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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0199
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TAFEL XCVII MELEAGERS HEIMTRAGUNG 293a— 299

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Das Fragment Fig. 296 ist die rechte Ecke einer
Replik von 287. Erhalten ist der alte Thestius mit seinen
beiden Führern (vgl. auch 231). Der König trägt hier an
der linken Seite ein Schwert; seine Arme lässt er, wie auf
231 und 287, schlaff herabhängen. Der Führer zu seiner
Linken, der ihn an der Hand fasst, ist, wie auf 287, ein
Diener, bekleidet mit Aermeltunica, einer Chlamys, deren
einer Zipfel mit zurückgeschobener Spange auf seiner linken
Schulter aufliegt, und mit Schuhen. Der Begleiter zur
Rechten, der, wie auf 287, ganz in Rückenansicht gestellt,
aber jugendlich gebildet ist, legt seine Rechte an den
rechten Unterarm des Greises. Sein rechter Unterschenkel
samt dem hinteren Theil des Fusses ist modern, so dass
die Beschuhung auf Rechnung des Ergänzers kommt, vgl.
Fig. 296'. In der Linken hält er einen jetzt grösstentheils
abgearbeiteten Speer, s. Fig. 296' und vgl. 287. Der linke

Arm ist von der Chlamys
bedeckt. Den Kopf wendet
er nach dem einst links fol-
genden Zug mit dem ster-
benden Meleager zurück.
Zwischen 1767 und 1788
muss das Relief eine Ueber-
arbeitung erfahren haben,
die namentlich die zuletzt
beschriebene Figur stark
betroffen hat; denn wäh-
rend Guattani's Abbildung
das Fragment bereits in demselben Zustand zeigt wie jetzt,
ist bei Winckelmann Fig. 2g6' auf dem Rücken des Jüng-
lings noch der zurückgestreckte linke Arm der dem Zug
entgegenstürzenden Althaea mit dem darüberfallenden
Mantelzipfel erhalten; vgl. 230 a. 231. 286 — 28g. Der
Restaurator hat diesen Arm weggemeisselt und aus dem
Mantelzipfel und der Chlamys des Jünglings ein einziges
Gewandstück gemacht.

297) D. F. Rom, Museo nazionale delle Terme.
Fig. 297. L. 0,49. H. 0,33. Zeichnung von Eichler 1876.

Früher im Museo Kircheriano, vorher im Besitz des BARONE
P. E. Visconti.

Litteratur: Matz a. a. O. p. 99 (H).

Das Fragment Fig. 297 ist die linke Ecke eines Sar-
kophagdeckels, von der man die Eckmaske abgetrennt
hat. Links ein Thorbogen, davor der Streitwagen des
Meleager mit dem Wagenlenker, der die linke Hand wie
gewöhnlich auf eine Lanze stützt, aber den Kopf tiefer als
sonst gesenkt hat. Hinter den Rossen der Begleiter, der
sich mit der Chlamys die Thränen abtrocknet wie auf 231.
287. 2gi. Vor den Pferden ist noch der hinterste Träger
des sterbenden Meleager erhalten, hier wie auf 230 a. 271.
283. 285 nur mit einer Aermeltunica und Schuhen bekleidet.

2g8) F. Rom, Vigna Codini. Fig. 298. L. 0,40.
H. 0,27. Rh. 0,05. Zeichnung von Eichler 1891.

Auf diesem aus zwei Stücken bestehenden Fragment
Fig. 298 ist ein von zwei Pferden gezogener Wagen er-
halten. Das Joch läuft in einen Schlangenkopf aus. Ueber
dem Rücken der Pferde Gewandfalten von einer im Hinter-
grund befindlichen Figur. So sehr die Darstellung an
den Streitwagen des Meleager in der Scene seiner Heim-
tragung erinnert, so bin ich nachträglich doch zweifelhaft
geworden, ob das Stück mit Recht hier eingeordnet
ist, da der Wagenlenker nicht weggebrochen zu sein,
sondern überhaupt gefehlt zu haben scheint, wofür nament-
lich auch die nach hinten geneigte Stellung des Wagen-
kastens spricht.

29g) F. Verschollen, Früher Frascati, Villa Ta-
verna. L. des erhaltenen Theiles der Vorderseite 0,87,
des erhaltenen Theils der linken Schmalseite 0,21. H. 0,60.
Rh. der Vorderseite 0,06.

Im Jahre 1882 von mir an der bezeichneten Stelle gesehen, von
Eichler 1890 dort nicht mehr vorgefunden.

Erhalten war nur die linke Hälfte der Vorderseite mit
einem Theil der anstossenden Schmalseite. Die Gruppe
mit Meleagers Streitwagen war vollständig vorhanden. An
der Aussenseite des Wagens war ein nach rechts schwe-
bender Amor mit einer Guirlande in den Händen an-
gebracht. Der Wagenlenker stützte die linke Hand, wie
gewöhnlich, auf einen Speer. Neben ihm hinter den
Pferden der weinende Begleiter wie auf 231. 287. 291.
297. Rechts von diesem ein ebenfalls dem Wagenlenker
zugewandter bärtiger Mann, der sich mit der Rechten die
Chlamys vor das Gesicht zieht und die erhobene Linke
auf einen Speer stützt. Aus der rechts folgenden Gruppe
waren erhalten von dem sterbenden Meleager der Kopf
mit geschlossenen Augen (vgl. 300), der rechte Oberarm
und der angrenzende Theil der Brust, weiter der ihn
unter den Achseln fassende, mit einer Aermeltunica be-
kleidete Träger, rechts von diesem der nach rechts ge-
wandte bärtige Kopf eines Leidtragenden und endlich
links zwischen dem Träger und den Rossen ein dem
Zuge folgender bärtiger Mann in Aermeltunica, vgl. 230 a
und 287.

Auf der linken Schmalseite war nur das Grabmal des
Meleager erhalten, wie auf 285b in Gestalt eines grossen
Sarkophags mit Giebeldach und einer Guirlande auf der
Schmalseite. Ob davor, wie auf 285b, die sich das
Schwert in die Brust stossende Althaea oder wie auf
227 c. 234b. 248 a. 282 a eine oder zwei trauernde Me-
leagriden dargestellt waren, Hess sich nicht mehr con-
statiren.

Schöne Arbeit aus der ersten Hälfte des zweiten Jahr-
hunderts.

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