Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0192
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
346

MELEAGER

284) D. F. Rom, Vatican, jetzt neben dem Eingang
zum Museum Gregorianum, früher auf der Loggia scoperta
eingemauert. Fig. 284. L. 0,73. H. 0,27. Die Seiten-
ränder sind selbstverständlich moderne Zuthat. Zeichnung
von H. Schenck nach einer E. Petersen verdankten Pho-
tographie 1899.

Am Anfang des 18. Jahrhunderts in Neapel, Palazzo Caraffa-
Columbrano, Topham. ZoEGA sah es im August 179*3 bereits im
Vatican in der Loggia scoperta, welcher Umstand es ermöglicht das
Fragment auch in der sehr allgemeinen Beschreibung des ältesten
vaticanischen Katalogs von Massi wiederzuerkennen. In der Zwischen-
zeit vermuthlich bei Thomas Jenkins, s. oben S. 246 zu 197. Vgl.
jetzt über diesen Friedr. Noack Goethe-Jahrbuch XXIV 1903
S.153 ff-

Alte Zeichnung: Tophamianus Eton Bm. IX Fol. 7, 1 „in
the Pallace of Caraffa in Naples". Fig. 284'.

Abbildungen: PlSTOLESl // Vaticano descritto ed illüstrato V
1829 tav.jj, — Annali de II'Institute XXXV 1863 tav. d:agg. AB 5.

Litteratur: P. MASSI Indienzione antiquaria del Pontificio
Mziseo Pio-Clementino in Vaticano 1792 p. 73 [lavoro toscano e rap-
presenta qualche istoria incerta); ZoEGA App. Fol. 170 Nr. 76 (August
1793). Fol. 460 o Nr. 76; Pistolesi a.a.O. p. 117; Beschreibung der
Stadt Rom II 2, 1834, S. 196 Nr. 19; Massi Descrizione dei Musei
Vaticani, il Mitseo Pio-Clementino nr. 457; Helbig a. a. O. p. 104s.;
Matz a.a.O. p. 102; Robert Hermes XXXIII 1898 S. 158f.; Helbig
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Alterthümer in
Rom V 1899 S. 163 Nr. 267.

Dieses offenbar von einem Sarkophag mit Meleagers
Heimtragung wie 287 herrührende Deckelfragment Fig. 284
enthält die beiden ersten Scenen von 283, aber natürlich
nicht über, sondern nebeneinandergestellt, jedoch gleichfalls
in der Reihenfolge von rechts nach links.

Die erste Scene zeigt Meleager, wie er seine beiden
Oheime tödtet. Der Held erscheint in derselben Stellung
und Bewaffnung wie auf 283, nur tritt er mit dem linken
Fusse auf eine kleine Erhöhung. Die Fig. 284' über
seinen linken Oberschenkel fallende Chlamys scheint Zuthat
des Zeichners zu sein. Der todte Thestiade zwischen
Meleagers Füssen ist hier aufs Gesicht niedergestürzt; der
Schild ruht schimpflich auf seinem Rücken, so dass er im
Fliehen erschlagen zu sein scheint. Der zweite Thestiade
ist rücklings zu Boden gestürzt und macht noch einen
verzweifelten Versuch sich zu decken, indem er mit der
Linken seinen Schild über das Haupt erhebt; in der
Rechten hält er das Schwert; auf seiner rechten Schulter
wird ein Stück seiner Chlamys sichtbar.

In der zweiten links anschliessenden Scene ist Me-
leager in derselben Stellung wie auf 283 dargestellt, mit
der rechten Hand die Fackel erhebend; aber statt der
Lanze hält er mit der linken Hand den Schild, auch fehlt
der Panzer. Hingegen trägt er, wie auf 283, Wehrgehäng
und Helm. Das Stadtthor, an das Meleager Feuer an-
legen will, ist nur durch einen einzigen Pfeiler angedeutet;

aber rechts davon sieht man die Ecke eines von korin-
thischen Säulen getragenen und mit einem Giebeldach be-
deckten Tempels, ohne Zweifel des der Diana; denn
diese Göttin tritt selbst aus dem Tempelthor heraus, um
dem Beginnen Meleagers mit vorgestreckter Rechten Halt
zu gebieten; sie rettet also durch ihr Eingreifen die Stadt.
In der Linken hält sie die Lanze, deren Spitze am Tempel-
dach erhalten ist; im Haar trägt sie ein Diadem; bekleidet
ist sie mit einem kurzen Chiton, um den eine kurze
Chlamys gürtelartig gewunden ist, und mit Jagdstiefeln.
Hinter Meleager nähern sich noch drei Krieger dem Thor.
Im Vordergrund ein bärtiger Mann in Helm und Panzer,
am linken Arm einen grossen Rundschild, in der Rechten
eine brennende Fackel; den Kopf wendet er nach links
zurück, wo ohne Zweifel noch weitere Krieger, auch im
Vordergrund, gefolgt sein werden. Die beiden erhaltenen
Krieger sind in den Hintergrund gerückt. Zunächst, durch
den Schild des bärtigen Fackelträgers grösstentheils ver-
deckt, ein Jüngling, der einen Helm mit Sturmband und
einen Panzer trägt, von dem jedoch nur die Enden der
Lederriemen unter dem unteren Schildrande seines Neben-
mannes zum Vorschein kommen. Von dem dritten eben-
falls jugendlichen Krieger wird über der rechten Schulter
des Fackelträgers nur der gleichfalls von einem Helm mit
Sturmband bedeckte Kopf und der erhobene rechte Arm
sichtbar, mit dem er einen auf seinem Rücken liegenden,
jedesfalls mit Brennstoff, etwa Werg, gefüllten Sack fest-
hält. Die linke untere Ecke, die die Unterschenkel der
drei zuletzt besprochenen Figuren enthält, ist, wie erst
durch erneute Prüfung des Originals festgestellt wurde,
modern. Weiter links war ohne Zweifel als dritte Scene
der Tod Meleagers durch Apollo, wie auf 283, dargestellt;
aber wahrscheinlich enthielt der Deckel auf seiner rechten
Hälfte auch noch weitere Scenen, vielleicht die verhängnis-
volle That der Althaea und ihren Selbstmord, vgl. 293a.
Gute Arbeit aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts.

285) S. Perugia, Museo Etrusco e Romano.
Fig. 285. Fig. 285a. Fig. 285b. L. 2,12. H. 0,92. T. 0,92.
Zeichnung von Eichler 1884.

Früher in der Abbazia di Farfa bei Rieti; 1878 dem Museum
von Perugia von dem Ministerium überwiesen.

Litteratur: Giov. Schmidt Bullettino delV Institute 1879 p. 171;
A. lupatelli Indicazione degli oggetti piü importanti che si trovano
nei Musei di antichita Etrusca, Romana e Medio-evale esistenti nella
Universita di Perugia 1882 p. 11 nr. 3; Ders. // Museo Etrusco e
Romano di Perugia 1889 p. 22; Robert I-Iermes XXXIII 1898
S. 153 A. r.

Von den vier auf 283 dargestellten Scenen enthält die
Vorderseite dieses Sarkophags Fig. 285 nur die beiden
letzten: Apollos Begegnung mit Meleager und die
Heimtragung des Sterbenden.
 
Annotationen