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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0023
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TAFEL XCIX. C 313—315

38l

b) ZWEITE KLASSE.

Tafel C.

315) S. Rom, Lateran, zwölftes Zimmer 813. Fig.315.
Fig. 315a. Fig. 315b. L. 2,11. H. 0,93 (d. K. 0,70, d. D.
0,23). H. d. Tragbalken 0,24. T. 0,96. Zeichnung von
Eichler 1877.

Gefunden am 19. Januar 1839 in der Vigna Lozano-Argoli in
der Nähe der Porta Viminalis zusammen mit dem Orestes-Sarko-
phag II 155, dem er an der links vom Eingang gelegenen Wand ge-
rade gegenüberstand.

Abbildungen: Grifi Intorno ad un sepolcro disotterato nella
vigna del Conte Lozano-Argoli 1839 [Atti della Pontificia Accademia
Romana di archeologia X 1842 iav. IV A. £.). Danach Stark a. a. O.
Taf. 19. — Garrucci Monumenti del Mnseo Lateranense 1861 tav.
III 1. 2. 3. — Strong Roman sculpture 1907 LXXIX.

Literatur: melchiorri Bulletino deW Institnto 1839 /. 3;
ABEKEN ebd./. 39, Augsburger Allgem. Zeitung 1839 Nr. 93, Kunst-
blatt 1839 Nr. 34; Grifi a. a. O. p. 248^.; Brunn Kunstblatt 1844
S. 322; Welcker Alte Denkmäler I 1849 S. 311; Braun Ruinen und
Museen Roms 1854 S. 745 Nr. 15; KlÜGMANN Bull. d.Inst. 1864/. 126;
Benndorf und Schöne Lateran 1867 S. 296 flf. Nr. 427; Heydemann
Ber. d. sächs. Ges. 1877 S. 74; Helbig Führer 1891 I S.529f. Nr. 679
(2. Aufl. 1899 I S.473 f. Nr. 705; 3. Aufl. 1912 II S.42f. Nr. 1209);
Robert a. a. 0.372 A. 1. 381; Strong a. a. O. p. 258 f.; Pagenstecher
Sitz.-Ber. d. Heidelberger Akad. 1910, 6 Abh. 21.

An der linken Ecke der Vorderseite Fig. 315 Am-
phion mit struppigem Haupt- und Barthaar, in Panzer und
Schuhen, mit der L. den Schild erhebend, um seinen jüng-
sten Knaben, der, von einem Pfeil in die Brust getroffen,
über seinen rechten Unterarm hängt, zu schützen; vgl.
Iuven. VI 172 ss. (oben S. 374)- Hinter ihm deutet eine Säule
den Palast an. An der rechten Ecke Niobe wie sie ihre
beiden jüngsten Töchter an sich drückt, eine Situation, die
wir auf 313 sich vorbereiten sehen1}. Ähnlich wie dort
wölbt sich der Mantel bogenförmig über ihrem Haupt; das
Gesicht ist von Schmerz verzerrt. Das rechts an ihr
emporstrebende Töchterchen gleicht mehr dem des pom-
pejanischen Marmorbildes als dem der Florentiner Gruppe.
Das zweite Mädchen duckt sich ängstlich unter den Arm
der Mutter, die es mit der rechten Hand an der Schulter
packt. Diese beiden die ganze Höhe der Bildfläche ein-
nehmenden Figuren rahmen die Darstellung des Untergangs
der übrigen Niobiden ein, der sich auf felsigem Terrain
abspielt.

In der Mitte der oberen Bildfläche sinkt ein berittener
Niobide rückwärts auf sein Pferd zurück, indem er die linke
Hand auf seine Brust legt. Offenbar ist er hier von einem

') Auch auf dem tarentinischen Krater bei Stark a. a. O. Taf. II
suchen zwei Töchter bei der Mutter Schutz.

Pfeil getroffen, der aber plastisch nicht dargestellt; s. jedoch
316. Unter ihm hält sich einer seiner Brüder mit der R.
am Zaum seines sich bäumenden, mit einem Pantherfell be-
deckten Pferdes, das ihn eben abgeworfen zu haben scheint.
In der L. hält er einen Pfeil, den er sich gerade aus dem
Unterleib gezogen hat. In der oberen Bildfläche sind zu
beiden Seiten des Reiters symmetrisch zwei auf dem Kamm
eines Felsen in die Knie gesunkene Töchter der Niobe
angebracht, die eine in Vorder-, die andere in Rücken-
ansicht. Jene, mit bogenförmig flatterndem Mantel, mit
dessen Ende sie den linken Unterarm umwickelt hat, blickt
angstvoll nach oben, wie auch die seitlich ausgestreckte
Hand eine Gebärde des Schreckens macht. Die andere
muß nach ihrer Kopfhaltung in den Nacken getroffen sein,
obgleich ein Pfeil nicht zu entdecken ist, s. aber 316. Ihre
beiden Hände sind erhoben; die rechte faßt einen Zipfel
des in konkavem Bogen über ihren Rücken fallenden Man-
tels, die linke macht einen Gestus des Schreckens. Der
linke Unterschenkel dieser Figur erscheint in arger Ver-
renkung. Ebenso symmetrisch wie diese beiden Mädchen
sind an den Enden vor Amphion und Niobe zwei fort-
galoppierende Reiter angebracht, der eine in der Richtung
nach oben, der andere in der Richtung nach unten. Der
erste sitzt in geduckter Haltung auf seinem in gestrecktem
Laufe dahinrennendem Pferd, den linken Arm weit vor-
gestreckt; die weit zurückflatternde Chlamys deutet die
Schnelligkeit der Bewegung an. Der zweite sucht einen
Pfeil, von dem er im Nacken getroffen ist, herauszuziehen,
während sein erschrecktes Pferd den Berg-abhanof hinab-
springt.

So weit ist in dem oberen Teil der Bildfläche die Sym-
metrie streng durchgeführt. Sie wird aber links empfindlich
gestört durch die Gruppe des eine sterbende von einem
Pfeil in den Leib getroffene Tochter der Niobe stützenden
Pädagogen, die mit ihrem oberen Teil in den Zwischen-
raum zwischen dem enteilenden Reiter und der gestürzten
Niobide eingreift. Vgl. darüber oben S. 374 f.

In der unteren Bildfläche ist die Symmetrie weniger
augenfällig, beabsichtigt war sie aber auch hier, indem der
Raum zwischen dem von seinem Pferd gestürzten Niobiden
in der Mitte und Amphion auf der einen, Niobe auf der
anderen Seite von je drei Figuren eingenommen wird, von
denen zwei zu Gruppen verbunden sind und die o-eaen-
ständlich einen gewissen Kontrast miteinander bilden: links
Pädagoge mit Knaben und sterbende ältere Tochter, rechts
Amme mit jüngerer Tochter und Niobide auf gestürztem

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