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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0204
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36o

MELEAGER

liegt der getödtete Eber [n. r.]. In dem Viereck zur L.
steht Atalante, n. 1. abgehend, doch n. r. zurückschauend;
vor sich hält sie mit beiden Händen die Lanze. Ihr Haar
ist in einen Knauf zusammengenommen. Sie trägt den
kurzen gegürteten Jagdchiton, einen Köcher, und Stiefel,
[neben ihr sitzt ein Hund]. Zur Rechten die Figur des
stehenden Verwundeten, der mit der R. an seinen Schenkel
greift und n. 1. blickt; über seiner 1. Schulter hängt ein
Gewandzipfel, [um die Brust hängt das Schwert]; das
r. Bein ist gebogen. [Nebenseiten leer]." Matz und
von Duhn.

Mithin war im Mittelfeld Meleager wie auf 2501. 309,
im linken Eckfeld die Atalante aus der Streitscene vor
der Jagd (vgl. 225—227. 230. 231. 233 — 235) und zwar
offenbar in derselben Bewegung wie auf 233. 234, im
rechten die typische rechte Eckfigur der römischen Sarko-
phage mit calydonischer Jagd dargestellt; also wiederum
ein Auszug aus dieser Sarkophag-Gasse.

3101) S. Verschollen, in der Mitte des sechszehnten
Jahrhunderts in Rom, bei Giacomo Colotio, dietro a
S. Maria in via.

Litteratur: Aldrovandi Le Statue di Roma 1556 /. 285.

„JVel muro oltre molti epitaphij murali, vi e anche
murata una pila antica con la figura di un giovane iscolpila,
che sta ignudo, solamente ha un panno attaccato alle spalle
con tm bottone; et ha in 7nano un dardo, alquale con bei
gesto appoggia il capo; presso a i piedi ha un cinghiaro.
disteso; et un cane, che pare che lo laceri cd denti". Aldro-
vandi.

Also Meleager wie auf 2501. 309. 310. Man würde
geneigt sein, diesen Sarkophag mit 310 zu identificiren,
wenn nicht Aldrovandi von einem den Eber zerfleischen-
den Hunde spräche, den Matz und von Duhn doch sicher-
lich nicht übersehen haben würden.

311) S. Wilton House (Wiltshire). Fig. 311. L. 1,95.
H. 0,63. T. 0,58. Zeichnung von H. Schenck nach einer der
Freundlichkeit F. Winter's verdankten Photographie 1899.

Gefunden 1726 bei Rom an der Via Appia im sog. Colum-
barium der Freigelassenen der Livia. Zuerst im Besitz von Henry
Somerset, Duke of Beaufort, von dem ihn später der Besitzer
von Wilton-House, Thomas Hubert Earl of Pembroke (1654—
1732), erwarb.

Abbildungen: Gori Mcmumentum sive Cohimbarium Uber forum
et servorum Liviae Augustae et Caesarum 1727 tab. IX B. Danach
Ghezzi Camere sepolcrali de'' liberti c libcrte di Livia Augusta ed
altri Cesari 1731 tav. 7 B; Gronov Thesaurus Antiquitatum Roma-
narum graecarumque, Nov. Suppl. III 1734, tab.g; PlRANESI Antichita
Romane III tav. XXVII O.

Litteratur: Gori a.a.O. p. 22 s.; James Kennedy A Descrip-
iion of the Antiquities and Curiositics in Wilton-House (erste Aus-
gabe 1758) 1769/. 14; Newton Notes on the Sculptures at Wilton
House 1849 p. 20 nr. 129; Conze Archaeologischer Anzeiger 1864
S. 175* Nr. 129; Michaelis Ancient Marbles in Great Britain 1882
p. 696 nr. 129.

Im Mittelfelde der geriefelten Vorderseite Fig. 311
Meleager mit der Rechten in die Flammen eines runden
Altars libirend; in der Linken hält er eine Lanze. Brust
und rechter Arm sind von der Chlamys bedeckt. Zu
seinen Füssen liegt am Boden der Eberkopf, dessen Stirn
mit einem merkwürdigen Auswuchs, der wie ein Hirsch-
horn aussieht, versehen ist, vgl. den Eber mit Widderhorn
auf 173. Von einem in Indien heimischen Eber mit Stier-
hörnern weiss Plinius Nat. hist. VIII 212 zu berichten. Links
neben Meleager steht Atalante im Chiton mit gegürtetem
Ueberschlag, auf dem Rücken den Köcher. Den linken
Arm legt sie um den Nacken des Meleager auf dessen
linke Schulter; mit der Rechten berührt sie seinen rechten
Oberarm; vgl. 239. 240. Die Köpfe dieser beiden Figuren
sind nur abbozzirt, sollten also ohne Zweifel die Porträt-
züge des in dem Sarkophag beigesetzten Paares erhalten.
Rechts von Meleager wird noch im Hintergrund der Kopf
und der ganz vom Gewand bedeckte Oberkörper eines
nach links gewandten Gefährten oder Dieners sichtbar.
Diese drei Figuren sind wie eine Statuengruppe auf eine
profilirte Basis gestellt. In den Eckfeldern stehen gleich-
falls auf besonderen Basen die beiden Dioscuren in streng
symmetrischer Haltung. Das nach innen gekehrte Bein ist
Spielbein, die nach innen gekehrte Hand hält ein in der
Scheide steckendes Schwert, die nach aussen gekehrte ist
erhoben und stützt sich auf eine Lanze. Bekleidet sind sie
mit Pileus und Chlamys, die zwar bei beiden selbstver-
ständlich auf der rechten Schulter geheftet ist, deren Zipfel
jedoch bei dem Dioscuren zur Rechten über den rechten,
bei dem zur Linken über den linken Arm geworfen ist.

An den Schmalseiten sind in ganz flachem Relief ge-
kreuzte achteckige Schilde und dahinter Speere angebracht.
 
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