ergänzungen) 0,93. H. 0,70. Zeichnung von
Eichler 1873. — 226 a Rom im Giardino segreto der
Villa Borghese, am Nordende der östlichen Garten-
mauer als Glied einer decorativen Facade eingemauert.
Fig. 226a. L. 0,55. H. 0,63. Zeichnung von Eichler 1884.
— 226b Rom, Villa Borghese, an der Westseite der
Cantina eingemauert. Fig. 226b. L. 0,78. H. 0,67. Sehr
flaches Relief. Zeichnung von Eichler 1884.

Das erste Fragment 226 war ehemals, mit 256 zu einer einzigen
Platte verbunden, an der Nordseite des 1615 erbauten Casino
Borghese eingemauert. Manilli Villa Borghese 1650 p. 42 una
battaglia, forsc d'Amazoni; montelatici Villa Borghese 1700 p. 162
il combattimento d'Hercole, e suoi compagni con le Amazoni1). Bei
ihrer Ueberführung nach dem Louvre im Jahre 1807 wurden die
beiden Stücke zwar von einander getrennt, auch ihre bereits von
Zoega gefundene richtige Deutung bald darauf von E. Q. visconti
zum ersten Mal öffentlich ausgesprochen; aber nichts desto weniger
blieb der Glaube an ihre Zusammengehörigkeit bestehen, obgleich die
Arbeit eine ganz verschiedene ist und 226 zu der zweiscenigen, 256
aber zu der einscenigen Classe gehört. Man brachte sie daher zwar
getrennt, aber doch in unmittelbarer Nachbarschaft und als Pendants
zuerst in der Salle des Caryatides, dann im Corridor du Pan und end-
lich wieder in der Salle des Caryatidcs an. — Das zweite Fragment
226a befand sich im 17. Jahrhundert zwar ungefähr an demselben
Platz wie jetzt, war jedoch an der benachbarten Facade am Nordende
der Ostmauer eingemauert, die den Abschluss des längs der Nord-
mauer laufenden Weges bildet. Manilli Villa Borghese 1650 p. 143
in un basso rilievo la caccia d,un Cinghiale, con due figure in piedi
et una sotto la fiera; montelatici Villa Borghese 1700 p. 73 fram-
mento di basso rilievo della caccia d'un Cinghiale con tre figure
d'huomini, due in piedi, e l'altro caduto a terra sotto la fera, Ver-
muthlich kam es 1815 an seinen gegenwärtigen Platz. — Die Schmal-
seite 226b war bereits im Jahre 1700 an ihrer jetzigen Stelle [Casa
degli Uffizij) eingemauert; montelatici a.a.O. p. 61 un giovane con
una face in mano in atto d'arrestar con la sinistra una Donna, che
con altra face simile aecostasi ad' un' ara; et accanto vi sta un' altra
donna, che tiene in mano una cartella. Manilli erwähnt das Relief
nicht; aber ohne Zweifel gehört es zu den molti frammenti di Scol-
ture, die er vor der Casa degli Uffizij am Boden liegen sah, a. a. O.

') Diese Beschreibungen von Manilli und Montelatici sind im
zweiten Band dieses Werkes S. 110 irrthümlich auf den Penthesilea-
Sarkophag II 90 bezogen. Dass vielmehr 226 + 256 gemeint ist, ergiebt
sich aus dem Vermerk auf der Rückseite der Zeichnung im Tophamianus.
Die Deutung ist dadurch veranlasst, dass der Ergänzer dem Orcus auf
256 eine Keule in die rechte Hand gegeben hat. Der Penthesilea-Sarko-
phag II qo war zwar gleichfalls an der Nordseite des Casinos eingemauert,
aber an sehr hoher Stelle „nel quint' ordine". Auf ihn beziehen sich
Manilli a. a. O. p. 44 un basso rilievo, del quäle, per la sua distanza,
mm si pub dar notizia, Montelatici a.a.O. /. 168 un basso rilievo antico,
con diverse figure, e Cavalli, cKesprime qualche battaglia, b trionfo, von
potendosi per Valtezza del luogo totalmente distingucre und Zoega App.
Fol. 249 Nr. 16. Auch dies ergiebt sich aus einem Vermerk im Topha-
mianus Eton Bm. I, der Fol. 70 eine Zeichnung dieses Sarkophags enthält.

Alte Zeichnungen: von 226 Tophamianus Eton Bm I Fol. 57
zusammen mit 256 (ClFERRl). ■— von 226 a Tophamianus Eton Bm
III Fol. 4 (ClFERRl) etwas vollständiger als jetzt. Fig. 226'a.

Abbildungen von 226: clarac Musee de sculpture II 1826
pl. 198, 206 nr. 703. •— bouillon Musee des Antiques III 1827 [Bas-
reliefs) pl. 18, 1.

Litteratur: über 226 Manilli a.a.O.; Montelatici a.a.O.;
Zoega App. Fol. 206 1. Fol. 247 Nr. 4c. Fol. 481 Nr. 36; E. q. Vis-
conti et clarac Description des Antiques du Musee Royal 1817
(1820) 264 (= E. q. visconti Appendice alla Notizia del Museo
Napoleone, Opere varic IV 539); St. Victor bei Bouillon a. a.O
p. 22; clarac Description du Musee Royal des Antiques du Louvre
1830 2555-. nr. 703 bis; ders. Musee de sculpture II /. 522 ix
nr. 206; Stephani a.a.O. S. 97 Nr. 26; Matz a.a.O. p. jjss. (S);
C. L. Visconti Bullettino della Commissione archeologica municipale
di Roma I 1873 p. 182 «.5; Catalogue sommaire des Monuments
de sculpture du Musee du Louvre 1890 p. 3 nr. 1367. — über 226a
Manilli a.a.O.; Montelatici a.a.O.; Zoega a.a.O. Fol. 250
Nr. 25. — über 226 b montelatici a. a. O.; Zoega a. a. O. Fol. 314
Nr. 31 [nel bosco Parrasio dalla parte di levante).

Das erste Fragment Fig. 226 ist die linke Ecke der
Vorderseite und enthält die Streitscene zwischen
Meleager und seinem Vater so gut wie vollständig.
Die Figuren sind etwas anders ausgewählt und gruppirt,
als auf 225. Unter dem Thorbogen kommt ein bärtiger
Mann mit gewöhnlichen Gesichtszügen und in gegürteter
Exomis hervor, der seiner gebeugten Haltung nach gewiss
ein Netzträger sein soll. Dann im Vordergrund Oeneus
wie auf 225; den falsch ergänzten rechten Unterarm hat
man sich mit derselben Drehung wie dort vorzustellen, und
die rechte Hand wird gewiss auch das Scepter gehalten
haben, von dem allerdings nur ein kleiner Puntello an der
einen Steilfalte des Mantels erhalten ist. Rechts von Oeneus
wird im Hintergrund ein nach links gewandter bärtiger
Mann sichtbar, der mit einem kurzen Chiton oder einer
Exomis bekleidet ist und in der Linken einen Speer hält,
dessen oberer Theil über der linken Schulter Meleagers
sichtbar wird; also trotz dem wenig vornehmen Gewand
doch wohl ein Jäger. Hierauf folgt Meleager, der das
Gesicht von seinem Vater ab und zu Atalante hin wendet.
Seine Chlamys ist ähnlich wie auf 225 drapirt. In seiner
vor den Leib gehaltenen Linken ist noch ein Stück seines
Speers erhalten, dessen unteres Ende er gewiss mit der
jetzt falsch ergänzten rechten Hand ebenso gefasst hielt,
wie auf 229. 230. 236. Woher der Puntello an dem
linken Knie stammt, vermag ich nicht zu errathen. End-
lich Atalante in kurzem Chiton, einem um den Leib
geschlungenen und über die linke Schulter gezogenen
Mantel und Jagdstiefeln, von denen wenigstens der obere
Saum des rechten antik ist. Auf ihrem Leib ist ein Stück
des Speeres erhalten, den sie der Ergänzer richtig mit
beiden Händen halten lässt, vgl. 227 a. 231. 233. 234. Da-
gegen durfte er sie nicht den Kopf senken lassen, wodurch

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