TAFEL LXXXI DIE CALYDONISCHE JAGD 236. 237
307
bärtig, der zweite unbärtig. Zwischen beiden ein an-
springender Jagdhund. Links ein Thorbogen. Vgl. 221b.
234 a. 235 a S. 305 und zu 228 S. 294.
Auf der rechten Schmalseite Fig. 236b Meleager und
Atalante in einem etwas früheren Moment als auf 231b.
Atalante sitzt vor einem Baumstamm auf einem Felsen, in
derselben Gewandung und Frisur, wie auf der Vorderseite
in der Jagdscene. In der vorgestreckten Linken hält sie
den Bogen, auf dem Rücken hat sie den geschlossenen
Köcher; die Rechte stützt sie auf ihren Sitz. Vor ihr
steht Meleager, der die rechte Hand gesticulirend vor-
streckt; offenbar handelt es sich um das der Atalante
entrissene Eberfell. Meleager trägt in der Linken die
Lanze und ist mit einer auf der rechten Schulter ge-
hefteten und die Brust und den linken Arm bedeckenden
Chlamys bekleidet.
Auf dem an den Ecken mit weiblichen tragischen
Masken verzierten Deckel Fig. 236 sind fünf ungeflügelte
Amoren angebracht, die Jagd auf mancherlei Gethier
machen. Die charakteristischste Scene findet sich gleich an
der linken Ecke. Ein mit einer Chlamys bekleideter Amor
schiesst in stolzer Haltung einen Pfeil, dessen Spitze die
Gestalt eines nach aussen gekehrten Halbmondes hat, auf
einen Straussen ab, der gleichzeitig von einem mit einem
Halsband geschmückten Hund attakirt wird. Helbig hat
erkannt, dass hier eine Anspielung auf einen Sport des
Kaisers Commodus vorliegt, wodurch zugleich der Sarko-
phag chronologisch fixirt wird; Herodian Ab excessu divi
Marci I 15, 5 Xaßcbv ouv ttots ßsXn), ibv at dxjjiai rjaotv fiTj-
voetSet?, Toüi; Maupouai'cus axpouihnc o^uxaia cpspojjivat; xal
ttoowv xal xoXTrwasi irreptüv iicacpteU Ta ßsXvj v.ax axpou
toü xpa/TjXou Ixapaxofjiei, ü>; tu>v xecpaXwv d<pTgp7jp.sva<; opp-vj xoü
ßsXouc Iti irepideiv aüta; w; prfih Tiaöouaa;. In der folgen-
den Scene, die durch einen Eichbaum abgetrennt ist, stösst
ein Amor, der den Zipfel seiner Chlamys zum Schutz über
den linken Arm geworfen hat, einem sich auf den Hinter-
beinen aufrichtenden Bären den Spiess in den Hals. Hinter
dem Bären ist durch einen Eichbaum Gehölz angedeutet.
Ein dritter gleichartiger Baum scheidet diese Scene von der
dritten, in der ein Amor, der die Chlamys um seine linke
vorgestreckte Hand gewickelt hat, mit gezücktem Speer
auf einen fliehenden Hirsch zielt. Diesmal besteht das Ge-
hölz aus drei Bäumen, von denen der dritte zur vierten
Scene überleitet. In dieser giebt ein Amor, genau in der
Stellung und Drapirung des Meleager und wie dieser von
einem anspringenden Hund begleitet, einem Eber mit dem
Jagdspiess den Fang; und da sich diese Gruppe gerade
über dem Meleager am Sarkophag-Behälter befindet, kann
es nicht fraglich sein, dass wir es mit einer beabsich-
tigten Parodie zu thun haben. Hier ist das Gehölz noch
dichter; über den Rücken des Ebers ragen drei mächtige
Schilfstengel und drei Eichbäume empor, von denen der
letzte wieder zur Scenentrennung dient. In der fünften
Scene zückt ein Amor, der seine Chlamys zum Schutz
über den linken Arm geworfen hat, seinen Speer gegen
einen anspringenden Panther. Ueber diesem, zugleich als
Abschluss an der rechten Ecke, wieder ein Eichbaum.
Felsterrain zieht sich unter der ganzen Darstellung hin.
Aus der letzten Antoninenzeit.
237) P. Rom, Museo Capitolino, im Atrium.
Fig. 237. L. 2,13. H. 0,53. Sehr zerstört. Zeichnung von
Eichler 1876.
Die Platte war früher an der grossen Treppe von S. Maria
in Araceli1) eingemauert (LlGORlO. dal Pozzo). Sie gehört also
zu den otto tavolc marmoree con varie e belle scolture anticke * die
Aldrovandi dort erwähnt. Vermuthlich wird die Einmauerung gleich-
zeitig mit der Errichtung der Treppe im Jahre 1348 oder nur wenig
später erfolgt sein. Die Versetzung ins Capitolinische Museum ge-
schah im Jahre 1812.
Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor XVIII Fol. 52 alle
scale d'A racch. Fig. 237' im Text S. 308. (Der eine Dioscur und
die beiden Figuren an der rechten Ecke sind vom Zeichner über-
sehen, die letzteren wohl wegen der Einmauerung.)
Abbildung: Monumenti dclV Instituto IX tav. II 4.
Litteratur: PlRRO LlGORlO De1 luoghi delle sepidturc delle
fameglie romane e degli huomini illustri 1550—1553, Cod. Ncap.
XIII B 10 (herausgegeb. v. H. Dessau Römische Reliefs beschr. v.
P. LlGORlO, in den Sitzungsberichten der königlich preussischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin 1883 S. 1091) Nr. 12; aldro-
vandi Le statue anticke di Roma 1556 p. 276; Casimiro Romano
Memorie istoriche della chiesa di S. Maria in Araceli 1736 p. 28;
Beschreibung der Stadt Rom III 1, 1837, S. 144 Nr. 29; HELBIG
a.a.O. p. 8t ss. (D); Stephani a.a.O. S. 96 Nr. 3. S. 100; Matz
a. a. O. p. 7 7 ss. (D); C. L. Visconti Bullettino della Commissione
archeologica municipale di Roma I 1875 p. 178; RlBBECK Die Rö-
mische Tragödie 1875 S. 509; Niwva Descrizione del Museo Capito-
lino 1878 /. 25.
Die allein erhaltene Vorderseite Fig. 237 ist eine sehr
späte Replik von 236 oder, vielleicht richtiger, die freie
Copie eines ähnlichen Exemplars.
In der ersten Scene steht vor dem Thorbogen an der
linken Ecke mit gekreuzten Füssen ein einzelner Netz-
träger. Er ist bärtig und mit einem gegürteten Chiton
und Stiefeln bekleidet. Mit der rechten Hand fasst er das
auf seiner linken Schulter aufliegende winzige Netz; vgl.
171. 239a. 239b. Vor ihm Atalante in ähnlicher Ge-
wandung und Stellung wie auf 236, aber nach rechts im
Profil und ohne Helm; statt dessen ist das in einem langen
Schopf auf den Rücken herabfallende Haar mit einer Binde
geschmückt. Auch am Hinterkopf sind die Haarsträhnen
") Vgl. oben zu 233 S. 302.
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bärtig, der zweite unbärtig. Zwischen beiden ein an-
springender Jagdhund. Links ein Thorbogen. Vgl. 221b.
234 a. 235 a S. 305 und zu 228 S. 294.
Auf der rechten Schmalseite Fig. 236b Meleager und
Atalante in einem etwas früheren Moment als auf 231b.
Atalante sitzt vor einem Baumstamm auf einem Felsen, in
derselben Gewandung und Frisur, wie auf der Vorderseite
in der Jagdscene. In der vorgestreckten Linken hält sie
den Bogen, auf dem Rücken hat sie den geschlossenen
Köcher; die Rechte stützt sie auf ihren Sitz. Vor ihr
steht Meleager, der die rechte Hand gesticulirend vor-
streckt; offenbar handelt es sich um das der Atalante
entrissene Eberfell. Meleager trägt in der Linken die
Lanze und ist mit einer auf der rechten Schulter ge-
hefteten und die Brust und den linken Arm bedeckenden
Chlamys bekleidet.
Auf dem an den Ecken mit weiblichen tragischen
Masken verzierten Deckel Fig. 236 sind fünf ungeflügelte
Amoren angebracht, die Jagd auf mancherlei Gethier
machen. Die charakteristischste Scene findet sich gleich an
der linken Ecke. Ein mit einer Chlamys bekleideter Amor
schiesst in stolzer Haltung einen Pfeil, dessen Spitze die
Gestalt eines nach aussen gekehrten Halbmondes hat, auf
einen Straussen ab, der gleichzeitig von einem mit einem
Halsband geschmückten Hund attakirt wird. Helbig hat
erkannt, dass hier eine Anspielung auf einen Sport des
Kaisers Commodus vorliegt, wodurch zugleich der Sarko-
phag chronologisch fixirt wird; Herodian Ab excessu divi
Marci I 15, 5 Xaßcbv ouv ttots ßsXn), ibv at dxjjiai rjaotv fiTj-
voetSet?, Toüi; Maupouai'cus axpouihnc o^uxaia cpspojjivat; xal
ttoowv xal xoXTrwasi irreptüv iicacpteU Ta ßsXvj v.ax axpou
toü xpa/TjXou Ixapaxofjiei, ü>; tu>v xecpaXwv d<pTgp7jp.sva<; opp-vj xoü
ßsXouc Iti irepideiv aüta; w; prfih Tiaöouaa;. In der folgen-
den Scene, die durch einen Eichbaum abgetrennt ist, stösst
ein Amor, der den Zipfel seiner Chlamys zum Schutz über
den linken Arm geworfen hat, einem sich auf den Hinter-
beinen aufrichtenden Bären den Spiess in den Hals. Hinter
dem Bären ist durch einen Eichbaum Gehölz angedeutet.
Ein dritter gleichartiger Baum scheidet diese Scene von der
dritten, in der ein Amor, der die Chlamys um seine linke
vorgestreckte Hand gewickelt hat, mit gezücktem Speer
auf einen fliehenden Hirsch zielt. Diesmal besteht das Ge-
hölz aus drei Bäumen, von denen der dritte zur vierten
Scene überleitet. In dieser giebt ein Amor, genau in der
Stellung und Drapirung des Meleager und wie dieser von
einem anspringenden Hund begleitet, einem Eber mit dem
Jagdspiess den Fang; und da sich diese Gruppe gerade
über dem Meleager am Sarkophag-Behälter befindet, kann
es nicht fraglich sein, dass wir es mit einer beabsich-
tigten Parodie zu thun haben. Hier ist das Gehölz noch
dichter; über den Rücken des Ebers ragen drei mächtige
Schilfstengel und drei Eichbäume empor, von denen der
letzte wieder zur Scenentrennung dient. In der fünften
Scene zückt ein Amor, der seine Chlamys zum Schutz
über den linken Arm geworfen hat, seinen Speer gegen
einen anspringenden Panther. Ueber diesem, zugleich als
Abschluss an der rechten Ecke, wieder ein Eichbaum.
Felsterrain zieht sich unter der ganzen Darstellung hin.
Aus der letzten Antoninenzeit.
237) P. Rom, Museo Capitolino, im Atrium.
Fig. 237. L. 2,13. H. 0,53. Sehr zerstört. Zeichnung von
Eichler 1876.
Die Platte war früher an der grossen Treppe von S. Maria
in Araceli1) eingemauert (LlGORlO. dal Pozzo). Sie gehört also
zu den otto tavolc marmoree con varie e belle scolture anticke * die
Aldrovandi dort erwähnt. Vermuthlich wird die Einmauerung gleich-
zeitig mit der Errichtung der Treppe im Jahre 1348 oder nur wenig
später erfolgt sein. Die Versetzung ins Capitolinische Museum ge-
schah im Jahre 1812.
Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor XVIII Fol. 52 alle
scale d'A racch. Fig. 237' im Text S. 308. (Der eine Dioscur und
die beiden Figuren an der rechten Ecke sind vom Zeichner über-
sehen, die letzteren wohl wegen der Einmauerung.)
Abbildung: Monumenti dclV Instituto IX tav. II 4.
Litteratur: PlRRO LlGORlO De1 luoghi delle sepidturc delle
fameglie romane e degli huomini illustri 1550—1553, Cod. Ncap.
XIII B 10 (herausgegeb. v. H. Dessau Römische Reliefs beschr. v.
P. LlGORlO, in den Sitzungsberichten der königlich preussischen Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin 1883 S. 1091) Nr. 12; aldro-
vandi Le statue anticke di Roma 1556 p. 276; Casimiro Romano
Memorie istoriche della chiesa di S. Maria in Araceli 1736 p. 28;
Beschreibung der Stadt Rom III 1, 1837, S. 144 Nr. 29; HELBIG
a.a.O. p. 8t ss. (D); Stephani a.a.O. S. 96 Nr. 3. S. 100; Matz
a. a. O. p. 7 7 ss. (D); C. L. Visconti Bullettino della Commissione
archeologica municipale di Roma I 1875 p. 178; RlBBECK Die Rö-
mische Tragödie 1875 S. 509; Niwva Descrizione del Museo Capito-
lino 1878 /. 25.
Die allein erhaltene Vorderseite Fig. 237 ist eine sehr
späte Replik von 236 oder, vielleicht richtiger, die freie
Copie eines ähnlichen Exemplars.
In der ersten Scene steht vor dem Thorbogen an der
linken Ecke mit gekreuzten Füssen ein einzelner Netz-
träger. Er ist bärtig und mit einem gegürteten Chiton
und Stiefeln bekleidet. Mit der rechten Hand fasst er das
auf seiner linken Schulter aufliegende winzige Netz; vgl.
171. 239a. 239b. Vor ihm Atalante in ähnlicher Ge-
wandung und Stellung wie auf 236, aber nach rechts im
Profil und ohne Helm; statt dessen ist das in einem langen
Schopf auf den Rücken herabfallende Haar mit einer Binde
geschmückt. Auch am Hinterkopf sind die Haarsträhnen
") Vgl. oben zu 233 S. 302.
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